Wolfsburg. Mit 0:5 geht Wolfsburgs Eishockey-Erstligist in Straubing unter, liegt im Play-off-Viertelfinale der DEL 2:3 zurück. Jetzt braucht es zwei Siege.

Chancenlos und abgewatscht! Jetzt wird es eng für die Grizzlys Wolfsburg, sie stehen kurz vor dem Aus in den Play-offs der Deutschen Eishockey-Liga. Nach der 0:5 (0:0, 0:3, 0:2)-Klatsche in Viertelfinal-Spiel 5 am Freitagabend bei den Straubing Tigers fehlt diesen nur noch ein Sieg, um die Grizzlys in die Sommerpause zu schicken. 2:3 liegt die Mannschaft von Trainer Mike Stewart in der Best-of-7-Serie zurück und muss am Sonntag (19 Uhr, Eis-Arena) zu Hause Match 6 unbedingt gewinnen.

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Erst zum zweiten Mal in dieser Spielzeit blieben die Grizzlys ohne eigenen Treffer. Vor 4485 Zuschauern am ausverkauften Pulverturm schossen Travis St. Denis (2), Mike Connolly (2) und Mark Alt die Tore für die gefeierten Tigers.

Das hätte nicht sein müssen. Absolut unverändert im Vergleich zu Spiel 5 (Endstand 3:1 für Straubing) am Mittwoch in Wolfsburg liefen beide Teams auf. Die Sorge um Grizzlys-Verteidiger Armin Wurm, der im Schlussdrittel am Mittwoch einen harten Schuss aufs Bein bekommen hatte, war unbegründet. Der Routinier konnte trotz eines wahrscheinlich schwarzblauen Blutergusses auflaufen.

Statistik spricht gegen die Grizzlys

Die Frage, die sich vor dem fünften Duell alle Wolfsburger stellten: Starten die Grizzlys im Vergleich zum Mittwoch diesmal hellwach ins Match? In Spiel 4 hatte sie ein katastrophales und 0:2 verlorenes Anfangsdrittel den Sieg gekostet. Die Statistik machte vor dem Match den Gästen nicht viel Mut. Zwar waren die Stewart-Mannen in Spiel 3 mit 2:1 in Niederbayern erfolgreich gewesen. Aber die Straubinger hatten in der ganzen Saison noch nie zwei Heimspiele nacheinander verloren. Ein schlechtes Omen?

Entgegen der offiziellen Aufstellung hatte Stewart doch eine Umstellung vorgenommen. Fabio Pfohl, der etatmäßige Center der vierten Sturmreihe, begann als Rechtsverteidiger neben Jordan Murray. U23-Profi Philipp Mass blieb erst einmal nur der Platz auf der Bank und wenig Eiszeit. Die Gäste gaben eine ordentliche Antwort auf ihre Startprobleme zwei Tage zuvor. Die Tigers liefen ihnen diesmal nicht davon. Auch von der frühen Knieverletzung Lucas Dumonts (blieb im Eis hängen), die für den Stürmer und Unterzahlspezialisten nach nur 2:40 Minuten das Aus bedeutete, brachten die Grizzlys nicht aus dem Konzept. Nolan Zajac (6. Minute) und in Unterzahl Darren Archibald (11.) besaßen die besten Chancen zur Führung.

Strahlmeier sichert in Drittel 1 das 0:0

Auf der anderen Seite traf St. Denis im Powerplay, mit dem die Gastgeber das Momentum übernahmen, die Latte. In Wolfsburgs erster Überzahl konterte Straubing zweimal gefährlich. Vor allem beim zweiten Break besaß JC Lipon (15.) die Riesenchance, doch Dustin Strahlmeier im Grizzlys-Tor machte sich ganz breit und wehrte den Schuss ab. Auch in der letzten Minute von Drittel 1 fuhr „Strahlie“ den Schoner gegen St. Denis’ Versuch aus. Ihm war es zu verdanken, dass sein Team nicht schon zurücklag.

101 Sekunden nach Wiederbeginn verlor Strahlmeier allerdings das Duell mit St. Denis, den Nolan Zajac nicht stoppen konnte. Wolfsburg geriet immer stärker unter Druck. Eine Bankstrafe wegen zu vieler Spieler auf dem Eis überstanden die Niedersachsen noch glücklich. Kaum wieder komplett, wissen sie sich aber zweimal nacheinander nur mit einem Icing zu helfen. Ihre Spieler mussten daher auf dem Eis bleiben, während die Tigers immer frische Kräfte bringen konnten. Connolly mit Schuss und Volley-Nachschuss, bei dem Strahlmeier mal keine glückliche Figur machte, erhöhte folgerichtig auf 2:0 (30.).

Archibald setzt fragwürdiges Zeichen

Nach einer etwa zehnminütigen Phase mit 11:0 Schüssen für die Tigers war es Zeit, ein Lebenszeichen zu senden. Dafür fühlte sich Darren Archibald zuständig und landete einen harten und grenzwertigen Hit gegen Nationalverteidiger Marcel Brandt (32.). Der wirkte benommen, musste sich schütteln. Bestraft wurde von den Referees aber nur die anschließende Rauferei zwischen Straubings JC Lipon und Archibald. Es ging mit 4-gegen-4 weiter. Wenn die Tigers-Offiziellen Archibalds Aktion vom Disziplinar-Ausschuss überprüfen lassen, ist es möglich, dass noch eine Sperre nachkommt. Der Wolfsburger ist aus der Saison 2021/22 kein unbeschriebenes Blatt.

Es kam noch dicker für die Grizzlys. Erneut St. Denis (36.) erhöhte in Überzahl auf 3:0. Bei einer endlich mal guten Grizzlys-Chance erwischte offenbar eine gegnerische Kufe Laurin Braun am ungeschützten Oberschenkel. Vermutlich zog er sich eine Schnittwunde zu. Er rief sogleich Mannschaftsarzt Dr. Nazem Hamade und verschwand mit diesem wohl zum Nähen in der Kabine – und kam nicht zurück.

Alt lässt Wolfsburg alt aussehen

In Überzahl begannen die Wolfsburger den Schlussdurchgang und hatten durch Kapitän Spencer Machacek und Matt Lorito (beide 41.) zwei dicke Chancen. Doch der Puck wollte nur wieder auf der anderen Seite rein. Alt (43.) sorgte fürs 4:0 und für die Entscheidung. Bei den nächsten drei Powerplays (50./54./59.) versuchte es Stewart mit 6-gegen-4 und ohne Torwart. Archibald (51.) scheiterte am überragenden Hunter Miska im Tigers-Kasten. Connolly traf indes zum 5:0 (60.) ins leere Tor.

Kleiner Mutmacher: Strahlmeier hielt noch einen Penalty von Lipon (54.). Es scheint jedoch fraglich, ob die verletzt ausgeschiedenen Dumont und Braun bis Sonntag wieder fit sind. Die Grizzlys stehen mit dem Rücken zur Wand.

Spiel kompakt:

Straubing Tigers: Miska – Brandt, Daschner; Zimmermann, Kohl; Manning, Alt; Klein – Tuomie, Brunnhuber, Akeson; Leier, Zengerle, St. Denis; Connolly, Adam, Lipon; Schönberger, Samanski, Turnbull.

Grizzlys Wolfsburg: Strahlmeier – Krupp, Zajac; Pfohl, Murray; Bittner, Wurm; Mass – Fauser, Beaudin, Braun; Machacek, Jeffrey, Mingoia; Schinko, Morley, Archibald; Dumont, Lorito, Klos.

Tore: 1:0 (21:41) St. Denis (Leier), 2:0 (29:54) Connolly (Adam, Lipon), 3:0 (35:19) St. Denis (Zengerle, Turnbull/5:4), 4:0 (42:53) Alt (Leier, Zengerle), 5:0 (59:07) Connolly (Manning/Empty-Net-Goal).

Strafen: Straubing 14 Minuten, Wolfsburg 12 Minuten.

Schiedsrichter: Sean MacFarlane und Martin Frano.

Zuschauer: 4485 (ausverkauft).

Personal: Der Kader der Grizzlys war abermals unverändert. Es fehlten die verletzten Verteidiger Ryan Button (Verletzung im Bauchmuskelbereich/Saisonende) und Janik Möser (wohl Armverletzung/Ausfalldauer unbekannt). Als Ersatztorwart saß Ennio Albrecht auf der Bank, weil der Kanadier Justin Pogge überzähliger Ausländer war.