Thiede. Seit 29 Jahren können Salzgitteraner italienische Küche in Mario Ferraras Pizzeria genießen. Dem kommenden Jahr blickt Inhaber mit Sorge entgegen.

Die Pizzeria La Rustica ist seit fast 30 Jahren ein fester Bestandteil Steterburgs. Doch angesichts der Energiekrise hat der Besitzer Mario Ferrara Schwierigkeiten. Wie lange das bekannte Restaurant noch offen sein kann, weiß er nicht. Im Gespräch erzählt der 58-Jährige, wie sich die Pizzeria, die früher noch Da Claudia hieß, im Lauf der Zeit verändert hat, und was nun seine größten Sorgen sind.

Wie kam es denn dazu, dass Sie hier in Steterburg ein Restaurant gegründet haben?

Ich war früher Koch in einem Goslarer Restaurant. Eine Freundin von mir hat in Steterburg gewohnt und in Goslar gearbeitet. Sie hat mir geraten, hier ein Geschäft aufzumachen, weil es hier kaum Gastronomie gab. Dann habe ich hier das Restaurant gesehen. Das war ein Glückstreffer, denn der Vorbesitzer wollte sowieso verkaufen. Ich habe es dann von dem deutschen Gastronomen übernommen und in eine Pizzeria umgewandelt. Im Laufe der Jahre habe ich es ausgebaut und vergrößert.

Wie kam die Pizzeria anfangs bei den Leuten im Ort an?

Die ersten Jahre liefen sehr gut. Besonders der Bringdienst, denn wir waren damals eines der ersten Restaurants mit Lieferservice. Die Pizzeria gibt es ja schon seit 29 Jahren. Eigentlich wollte ich 30 Jahre machen,und dann die Pizzeria einem Nachfolger übergeben. Doch erst haben wir durch Corona einen riesigen Verlust gemacht, und jetzt sind die Betriebskosten stark gestiegen. Die Produkte, die wir verkaufen, können wir auch nicht zu teuer machen – für eine Pizza kann man keine 20 Euro verlangen. Das würde keiner kaufen. Wir müssen jetzt kämpfen.

Wissen Sie ungefähr, um wie viel Prozent die Ausgaben bei Ihnen gestiegen sind?

Strom- und Gaskosten sind bei uns um 100 Prozent gestiegen. Wir verbrauchen viel. Wir kochen, backen und heizen mit Gas. Das ist jetzt das größte Problem bei uns. Vor etwa zehn bis zwölf Jahren habe ich alles auf Gas umgestellt. Ich habe auch einen speziellen Pizzaofen aus Italien gekauft, der mit Gas und Holz betrieben wird. Auch Holz, der Strom und die Waren sind teurer geworden. Besonders die Ware aus Italien, weil der Transport jetzt mehr kostet. Ich glaube, jede Gastronomie hat gerade diese Probleme.

Einen besonderen Pizzaofen hat Mario Ferrara aus Italien besorgt. Allerdings verbraucht der große Mengen an Gas.
Einen besonderen Pizzaofen hat Mario Ferrara aus Italien besorgt. Allerdings verbraucht der große Mengen an Gas. © Funke Medien Niedersachsen | Anna Lucy Richter

Kommen inzwischen auch weniger Kunden?

Nein, die Kunden sind immer die gleichen. Wir haben hier immer gut zu tun. Aber manchmal habe ich das Gefühl, ich arbeite für nichts. Weil am Ende des Jahres gar nichts übrig bleibt.

Wir bezahlen jetzt pro Monat 2000 Euro mehr für Gas. Während des Jahres summieren sich all die Kosten, und die Gewinnspanne ist immer niedriger geworden.

Und darum suchen Sie jetzt nach einem Nachfolger?

Ich habe schon vor zwei Jahren begonnen, nach Nachfolgern zu suchen. Aber leider habe ich bisher keine Interessenten gefunden. Und jetzt möchte niemand etwas mit Gastronomie zu tun haben. Und die Banken wollen Gastronomien oder Hotels nicht mehr finanzieren.

Was machen Sie, wenn Sie weiterhin keinen Nachfolger finden?

Dann muss ich weitermachen. Mein ganzes Kapital steckt in dem Restaurant. Ich habe immer gedacht, dass ich das als Rentner vermieten oder verkaufen könnte. Das war mein Zukunftsplan. Aber jetzt sitze ich hier und kann nicht verkaufen... Ich habe nicht erwartet, dass solche Zeiten kommen.

Corona und die Lockdowns kamen ja für alle unerwartet...

Wobei Corona gar nicht so schlimm war. Mit unserem Bringdienst konnten wir die Kosten zu 50 Prozent decken. Jetzt ist es viel schlimmer: Ich arbeite und verdiene kaum etwas. Ich wollte in den letzten Jahren meiner Arbeit etwas Ruhe haben, aber jetzt habe ich mehr Stress. Denn um Personal zu sparen, arbeite ich selbst mehr.

Und ich vermute, dass es ab Januar noch schwieriger sein wird. Der Februar war immer schon ein schlechter Monat für die Gastronomie. Aber es war nur ein kurzer Monat, das haben wir immer geschafft. Ich vermute aber, dass ich von Januar bis März oder April im neuen Jahr Schwierigkeiten haben werde. Denn auch die Kunden kämpfen mit den hohen Preisen.

Was machen Sie dann im nächsten Jahr, wenn es tatsächlich so kommen sollte, wie Sie befürchten?

Da habe ich noch keine Vorstellung, wie ich dann weitermachen soll. Wenn ich nur Verluste mit meiner Gastronomie mache, bringt das auch nichts. Vielleicht muss ich dann schließen. Vielleicht kommt mir aber auch noch die rettende Idee.

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