Salzgitter. Alarmierende Erkenntnisse hat die Untersuchung von Brunnenwasser in Salzgitter und dem Umland ergeben. Warum es schädlich ist, lesen Sie hier.

Das Brunnenwasser im Raum Salzgitter weist teilweise hohe Nitratbelastungen auf und ist etwa für die Zubereitung von Babynahrung ungeeignet. Darauf wies am Freitag die gemeinnützige Organisation VSR-Gewässerschutz hin. Sie sieht die Ursache in der zusätzlichen Düngung beim nahen Weizenanbau. Das Landvolk Braunschweiger Land wies die Vorwürfe zurück.

Diese Werte ergaben die Untersuchungen

Viele Bürger hatten sich Mitte August an die VSR-Gewässerschutz in Salzgitter gewandt, um ihr Brunnenwasser untersuchen zu lassen. Sie wollten wissen, ob sie im Notfall das Wasser auch zum Trinken nutzen könnten. Das sei nicht gesundheitsgefährdend für Familien mit Säuglingen und Kleinkindern, solange die Nitratbelastung den Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) nicht überschreitet, betont VSR-Vorsitzende Susanne Bareiß-Gülzow. Andernfalls könne es bei Säuglingen zur Blausucht kommen, also zur Unterversorgung des Blutes mit Sauerstoff. Dies könne für Kleinkinder lebensbedrohliche Folgen haben.

Untersucht wurde das Wasser aus 34 privat genutzten Brunnen aus dem Raum Heere, Haverlah, Salzgitter und Elbe. Nun liegt das ernüchternde Ergebnis vor: Bei jedem siebten Brunnenbesitzer sei der Nitrat-Grenzwert der Trinkwasserverordnung überschritten, erklärte der VSR. Die Mitarbeiter Harald Gülzow und Matthias Ahlbrecht stießen bei ihren Untersuchungen auf einen Wert von 118 mg/l in einem privat genutzten Brunnen in Klein Heere, auf 110 mg/l in Heere. In Haverlah stellten sie 54 mg/l und in Thiede 57 mg/l fest.

Vorwürfe an die Landwirte

Die Mitarbeiter hätten aber nicht nur die Ergebnisse der Nitratmessungen ausgewertet, sondern auch die regionalen landwirtschaftlichen Daten. Dabei sei den Gewässer-Experten aufgefallen, dass gerade in den Kommunen, in denen viel Weizen angebaut wird, auch eine höhere Nitratbelastung vorliegt.

Im Stadtgebiet Salzgitters macht der Weizenanbau bereits knapp 50 Prozent der Ackerflächen aus. Durch eine zusätzliche späte Düngung des Weizens wird laut VSR-Gewässerschutz ein besonders hoher Eiweiß-Gehalt des Getreides erreicht – derzeit immer noch ein Qualitätsmerkmal für besonders gute Backeigenschaften. Der Dünger werde häufig aber nicht mehr vollständig von den Pflanzen aufgenommen, die überschüssigen Nitrate gelangten ins Grundwasser. Die Organisation fordert daher zu verhindern, dass Trinkwasservorräte durch den Weizenanbau weiterhin mit Nitraten belastet werden.

So reagiert das Landvolk

Ulrich Löhr, Landwirt und Chef des Landvolks, hält die Erkenntnisse des VSR für irreführend. Brunnenwasser sei erst ab einer Tiefe von 20 Metern nutzbar, und das mit hoher Qualität. Herkömmliche Brunnen in Siedlungen und Gärten erreichten allenfalls eine Tiefe von sechs Metern: „Das ist Regenwasser von gestern“, sagt Löhr. Eine Aussage für die Qualität von Trinkwasser lasse sich daraus nicht ableiten. Überdies würden Bauern schon aus ökonomische Gründen äußerst sparsam düngen. Carsten Grupe, Leiter der Braunschweiger Bezirksstelle der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, hatte die VSR-Kritik ebenfalls zurückgewiesen.