Salzgitter. Gibt es in Salzgitter auffallend viele Straftaten? Das verrät die Kriminalstatistik, die jetzt vorgestellt wurde. Hier sind die wichtigsten Fakten.

Ist Salzgitter tatsächlich ein sogenanntes „heißes Pflaster“? Gibt es in der Stadt tatsächlich auffallend viele Straftaten? „Nein. Salzgitter bildet ein übliches Bild ab. Es gibt keine außergewöhnliche Kriminalitätsbelastung“, betont Alexander Uebel, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes (ZKD), der Polizeiinspektion Salzgitter/Peine/Wolfenbüttel. Dieses Bild spiegelten auch die Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik 2022 für Salzgitter und die Samtgemeinde Baddeckenstedt wider, die Uebel am Donnerstag präsentierte.

Im vergangenen Jahr hat die Polizei in Salzgitter deutlich mehr Fälle im Bereich „Kinder- und Jugendpornografie“ verzeichnet

Auch die Verteilung der Straftaten bewege sich im Durchschnitt. Auch hier also keine Auffälligkeiten. Spektakuläre Einzelfälle wie zum Beispiel der Mord an der 15-jährigen Anastasia im vergangenen Jahr seien durchaus beunruhigend. Vor allem aber würden sie durch das große Interesse der Öffentlichkeit für eine andere Wahrnehmung in Sachen Sicherheit und Kriminalität in der Bevölkerung sorgen. Die reinen Zahlen für Salzgitter „bilden insgesamt ein klassisches Bild ab“.

Die Straftaten im Überblick.
Die Straftaten im Überblick. © Jürgen Runo

Konkret heißt das: Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind Vergangenheit. Auch, was die Kriminalstatistik betrifft. Die Fallzahlen sind im Berichtsjahr 2022 wieder gestiegen. In absoluten Zahlen: 1051 Straftaten hat es im vergangenen Jahr in Salzgitter mehr gegeben. Insgesamt waren es in der Stadt 6929. „Den größten Anstieg gab es im Bereich der Ladendiebstähle (+301) und bei den Körperverletzungen (+145)“, nannte Uebel Zahlen.

Zahlen übrigens, die auch Grundlage seien, um in auffälligen Bereichen gegenzusteuern. „Wir leiten aus der Statistik auch konkrete Maßnahmen ab“, erklärte der ZKD-Chef. Eine konkrete Maßnahme sei zum Beispiel, dass „wir bei Ladendiebstählen das beschleunigte Verfahren wieder aufnehmen“, so Uebel. Eine Kollegin kümmere sich bereits um die Umsetzung.

„Diese Verfahren werden künftig zentral in Braunschweig und nicht mehr hier in Salzgitter beim Amtsgericht abgewickelt“, fügte er an. Beschleunigte Verfahren bedeuten, dass zum Beispiel Ladendiebe aufgrund beschleunigter Abläufe innerhalb weniger Stunden bereits verurteilt werden können. Einen Rückgang verbuchten die Beamten in Salzgitter übrigens bei den Betrugstaten (-112).

Künftig soll es bei Ladendiebstählen wieder sogenannte „beschleunigte Verfahren“ geben

Einen starken Anstieg allerdings verzeichneten die Salzgitteraner im Bereich „Kinder- und Jugendpornografie“ – von 66 Fällen im Jahr 2021 auf fast die doppelte Anzahl, mit 121 Fällen im Jahr 2022. „Diese Fälle erfordern einen hohen Ermittlungsaufwand, so dass wir die eigenen Kapazitäten erheblich angehoben haben und jetzt 14 Beamte in diesem Bereich arbeiten“, berichtete Uebel. Die engmaschige Chat-Überwachung funktioniere gut, „das Dunkelfeld ist aufgehellt worden“, berichtete Uebel aus der Praxis. Das bedeute allerdings auch, dass die Beamten riesige Datenmengen zu überprüfen hätten. Der Trend, dass die Fallzahlen in diesem Bereich deutlich ansteigen, werde sich in diesem Jahr noch deutlich fortsetzen. „Das ist ein gigantischer Anwuchs an Datenmengen.“

Die Entwicklung der Opferzahlen.
Die Entwicklung der Opferzahlen. © Jürgen Runo

Mit Sorge betrachteten die Beamten auch die gestiegene Anzahl an Beamten, die in Salzgitter im Dienst verletzt worden sind: 40 Männer und Frauen waren das im vergangenen Jahr. Im Jahr 2021 waren es 19. Auch die Fallzahlen im Bereich „Tätlicher Angriff“ (gegen Polizeibeamte) haben sich deutlich erhöht: von 25 auf 33.

Interessant sei auch der Blick auf die Opferzahlen und die Verteilung nach Altersgruppen. Hier zeige sich nämlich, so Uebel: „Ältere Menschen ab 60 Jahre sind deutlich geringer belastet als jüngere Menschen.“ Heißt konkret: Ältere Menschen werden weniger häufig Opfer von Straftaten als jüngere Menschen. „Kinder und Jugendliche sind deutlich höher belastet“, erklärt der Experte. Auch wenn viel zu hören und zu lesen sei, dass Senioren immer wieder Opfer von Betrügern – zum Beispiel durch sogenannte Enkeltricks werden – die reinen Fallzahlen seien nicht auffallend hoch.

Die Zahlen für Baddeckenstedt veröffentlichen wir am Freitag.

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