Wolfsburg. 16 Punkte nach acht Spieltagen, ungeschlagen und Platz 2 – Trainer Oliver Glasner legt bislang eine einmalige Serie mit dem VfL hin.

Aber trotzdem nur den zweitbesten Saisonstart in der Bundesliga-Geschichte der Wolfsburger Fußballer. 2004/2005 hatten die „Wölfe“ unter Erik Gerets bereits 18 Zähler geholt. Aber: Wie der Belgier seinerzeit schon erkannt hatte, reichte es nach 34 Spieltagen nicht für die Spitzengruppe. Das könnte diesmal anders werden.

Trotz eines 2:1-Siegs am siebten Spieltag im Oktober 2004 gegen die vor dem Spiel zwölftplatzierte Borussia aus Mönchengladbach spielte Gerets den Saisonstart herunter. „Die Leistung von heute“, sagte der Coach, „reicht nicht, um noch zwei Monate oben zu bleiben.“ Gründe dafür lieferte seine Mannschaft eine Woche später, als sie am achten Spieltag beim mittelmäßigen Hannover 96 sang- und klanglos mit 0:3 unterging. Auch am zweiten Spieltag zu Hause gegen Außenseiter Freiburg (Endstand 0:1) hatte der VfL schon gepatzt. Die Konstanz und Substanz im Team fehlten, um sich dauerhaft oben festzusetzen.

„Wir haben nie gesagt, dass wir deutscher Meister werden können. Dafür sind wir nicht gut genug“, legte Gerets nach und behielt Recht. Am Ende der Spielzeit standen die „Wölfe“ mit 48 Punkten auf dem neunten Rang. Was er jedoch in der erfolgreichen Anfangsphase als Basis des Erfolgs ausgemacht hatte, zeichnet auch die aktuelle VfL-Riege aus: „Kampf und Zusammenhalt“, wie es Gerets ausdrückte.

Seit Glasners Dienstantritt im Sommer ist der VfLin allen 20 Partien (Liga, Pokal, Europa League und Tests) ungeschlagen. Selbst nach Rückständen kämpfte er sich bislang immer zurück und holte mindestens einen Punkt. Wie zuletzt beim 1:1 in Leipzig. Glasner arbeitet am nachhaltigen Aufbau eines homogenen Teams und verzeichnet schon kurzfristig Erfolge.

Gerets indes warf nach nur einer kompletten Saison die Brocken schon hin. Nicht aber wegen Differenzen mit als schwierig geltenden Spieler-Charakteren wie Andres D’Alessandro, Martin Petrov, Thomas Brdaric oder Simon Jentzsch. Nein, Meinungsverschiedenheiten mit dem ein halbes Jahr später entlassenen Manager Thomas Strunz bewegten den beim Team respektierten Belgier zu seiner Entscheidung.

Die Voraussetzungen für eine gedeihliche Zusammenarbeit innerhalb der sportlichen Führung sind diesmal aber gegeben. Cheftrainer Glasner und Geschäftsführer Jörg Schmadtke verstehen sich dem Vernehmen nach ausgezeichnet. Eine Baustelle, wie sie 2004/2005 durch den schwelenden Konflikt zwischen Gerets und Strunz entstanden war, zeichnet sich 2019/2020 nicht ab. Noch ein Argument mehr dafür, dass es für den VfL weit gehen kann nach dem punktemäßig „nur“ zweitbesten Start der Klubhistorie.