Wolfsburg. Von 25 Spielen in München verloren die Wölfe 23. Trainer Niko Kovac erklärt, worauf es ankommt, um das zu ändern. Womöglich mit Josuha Guilavogui.

Das, was am 4. April 2009 geschehen ist, bleibt den Anhängern des VfL Wolfsburg auf ewig gut in Erinnerung. Damals, als Grafite, Edin Dzeko, Zvjezdan Misimovic und Co. den FC Bayern München in der VW-Arena mit 5:1 zerlegten. Was für ein Erfolg! Und der bleibt nicht nur hängen, weil er ein Meilenstein auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft war. Sondern auch, weil in der Gedächtnis-Schublabe, in der die Siege gegen den Rekordmeister abgespeichert sind, ansonsten gähnende Leere herrscht. Nur drei weitere Erfolge konnten die Wölfe gegen die Münchener feiern – in 50 Spielen. Auswärts gelang gar nie ein Dreier. Lediglich zwei Unentschieden und 23 Niederlagen stehen in der Statistik.

Am Sonntag (17.30 Uhr) wagen die Grün-Weißen nun den nächsten Versuch, Zählbares aus München zu entführen. Ist es dann endlich an der Zeit, dass die Negativ-Serie reißt? Warum nicht, meint Trainer Niko Kovac. „Es wird immer das erste Mal geben. Die Frage ist nur, wann es kommt“, sagt der 50-Jährige. Gleichwohl ist ihm natürlich bewusst, welche Mammutaufgabe da auf ihn und seine Schützlinge wartet. Und wenn es einer weiß, dann Kovac. Schließlich spielte er zwischen 2001 und 2003 selbst für die Bayern. Im Jahr 2018 kehrte er als Trainer zurück. Insgesamt sieben Titel holte er mit der Übermacht des deutschen Fußballs.

Der VfL Wolfsburg will seine wenigen Chancen nutzen

Kovac weiß also um das Sieger-Gen, um den Erfolgshunger, der in München dazugehört wie Lederhosen auf dem Oktoberfest. Mit diesem Hunger wollen die Bayern ihre Gegner förmlich auffressen. Und das so schnell wie möglich. Sie kommen mit Wucht, sie kommen mit Aggressivität, sie kommen mit Pressing und sie kommen mit Spielstärke. „Die Bayern versuchen genau wie alle Top-Mannschaften, die Spiele in den ersten 45 Minuten zu entscheiden“, sagt der Wölfe-Coach. Das hat beim Bundesliga-Startschuss auch Eintracht Frankfurt erleben müssen. Schon zur Halbzeit lag der Europa-League-Sieger gegen die Münchener aussichtslos mit 0:5 zurück. Am Ende hieß es dann 1:6.

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Aber die Wolfsburger sind und bleiben Profisportler. Das heißt, sie wollen immer gewinnen und an ihre Chance glauben. Sie müssen sogar. Das schreibt das Berufsethos vor. Sonst müssten sie ja gar nicht in einen Wettstreit gehen. Kovac und die Wölfe wollen etwas mitnehmen aus München. „Was das am Ende ist, werden wir sehen“, sagt der Kroate und fügt an: „Wir werden auch unsere Chancen bekommen. Nur bekommst du davon nicht allzu viele. Wenn du diese Chancen nicht nutzt, dann wirst du das Spiel nicht gewinnen. Das Wenige, was uns geliefert wird, müssen wir annehmen.“

Josuha Guilavogui war gegen Werder der Held – Reicht’s jetzt für die Startelf?

Vorteil Wolfsburg: Für eine Niederlage in München wird keine Mannschaft angezählt. Diese Pleiten sind verkraftbar – trotz allen inhärenten Sportsgeists. Es sei denn, es wird richtig übel. Es sei denn, ein Team gerät vollends unter die bayrische Fußball-Dampfwalze. Kovac: „Man muss damit rechnen, dass man dort auch in Rückstand gerät und dann trotzdem bei dem bleiben, was man sich vorgenommen hat. Das Schlimmste passiert dort immer, wenn man auseinanderfällt. Man kann immer in Rückstand geraten, aber in München wird es meistens direkt gefährlich, weil die Spielfreude beim Gegner geweckt wird.“

Um das zu verhindern, gehe es auch darum, in der Zweikampfführung präsent zu sein. So wie es Josuha Guilavogui nach seiner Einwechslung beim 2:2 gegen Werder Bremen gewesen ist. Da war Kovac im ersten Durchgang gar nicht mit der Defensivarbeit zufrieden. Als der Franzose mitmischte, lief es plötzlich besser. Und dann erzielte er kurz vor dem Abpfiff auch noch den Ausgleich. Mehr geht eigentlich nicht. Nun kann sich der Routinier gegen die Bayern Hoffnungen auf einen Platz in der Startelf machen.

Gegen den FC Bayern München geht’s nur zusammen

Dabei war der Ex-Kapitän eigentlich schon weg. Auch jetzt steht ein Wechsel noch im Raum. Aber die Karten liegen bei Guilavogui. „Ich weiß, was Josh kann. So wie er im Moment auftritt, sehe ich keine Gründe, ihn gehen zu lassen“, sagt Kovac. Gegen den Rekordmeister wird einer aber nicht reichen, der sich der fußballerischen Übermacht entgegenwirft. „Wir müssen das im Verbund regeln“, so der Wölfe-Coach.

Das taktische Konstrukt sei dabei nebensächlich. Ob Dreier-, Vierer- oder Fünferkette – alles egal. „Es geht um die Umsetzung. Das System muss mit Leben gefüllt werden“, sagt der Kroate, „alle zusammen. Dann haben wir eine Chance.“