Salzgitter-Bad. Eine Unverpackt-Abteilung in Supermärkten? Schüler des Gymnasiums Salzgitter-Bad diskutieren darüber, wie die Stadt die Energiewende gestalten könnte.

Zu beiden Seiten der Bühne stehen große Plakate. Eins ist von der Stadt Salzgitter, auf dem anderen steht in großen Lettern „plenergy. Energiezukunft mitgestalten.“ Im Veranstaltungsraum der Arche 4 drängen sich rund 80 Zehntklässler des Gymnasiums Salzgitter-Bad. Am vorderen Ende des Saals ist ein Tisch aufgebaut. Daran sitzen Christian Striese, der zweite Bürgermeister der Stadt Salzgitter, und Juliane Liedtke von der Klimaschutzagentur Weserbergland; sie moderiert die Veranstaltung.

Die Schüler sitzen in einem Halbkreis vor der Bühne, sie tuscheln nervös miteinander. Hier tagt der sogenannte „Energiewende-Rat“ unter der Leitung von Striese. Die Sitzung ist Teil des Projekts „plenergy – Vom Planspiel zur Energiewende.“ In Kooperation mit der Stadt Salzgitter und der Klimaschutzagentur führt das Gymnasium in Salzgitter-Bad das Projekt an drei Tagen durch. Die Schülerinnen und Schüler sollen Ideen zur nachhaltigen Entwicklung der Stadt ausarbeiten, diese vorstellen und Ansätze zur Umsetzung entwickeln.

„Eigentlich sollte das Projekt schon vor zwei Jahren stattfinden“, sagt der Schulleiter Hans-Günter Gerhold. Dann musste die Schule es aber wegen Corona verschieben. „So viele Leute sind hier daran beteiligt und tauschen sich aus – das wäre mit den Kontaktbeschränkungen nicht möglich gewesen“, meint Leonie Grothues von der Klimaschutzagentur Weserbergland.

„Energiewende-Rat“ stimmt über Beschlüsse der Schüler ab

Um Ideen für eine Energiewende zu entwickeln, teilen sich die Schüler zunächst in Gruppen auf: „Konsum“, „Strom“, „Mobilität“ und „Gebäude“. Experten geben Einblicke in die verschiedenen Themenfelder, gemeinsam entwickeln sie mit den Schülern Beschlussvorlagen. Vertreter der vier Gruppen tragen diese dann im „Energiewende-Rat“ vor.

Die Atmosphäre ist leicht angespannt, als der Sprecher der Mobilitätsgruppe den ersten Vorschlag vorstellt: Einen Ausbau der Radwege in Salzgitter. Radfahren soll demnach sicherer und leichter in der Stadt möglich sein.

„Gibt es Wortmeldungen?“, fragt Striese. Es ist still, niemand meldet sich. Keiner scheint sich recht zu trauen, etwas zu sagen. Oder der Vorschlag stößt auf keinerlei Kritik. Die Schüler nehmen den Beschluss einstimmig an.

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Plenergy-Projekt: Schüler diskutieren eifrig über Beschlussvorschläge

So geht es weiter mit den nächsten Vorschlägen der Gruppen. Die Gruppe „Konsum“ plädiert für eine Abteilung für unverpackte Lebensmittel in Supermärkten und für bessere Mülltrennung in öffentlichen Gebäuden. Beide Vorschläge werden angenommen.

Die Schüler beginnen mehr und mehr, über Ideen zu diskutieren. Als es darum geht, inwieweit private Haushalte gefördert werden können, wenn sie sich Photovoltaik-Anlagen anschaffen, kommen kritische Fragen: „Woher soll das Geld kommen? Und wie viel Geld soll das insgesamt sein?“ Eine Schülerin ist sich sicher: Wenn Stadt und Land dahinter stehen, wird das Geld schon fließen.

Die Themen sind vielseitig: Mal geht es um Smart-Homes und LED-Beleuchtung, mal um den Bau von Kreiseln. Bei jedem Vorschlag und auch jeder Wortmeldung applaudieren die Schüler ermutigend. Allerdings gehen die Meinungen mitunter auch weit auseinander.

Die Mobilitätsgruppe fordert mehr Attraktivität der Stadt. Anwohner sollen nicht weg fahren müssen, um Freizeitaktivitäten zu unternehmen. „In Salzgitter gibt es doch schon einiges“, bemerkt ein Schüler. Die darauffolgende Diskussion endet mit einem knappen Ergebnis bei der Abstimmung. Der Vorschlag wird abgelehnt.

Aber was wird aus angenommenen Vorschlägen? Am 6. Dezember können die Schüler die Ideen, die in der simulierten Ratssitzung bewilligt wurden, der Stadt Salzgitter präsentieren, erklärt Striese. So können Vorschläge der Schüler zu richtigen Beschlüssen des Ortsrats Salzgitter werden. Auch Schulleiter Hans-Günter Gerhold zieht eine positive Bilanz: „Es ist eine spannende Vernetzung zwischen Planspiel und der Wirklichkeit.“