Salzgitter. Selbst bei kleinen „Parkremplern“ kann die Strafe schnell sehr hoch sein. Für die Aufklärung zählt jeder Zeugenhinweis. Das sagt die Polizei.

Die Situation kennt wohl jeder Autofahrer. Sie suchen in der Tempo-30-Zone nach einem Parkplatz. Eine Seite steht voll mit geparkten Autos, auf der anderen ist zwischen zwei breiten Autos noch eine einzige Parkbox frei. Selbst mit vorsichtigem Manövrieren passt es dann nicht und schon wurde eines der geparkten Autos touchiert. Was nun? Die Antwort vieler Salzgitteraner auf diese Frage ist im Moment wohl, einfach schnell wegzufahren und damit eine Fahrerflucht zu begehen.

Mehr Fälle von Fahrerflucht in Salzgitter im Vergleich zu 2022

„Ich habe in den vergangenen drei Monaten viel mehr Fälle von Verkehrsunfallflucht auf dem Tisch gehabt. Das ist eindeutig eine Erhöhung im Vergleich zu 2022“, sagt Anke Plasa-Friehe. Die Kriminalhauptkommissarin leitet das Fachkommissariat für Verkehr bei der Polizeiinspektion in Salzgitter. Plasa-Friehe sagt: „Klar haben wir das ganze Jahr mit Verkehrsunfallfluchten zu tun. Aber die Häufung ist ungewöhnlich. Deswegen wollten wir die Öffentlichkeit darüber informieren und auffordern, wachsamer den Straßenverkehr zu beobachten.“ Denn mit Zeugenhinweisen erhöhe sich die Aufklärungsquote der Polizei bei Verkehrsunfallfluchten massiv.

So löst die Polizei in Salzgitter einen Fall von Fahrerflucht

Ein Beispiel: Nach einem Unfall blieben noch Glasteile vom Blinker des Verursacherfahrzeugs an der Unfallstelle zurück. Über die Seriennummer dieses Bauteils konnte die Polizei herausfinden, dass nur sehr wenige Fahrzeuge in unserer Region dieses Bauteil überhaupt verwenden. Drei davon gehörten ins Gebiet der Polizeiinspektion Salzgitter, Peine und Wolfenbüttel. „Da die Polizei Zugriff auf die Daten der Halter hat, konnten wir die drei Fahrzeuge einfach anfahren und haben so den Verursacher gefunden“, erklärt Plasa-Friehe.

„Selbst nur mit Teilhinweisen, wie zum Beispiel Kennzeichenteile oder Farbe und Art des Autos können wir fast alle Fälle klären.“
Anke Plasa-Friehe, Leiterin des Fachkommisariats Verkehr in Salzgitter

Hier setze die Polizei besonders auf aufmerksame Zeugen. Denn Beamte auf Streife hätten so gut wie nie die Möglichkeit, Verkehrsunfallflucht auf einem Parkplatz oder in einem Wohngebiet zu verhindern. „Ein Rempler passiert in wenigen Sekunden und kurz danach ist der Verursacher weg, wenn er sich nicht bei der Polizei meldet“, sagt Plasa-Friehe. Die Wahrscheinlichkeit, dass genau dann ein Streifenwagen um die Ecke komme, sei gering.

Die Kriminalhauptkommissarin macht deutlich: „Ohne Hinweise können wir mögliche Täter selten ermitteln. Selbst nur mit Teilhinweisen wie zum Beispiel Kennzeichenteilen oder Farbe und Art des Autos können wir fast alle Fälle klären.“ Wichtig dabei sei nur: Wer Zeuge einer Verkehrsunfallflucht wird, sollte sich direkt bei der Polizei melden. Dann könnten die Beamten eventuell noch wichtige Hinweise am Tatort finden und den Fall schneller aufklären. Aus Erfahrung weiß Plasa-Friehe auch: „Irgendjemand bekommt einen Unfall eigentlich immer mit.“

Diese Konsequenzen kann Fahrerflucht in Salzgitter haben

Das vermeintliche Kavaliersdelikt, nach einem „Parkrempler“ einfach zu verschwinden, ist nämlich eine Straftat. Ab einer Schadenshöhe von 1200 bis 1300 Euro kann die Polizei nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft einem Verursacher sogar den Führerschein entziehen. Mögliche Konsequenzen könnten aber noch viel weiter gehen. Plasa-Friehe weiß: „Wird ein Verursacher ermittelt, der von der Unfallstelle geflüchtet ist, muss er für weitaus mehr Kosten aufkommen als nur für die Behebung des Schadens. Gegnerische Versicherungen holen sich Kosten oftmals beim Verursacher wieder und obendrauf kommt die gerichtliche Strafe.“