Magdeburg. Antonino Spatola hat den Wolfsburger WM-Herausforderer lange beim AKBC trainiert, sollte heute beim IBO-Champion in die Ecke - darum macht er‘s nicht.

Es war ein ziemlicher Hammer, den Trainer Antonino Spatola vom AKBC Wolfsburg vor gut zwei Wochen gegenüber unserer Zeitung hatte platzen lassen: Im Weltmeisterschafts-Kampf zwischen IBO-Champion Osleys Iglesias aus Kuba und dem Wolfsburger Artur Reis (Samstagabend, 7. Oktober, ab 22.30 Uhr live im MDR) wollte er seinen Freund und Iglesias-Trainer Georg Bramowski erstmals als zweiter Mann am Ring unterstützen. Und das ausgerechnet gegen den 30 Jahre alten Herausforderer Reis, den er selbst 17 Jahre lang trainiert hatte. Doch dazu wird es am heutigen Samstagabend nicht kommen. Spatola nimmt am Ring im chicen Magdeburger Maritim-Hotel nur als Zuschauer Platz.

Darum steht Antonino Spatola doch nicht in der Ecke des Weltmeisters

Der AKBC-Coach und -Präsident hatte mit seiner Ankündigung für ordentlich Wirbel vor diesem Kampf gesorgt. Sein Ex-Schützling zeigte sich so gar nicht erfreut, sprach davon, es sei eine Grenze überschritten worden. Ihn selbst, so der Wolfsburger Profi, motiviere das in der heißen Vorbereitungsphase noch einmal mehr. Und Iglesias-Trainer Bramowski hatte genau das, was er wollte: der erste Punkt in den Psychospielchen vor so einem Kampf ging an ihn. Auch am Mittwoch auf der Pressekonferenz war die Spatola-Entscheidung noch einmal ein großes Thema, doch jetzt kommt es anders. Am Freitag sprachen Spatola und Bramowski noch einmal, „aus gesundheitlichen Gründen“, so der Wolfsburger Coach, werde er nicht als Sekundant in die Weltmeister-Ecke gehen, den Kampf aber sehr wohl im mit 1500 Zuschauern restlos ausverkauften großen Saal des Maritim-Hotels verfolgen.

Beim offizlellen Wiegen im Magdeburger Florapark hatte der Wolfsburger Herausforderer Artur Reis keinerlei Probleme, das geforderte Gewicht zu bringen - ganz im Gegensatz zu Weltmeister Osleys Iglesias.
Beim offizlellen Wiegen im Magdeburger Florapark hatte der Wolfsburger Herausforderer Artur Reis keinerlei Probleme, das geforderte Gewicht zu bringen - ganz im Gegensatz zu Weltmeister Osleys Iglesias. © Sport | Peter Gercke

Die ganze Sache hat dabei eine Vorgeschichte: Reis und Spatola arbeiteten über Jahre erfolgreich zusammen. Drei Mal wurde der Sportler mit dem erfahrenen Coach Weltmeister im Kickboxen, war deutscher Vize-Meister im Amateurboxen. 2017 entschied sich Reis für einen anderen Weg, wechselte ins Mixed Martial Arts - gegen den Rat seines Trainers, der sich dann von Reis trennte. Als der heute 30-Jährige nach fünf Kämpfen das Oktagon wieder gegen den Boxring austauschte, gab es kein Zurück mehr.

Artur Reis: Ich sehe mich nicht als Außenseiter

Jetzt trainiert Reis seit eineinhalb Jahren fest unter Coach Dirk Dzemski vom Magdeburger SES-Stall.Der WM-Kampf ist gleichzeitig das SES-Debüt für Reis, der bei Promoter Ulf Steinforth einen Vertrag unterschrieben hat. Wie seine Chancen gegen den 25 Jahre alten und acht Zentimeter großen Kubaner stehen? Das ist schwierig einzuschätzen. Reis sagt zwar, er sieht sich nicht als Außenseiter. Iglesias, da sind sich viele Experten einig, steht allerdings am Anfang einer großen Profikarriere. Er bringt ein sehr breites Repertoire mit, ist durch seine langen Arme nur schwer zu treffen. Bramowski sagt gar, sein Schützling habe „gar keine Schwächen“.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Der Wolfsburger, der das nötige Kampfgewicht im Gegensatz zum Weltmeister locker beim ersten Gang über die Waage erreicht hat, wird einen ausgeklügelten Plan brauchen, darf sich auch von schweren Treffern nicht aus dem Konzept bringen lassen. Die Rolle als Außenseiter liegt ihm dabei, schon häufiger gelang es Reis, einen vermeintlichen Favoriten zu schocken, sowohl im Kickbox- als auch im Boxring. Am Samstagabend gegen Iglesias wartet aber seine wohl größte Herausforderung.