Magdeburg/Wolfsburg. Profiboxer Artur Reis trifft Samstag in Magdeburg auf Weltmeister Osleys Iglesias aus Kuba. Favorit ist der Wolfsburger nicht, aber hochmotiviert.

So langsam wird‘s ernst: Die Vorbereitung ist so gut wie abgeschlossen, alles fiebert auf den Samstagabend entgegen, wenn der Wolfsburger Herausforderer Artur Reis um die IBO-Weltmeisterschaft im Supermittelgewicht gegen Champion Osleys Iglesias in den Ring klettert. Der MDR überträgt die Veranstaltung von 22.30 Uhr an. Am Mittwochvormittag gab‘s auf der Pressekonferenz im Magdeburger Maritim-Hotel, wo am Samstag auch die Veranstaltung von Promoter SES Boxing stattfinden wird, die letzten markigen Worte, der große Saal ist mit 1500 Zuschauern so gut wie ausverkauft, nur noch einzelne Restkarten waren am Mittwoch verfügbar.

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Klar ist: Reis geht als Außenseiter in das Rennen der beiden noch ungeschlagenen Kämpfer. Der 30 Jahre alte Wolfsburger hat bisher elf Duelle als Profi bestritten, alle gewonnen, acht davon vorzeitig. Sein aufsehenerregendster war auch sein kürzester: Er schickte den erweiterten Weltklassemann Davide Faraci im vergangenen November in dessen Heimat in Boxrente. Die K.o.-Quote des Kubaners Iglesias ist noch einen Tick besser: In acht Profi-Duellen siegte er sieben Mal vorzeitig. Für Aufsehen erregte zuletzt die Tatsache, dass sein Coach Georg Bramowski sich als Unterstützung Reis‘ langjährigen Trainer Antonino Spatola vom AKBC Wolfsburg in die Ecke holt.

Artur Reis (2. v. r.) und Weltmeister Osleys Iglesias beim ersten Treffen mit Osleys Iglesias (2. v. l.). Am Samstagabend stehen sie sich im Magdeburger Maritim-Hotel endlich gegenüber.
Artur Reis (2. v. r.) und Weltmeister Osleys Iglesias beim ersten Treffen mit Osleys Iglesias (2. v. l.). Am Samstagabend stehen sie sich im Magdeburger Maritim-Hotel endlich gegenüber. © Sport | Daniel Hotop

Reis über seinen langjährigen Coach: Wundert mich, dass er nicht dabei ist

Natürlich ging es auch am Mittwoch um das mögliche Wiedersehen mit Spatola am Samstag. Reis sagte: „Ich finde es schade, das macht man nicht, auch vom gegnerischen Team. Das ist für mich aber noch mal eine Bestätigung, dass ich ernst genommen werde. Es wundert mich, dass er nicht dabei ist.“ Bei Bramowski sorgte das nur für ein Schmunzeln. Auch Reis‘ neuer Promoter Ulf Steinforth legte den Fokus schnell wieder auf den Samstagabend: „Hier spielen keine alten Trainer eine Rolle, sondern die Sportler, die hier sind.“

Allzu viel ließen sich die Athleten beim letzten verbalen Schlagabtausch natürlich nicht in die Karten schauen. Gleichwohl schoben alle Protagonisten die Favoritenrolle in Richtung des 25 Jahre alten Kubaners. Auch sein Trainer hat die höchsten Ansprüche, Bramowski sagte: „Osleys ist einer der wenigen, denen eine ganz große Laufbahn vorhergesagt wird. Er muss aber was dafür tun, er muss viel investieren, um seine sportlichen Ziele zu erreichen.“ Der Coach schob mit Blick auf seinen Boxer hinterher: „Er hat keine Schwächen.“

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Reis über den Weltmeister: „Schwächen hat jeder“

Reis hat in den vergangenen Wochen natürlich versucht, genau solche aufzudecken, sagte: „Schwächen hat jeder, man muss sie nur finden. Wir arbeiten daran, seine zu finden und auch zu nutzen.“ Markige Worte fand Reis‘ aktueller Coach Dirk Dzemski vom SES-Stall. Der meinte: „Artur ist nicht der Favorit, Osleys muss zeigen, dass er der Weltmeister und dem gewachsen ist. Die Leute können sich auf einen tollen Fight freuen. Da trifft Feuer auf Feuer, es wird brennen.“

Reis ist erst spät beim Profiboxen gelandet, mit 30 Jahren hat er gar keine Chance, Herausforderungen wie Iglesias aus dem Weg zu gehen. Will er aber auch gar nicht; der Wolfsburger will sich mit den Besten der Zunft messen, an seine Grenzen gehen. Iglesias könnte ihn an eine solche führen. Der Kubaner hat Reichweiten-Vorteile, trotz seiner Größe eine große Schlagkraft. Der Wolfsburger wird auch kritische Momente in dem auf zwölf Runden angesetzten Kampf überstehen müssen: „Ich lasse mich nicht auf den Boden werfen. Kritische Situationen sind mir bekannt. Ich werde schon Stand halten - lasst euch überraschen.“ Er sagte zudem in Iglesias‘ Richtung: „Du bist der Weltmeister, der Favorit, aber ich bin kein Fallobst.“

Artur Reis: Viel Unterstützung aus der Region Braunschweig-Wolfsburg

Das will er am Samstagabend beweisen, zahlreiche Zuschauer kommen seinetwegen ins Maritim-Hotel: „Ich freue mich über den Support aus meiner Region, aus Wolfsburg, Gifhorn, Braunschweig oder Salzgitter. Es ist ja ein Katzensprung. Das motiviert mich, und es freut mich, dass fast alle hier sein werden, das ist noch mal ein Riesenansporn.“

Am Freitag (15 Uhr) findet im Magdeburger Einkaufszentrum Florapark das offizielle und öffentliche Wiegen statt. Beide Athleten dürfen maximal 76,203 Kilogramm auf die Waage bringen. Danach darf wieder ganz normal gegessen werden. Besonderheit bei den SES-Boxern: Am Abend vor dem Kampf gibt‘s einen gemeinsamen Kino-Besuch. Die Stunden vor dem Kampf stehen dann komplett unter dem Aspekt der Fokussierung: Der Ring wird noch einmal inspiziert, es geht Spazieren. Reis: „Die Vorbereitung war gut. Es geht darum, alles noch mal wirken zu lassen, um dann am Samstagabend zu 100 Prozent bereit zu sein.