Salzgitter. Salzgitters Straßen könnten erneut von Blitzeis betroffen sein. Die Rettungskräfte hatten bereits vor dem Wochenende damit zu tun.

Salzgitters Straßen könnten erneut von Glatteis betroffen sein, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) auf seiner Internetseite warnt. Über den Warndienst „Katwarn“ hat die Leitstelle der Feuerwehr bereits am Donnerstagnachmittag eine Warnung für das gesamte Stadtgebiet herausgegeben. Am Freitagmorgen hatte sich die Lage etwas entspannt. In der Nacht von Sonntag auf Montag könnten die Straßen in Salzgitter nun wieder zufrieren.

Feuerwehrsprecher Marcus Spiller rät bei Blitzeis: „Die Menschen sollten unnötige Autofahrten im Moment unbedingt vermeiden und zu Hause bleiben.“ Nach der ersten Wetterlage zog er ein positives Fazit. Er resümiert: „Wir haben uns gegen 16 Uhr entschieden, den Rettungsdienst zu verstärken und alle Abfrageplätze in der Leitstelle zu besetzen. Die Lage ging dann ungefähr bis 20.15 Uhr.“ In diesen Stunden waren Freiwillige Feuerwehren, die Berufsfeuerwehr und auch ehrenamtliche Rettungsdienste des Deutschen Roten Kreuzes und der Johanniter allerdings im Dauereinsatz. Auch die Werkfeuerwehren der Salzgitter AG und von Volkswagen sowie Kräfte aus dem Landkreis Goslar waren bereits angefragt, um die Berufsfeuerwehr bei Bedarf zu unterstützen.

Auch die Stadt ging gegen Eisglätte vor

Der Städtische Regiebetrieb (SRB) war ebenfalls verstärkt im Einsatz und warnt darüber hinaus vor dem Betreten von Eisflächen auf Seen und Teichen. Denn trotz der Minusgrade der vergangenen Tage seien sie noch nicht tragfähig. Sehr gefährdet seien vor allem Kinder, weil sie die noch viel zu dünne Eisdecke leicht überschätzen könnten, warnt die Stadt in einer Pressemitteilung.

Worauf bei Eisflächen zu achten ist

Erst wenn die Eisfläche auf dem Salzgittersee von der Stadt offiziell freigegeben wird, dürfe sie innerhalb einer abgegrenzten und markierten Fläche in Höhe des Piratenspielplatzes am Ostrand des Salzgittersees betreten werden, heißt es weiter. Die Fläche werde durch rot-weißes Trassierband kenntlich gemacht und es erfolgten Informationen auf der Internetseite der Stadt Salzgitter. Doch ehe dies geschehe, müsse das Eis mindestens 15 Zentimeter dick sein. Dazu seien zweistellige Minusgrade über Wochen erforderlich.

Wie Ärzte die Folgen des Glatteises einschätzen

So sprach der Salzgitteraner Chirurg Dr. Reiner Grabenhorst am Freitag von gerade mal drei Patienten, die in seine Praxis gekommen seien, weil sie sich beim Glatteis Rippenbrüche oder Prellungen zugezogen hatten. „Ich hatte mit einem Ansturm gerechnet, doch der blieb aus, weil die Bürger gewarnt waren und sich vorsichtig verhalten haben“, sagte der Arzt im Gespräch mit unserer Zeitung.

Diese Unfallgeschehen bilanziert die Polizei

Diesem Eindruck schloss sich auch Polizeisprecher Malte Jansen an. Aus Sicht der Beamten sei die erste Wetterlage ruhig verlaufen. Die Zahl der Unfälle aufgrund von Glatteis sei ab Donnerstagvormittag bis zum Abend gestiegen, als es milder wurde und zugleich Nieselregen auf die vereisten Böden niederging. „Die Leute haben sich auf die veränderte Witterung eingestellt und sind vorsichtig gefahren“, sagte Jansen auf Anfrage unserer Zeitung. Es sei am Donnerstag ab 15 Uhr bis zum Abend im Stadtgebiet zu etwa 30 Karambolagen gekommen, darunter viele Auffahrunfälle. „In den meisten Fällen kam es zu Blechschäden“, sagte Jansen.

Zahl der Patienten stieg auch in der Notaufnahme des Helios-Klinikums

Auch das Helios-Klinikum in Lebenstedt verzeichnete einen hohen Anstieg von Patienten, die nach Sturzverletzungen in die Notaufnahme eingeliefert wurden. „Wir versuchen natürlich, die Menschen schnellstmöglich zu behandeln“, sagte Pressesprecherin Sabina Korkmaz. Es sei aber damit zu rechnen, dass auch im Lauf des Freitags weitere Patienten nach Stürzen auf dem eisglatten Boden eingeliefert würden. Korkmaz rät dazu, nach Möglichkeit daheim zu bleiben. Wenn es nötig sei, solle man das Haus mit angemessenem Schuhwerk verlassen und gestreute Wege nutzen, riet Korkmaz.

So reagierte die Feuerwehr auf das Glatteis

Auch der Deutsche Wetterdienst hatte vor dem Sprühregen gewarnt, der bei leichtem Dauerfrost gefrieren könne. Ein vermutlich durch Glatteis bedingter Einsatz betrifft noch Teile Üfingens, wie Feuerwehrsprecher Spiller sagt. Dort hatte ein Autofahrer einen Verteilerkasten angefahren und damit die Stromversorgung in Teilen des Kanaldorfs unterbrochen. Der technische Versorger arbeitete von Donnerstagabend bis Freitagnachmittag daran, die Versorgung wiederherzustellen. Kurz nach 15 Uhr war sie laut Anwohnern wiederhergestellt. Die Ortswehr Üfingen erkundete am Donnerstag zunächst, ob durch den Stromausfall Menschen im Dorf in Gefahr kommen würden. Beispielsweise, weil ein Heimbeatmungsgerät dann nicht mehr funktionieren würde. Tatsächlich fanden die Feuerwehrleute sogar einen Patienten, der allerdings nicht vom Ausfall betroffen war. In diesem Notfall hätte die Feuerwehr kurzfristig mit Strom aushelfen können. Die Berufsfeuerwehr war vor allem auf der Autobahn (A39) bei Osterlinde gefordert. Dort gab es einen großen Unfall mit zwölf Autos, bei dem aber nur Blechschaden entstand.

Feuerwehr aus Salzgitter kann sogar außerhalb der Stadt aushelfen

Spiller resümiert: „Relativ eng getaktet wurden wir dann zu vielen Fällen gerufen, bei denen Menschen gestürzt waren, aber auch zu einigen Verkehrsunfällen, die wir erstmal erkunden mussten. Kurzfristig waren wir da am Limit. Dort konnten uns die Ehrenamtlichen aber aushelfen. So haben wir unser Versorgungslimit nie erreicht.“ In zwei Fällen konnten Rettungskräfte aus Salzgitter sogar außerhalb ihres Einsatzgebietes aushelfen. Zum einen in Broistedt im Kreis Peine und zum anderen auf der Autobahn (A7). Dort stand laut Spiller ein Rettungswagen auf dem Rückweg aus Hannover im Stau. Die Besatzung konnte einem Lkw-Fahrer sofort aushelfen, der in diesem Stau einen Herzinfarkt erlitten hatte.

Den ganzen Donnerstag über fuhr der Rettungsdienst der Berufsfeuerwehr insgesamt um die 110 Einsätze. Die Feuerwehr wurde zu gut 20 Einsätzen gerufen. Diese Zahlen beziehen sich aber nicht nur auf die Zeit zwischen 16 und 20.15 Uhr. Spiller sagt: „Es war spürbar, dass die Wetterlage auf das Einsatzgeschehen Einfluss genommen hat.“