Das „Theo“ in Wolfenbüttel heißt eigentlich „Alt Wolfenbüttel“ und hat eine lange Gasthaus-Tradition. Robert Glowacki liebt Kontakt zu den Gästen.

Auf ins „Alt Wolfenbüttel“? Wer in der Fußgängerzone der Lessingstadt mit diesem Vorschlag um die Ecke kommt, outet sich schnell als Auswärtiger. Zwar trägt die in einem historischen Fachwerkhaus untergebrachte Kneipe den Namen offiziell. Doch die Einheimischen kehren seit jeher nur im „Theo“ ein. Für Robert Glowacki stand deshalb nie zur Debatte, den Namen zu ändern. Im Gegenteil: Bewusst hat der aktuelle Inhaber den Schriftzug auf den Schildern belassen.

Marketing per Tradition und Mundpropaganda – besser kann es für einen Wirt eigentlich nicht laufen. „Ich wäre ja blöd gewesen, daran etwas zu ändern“, sagt Glowacki, der die Gaststätte vor sieben Jahren übernommen hat. Es ist ein vergleichsweise kurzer Zeitraum angesichts der langen Geschichte der Schankwirtschaft (siehe Faktenbox). Und dieser Theo? Das war einer der mittlerweile verstorbenen Vorgänger des 57-Jährigen. In den 1980er Jahren soll Ferdinand Fricke die Kneipe geführt haben, ausgestattet mit einem besonderen Talent: Er konnte Schauspieler Theo Lingen hervorragend imitieren. Seine komödiantische Begabung machte den Wirt letztlich zur Kultfigur – der „Theo“ hat so bis heute überlebt.

Kräuterlikör mit Sahnehäubchen

Das allerdings gilt nicht für alles. Von den ganz alteingesessenen Gästen, die teilweise ihr persönliches Glas besaßen, sind mittlerweile die meisten verstorben. Was aber nicht bedeutet, dass es im „Theo“ nicht persönlich zugeht. Stammkunden gibt es noch immer reichlich, und Robert Glowacki bedient sie nicht nur. Immer wieder nimmt er sich die Zeit für einen Plausch, außerhalb der Stoßzeiten setzt er sich auch gerne mal mit an einen Tisch. „Man darf nicht sein bester Gast sein. Aber das gehört hier dazu“, erklärt der Wirt. Was die Gäste am meisten ordern, versteht sich fast von selbst: Bier. Und dass ein Traditionshaus auf seiner Karte auch den bekannten stadteigenen Kräuterlikör anbietet, ist selbstverständlich. „Gerne mit Sahnehäubchen“, sagt Glowacki.

Warum ein japanischer Koch lieber in Braunschweig lebt

Der gebürtige Pole lebt seit mehr als 30 Jahren in Deutschland. Seine ersten beruflichen Erfahrungen in der Gastronomie machte er in Braunschweig, wo er das Vereinsheim des dortigen Judo-Clubs führte. Später betrieb er zusammen mit seiner Frau Maria die „Gaststätte im Zentrum“ – eine Eckkneipe in der Wolfenbütteler Innenstadt. Auch heute hat Glowacki Unterstützung von seiner Ehefrau – weil die aber einen eigenen Job hat, beschränkt sich die Hilfe meist auf das Wochenende. Dann werden den Gästen auch schon mal selbst zubereitete Snacks wie Suppen oder Bouletten angeboten.

Gäste bevorzugen zurzeit die Außenplätze

Dass die Corona-Zeit nicht leicht war, gibt der Gastwirt ganz offen zu. „Es wurde viel versprochen, aber passiert ist wenig“, äußert er sich enttäuscht von den staatlichen Hilfsmaßnahmen. Ob alles wieder so wird wie früher? Glowacki weiß es nicht. Er selbst sei mittlerweile geimpft, habe ohnehin nie große Angst vor dem Virus gehabt. Aber die Gäste seien nach wie vor vorsichtig und bevorzugten die Außensitzplätze, die der Betreiber gerade erneuert hat.

Kluskes Besserbissen- Olivenöl im Schokokuchen? Ja!

Und so spielt sich vieles draußen vor der Kneipe ab, etwa beim Frühschoppen zu Marktzeiten. Aber irgendwann soll es auch wieder drinnen lustig zugehen. Mit Hits aus den 70er und 80er Jahren, die den Raum unter den niedrigen Decken füllen. Mit unbeschwerten Plauderrunden, unter anderem in der „Grotte“ – einer mit Steinplatten dekorierten Sitznische. Und natürlich auch mit dem weihnachtlichen Treffen unter den Krambuden. Denn an Heiligabend ist „Theo“ traditioneller Anlaufpunkt für alle, die schon lange nicht mehr gesehene Menschen wieder einmal treffen möchten.