Braunschweig. Noch nicht im paralympischen Programm, aber bereits 1982 wird in den USA zum ersten Mal Amputierten-Fußball gespielt.

40 Jahre Amputierten-Fußball – es ist ein runder Geburtstag, der 2022 rund ums runde Leder gefeiert wird. Denn erstmals wurde diese Sportart 1982 in den USA gespielt, als ein gewisser Don Bennett versuchte, einbeinig auf Krücken Fußball zu spielen – und damit den Startschuss gab.

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Stück für Stück schwappte diese Welle dann über den großen Teich, und nur neun Jahre später wurde – noch inoffiziell – die erste Weltmeisterschaft in Usbekistan ausgetragen. Bis der offizielle Weltverband, die „die World Amputee Football Federation“ (WAFF) 2005 gegründet wurde, vergingen aber noch 14 weitere Jahre.

Erstes deutsches Amputierten-Fußballteam gründete sich Mitte der 1990er

Das erste Amputierten-Fußballteam in Deutschland wurde bereits 1994 ins Leben gerufen: von Sitzballspielern aus Rheinland-Pfalz. Dieses Team löste sich jedoch nach nur einem Jahr wieder auf. An Fahrt nahm die Sportart national erst so richtig ab 2008 auf: Dem Münchener Lothar Schacke gelang es seinerzeit, amputierte Menschen von dieser Art des Fußballs zu begeistern, und mit Unterstützung der „Sepp-Herberger-Stiftung“ des DFB wurden in den folgenden Jahren jeweils drei bis vier Trainingswochen pro Jahr organisiert.

Der Durchbruch in Deutschland datiert aus dem Jahr 2015: Mit Anpfiff Hoffenheim entstand der erste bundesweit eingetragene Amputierten-Fußballverein, und noch im gleichen Jahr wurde auch in Norddeutschland Amputierten-Fußball gespielt – unter dem Dach der Sportfreunde Braunschweig, die 2012 gegründet wurden und eben drei Jahre später auf Initiative von Bastian Pusch diese Sportart in ihrem Verein integriert haben. Und auch das erste Länderspiel in Deutschland fiel ins Jahr 2015: In Walldorf (Baden-Württemberg) setzte sich das deutsche Team mit 3:2 gegen Belgien durch.

Im September begann erstmals die Bundesliga im Amputierten-Fußball

Nachdem 2020 erstmals eine bundesweite Turnierrunde mit Anpfiff Hoffenheim, Fortuna Düsseldorf und den Sportfreunden Braunschweig ausgetragen wurde, nahm am ersten September-Wochenende die Bundesliga im Amputierten-Fußball den Spielbetrieb auf. Dort haben sich die Braunschweiger mit dem Hamburger SV und TB Berlin zur SG Nord-Ost zusammengeschlossen.

Die ersten beiden Spieltage wurden in Trier ausgetragen, die Spieltage 3 und 4 fanden nun auf der Anlage des TSV Vordorf im Landkreis Gifhorn statt. Und wenn am 30. Oktober in Bonn die Bundesliga-Premierensaison abgepfiffen wird, dann dürfte der Jubel bei Anpfiff groß sein: Denn schon vor dem letzten Spieltag stehen die Hoffenheimer als erster deutscher Meister im Amputierten-Fußball fest.

Teilnahme an den Paralympics Ziel für manche Sportler

Damit hat einer der Vorreiter in dieser Sportart seine beiden persönlichen Ziele erreicht: „Die Gründung einer Bundesliga und deutscher Meister werden“, das hatte sich „Anpfiff-Motor“ Christian Heintz auf die Fahnen geschrieben. Sein Teamkollege Marcel Herrmann muss sich dagegen gedulden, um eines seiner Ziele zu erreichen: die Teilnahme an den Paralympics. Denn noch hat es der Amputierten-Fußball nicht ins paralympische Programm geschafft.

DIE REGELN IN DER BUNDESLIGA FÜR AMPUTIERTEN-FUSSBALL

In der Premierensaison passte sich die Bundesliga im Amputierten-Fußball dem Spielfeld des Blindenfußballs an. Das Spielfeld ist 40 x 20 Meter groß, gespielt wird 5 gegen 5 – 4 Feldspieler und 1 Torhüter. Die Spielzeit pro Partie beträgt
2 x 20 Minuten.

Gespielt wird ohne Bein- oder Armprothese. Das aktive Ballspielen mit der Krücke ist nicht erlaubt – es wird als Handspiel gewertet. Und es gibt es kein Abseits.

Voraussetzung für Feldspieler: Beinamputation oder Beinverkürzung – gespielt wird einbeinig auf Krücken. Der Ball darf nicht mit dem Beinstumpf oder verkürzten Bein gespielt werden.

Voraussetzung für Torhüter: Beide Beine vorhanden, jedoch Armamputation oder Armverkürzung – der Torwart darf den Ball nicht mit dem Armstumpf oder verkürzten Arm spielen.