Salzgitter. Mehrere Hilfsorganisationen, Privatpersonen, Geschäftsleute und Moscheegemeinden starten eigene Aktionen. Das können Sie tun.

So können Sie in Salzgitter den Erdbebenopfern helfen

Die Hilfsorganisation Hasene hat auf ihrer Internetseite einen Link eingerichtet, über den man Spenden kann. Das „Bündnis Entwicklung Hilft und „Aktion Deutschland Hilft“ rufen mit folgendem Konto zu Spenden auf:
BEH und ADH
IBAN: DE53 200 400 600 200 400 600
BIC: COBADEFFXXX
Commerzbank

Die Ümit-Bäckerei in Lebenstedt arbeitet am Freitag für die Erdbebenopfer in der Türkei. Alle Einnahmen vom Tag will Geschäftsführer Ümit Sülün an die Erdbebenopfer spenden.

In Salzgitter sammeln am Freitag außerdem alle Moscheen Geldspenden für die Erdbebenopfer. Am Wochenende findet ein Benefiz-Fußballspiel statt, dem Ibrahim Medeni als Vorsitzender des KSV Vahdet sofort zugesagt hat. Am Samstag, 11. Februar, tritt der KSV Vahdet dann gegen den Türkischen SC Vahdet in Braunschweig am Bienroder Weg 50 an. Beginn ist um 14 Uhr und Anpfiff um 15 Uhr. Der gesamte Erlös des Fußballspiels wird an die Erdbebenregion gespendet.

Hoffnung auf einen Kontakt aus der Heimat

Mustafa Abacioglu schaut alle paar Minuten auf sein Smartphone. Es liegt griffbereit neben ihm auf seinem Tisch. An dieses kleine Gerät klammert der Salzgitteraner im Moment viele Hoffnungen. Die Hoffnung auf irgendein Lebenszeichen, auf positive Nachrichten oder ein Update aus Hatay – seiner Heimat im Süden der Türkei. Mitte der Woche hat er noch von drei verwandten Familien nichts gehört. „Ich gehe im Moment vom Schlimmsten aus“, sagt er. Und fügt dann an: „Ich glaube, wir können hier von der größten Katastrophe in unserer Geschichte sprechen.“

Kräftezehrende Tage für die Islamische Gemeinschaft

Die nächsten Sekunden ist es komplett still in der Moschee der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş. Erst nach einer kurzen Pause kann Abacioglu weitersprechen: „Wir kommen im Moment nur ganz schwer in Kontakt mit unseren Verwandten und Freunden in der Region. Vieles erfahren wir auch erst aus den Medien. Das zehrt sehr an Nerven und Kräften.“ Schlaf bekommt er nicht wirklich im Moment. Abacioglu weiß, dass die Menschen in der Region immer mal wieder kleinere Beben erleben. So ein großes Ausmaß sei aber unvorstellbar. „Hatay gleicht einer Stadt, die im Krieg komplett zerbombt worden ist“, sagt er. Viele seiner Verwandten sagen: „Hatay gibt es nicht mehr.“

Mustafa Abacioglu wartet immer noch auf die Antwort von Verwandten in der Türkei. Seine Heimatstadt Hatay ist stark betroffen. 
Mustafa Abacioglu wartet immer noch auf die Antwort von Verwandten in der Türkei. Seine Heimatstadt Hatay ist stark betroffen.  © Funke Neidersachsen | Marvin Weber

Zum Gespräch mit unserer Zeitung hat er sich Unterstützung geholt, auch auf emotionaler Ebene. Abacioglu und Ibrahim Medeni kennen sich schon lange und sind sehr gut in Salzgitter vernetzt. Vor über 20 Jahren erlebte Medeni das große Erdbeben in der Nähe von Gölcük mit. Heute sagt er: „Die Bilder von 1999 sind mir sofort wieder im Gedächtnis. Damals hatten wir tagelang keinen Kontakt zur Außenwelt. Heute bangen wir um Angehörige und Bekannte, die immer noch unter den Trümmern liegen. Das macht mich seelisch fertig.“ Gleichzeitig findet Medeni, dass die Türkei viel besser mit der jetzigen Katastrophe umgeht. „Die Hilfe kommt viel schneller an und wird aus einer Hand delegiert. Es erleichtert mich, dass die Reaktion jetzt viel besser ist“, sagt er.

Ruhe bewahren bei der Hilfeleistung

Beide Männer sind schon viele Jahre bei der Hilfsorganisation Hasene aktiv. Sie kennen das Leiden und die Zerstörung auf der Welt gut. Und gerade weil sie jetzt auch persönlich betroffen sind, wollen sie überlegt und bestimmt handeln. Medeni erklärt: „Viele Menschen sind nach den ersten Katastrophennachrichten auf uns zugekommen und haben gefragt, wie sie helfen können. Uns war es wichtig, erstmal Ruhe zu bewahren. Dann haben wir uns mit Hasene auf eine gemeinsame Vorgehensweise geeinigt und das kommuniziert. So können wir viel besser helfen.“

Katastrophenhelfer dringend gesucht

Auch Abacioglu sagt deutlich: „Ich kann verstehen, wenn viele jetzt den Impuls haben, sofort irgendwie zu helfen. Jede Hilfe ist auch gut. Es bringt aber nichts, blind loszufahren und als Privatperson zu versuchen, Sachspenden in die Krisenregion zu bringen. Vor allem, weil der Zugang zu den Städten verwehrt wird.“ Diese Entscheidung vom türkischen Amt für Katastrophenschutz (Afad) halten beide Männer für richtig. Jetzt brauche es vor allem Profis und Freiwillige, die mit beispielsweise medizinischer Ausbildung oder Ausbildung in der Katastrophenhilfe unterstützen können. „Wir suchen bei Hasene händeringend nach Leuten mit der passenden Ausbildung und hoffen, dass sich so viele Menschen wie möglich bei uns melden. Die können dann mit der Organisation vor Ort helfen“, sagt Abacioglu.

Sachspenden werden in kommenden Wochen gebraucht

Das türkische Konsulat habe im Moment davon abgeraten, Sachspenden zu verteilen. Abacioglu schätzt die Situation so ein: „Ich gehe davon aus, dass in den nächsten Wochen und Monaten auch Sachspenden noch gefragt sind. Das sagt mir meine Erfahrung aus der ehrenamtlichen Arbeit bei Hasene.“ Wenn Privatleute helfen wollen, sei die Geldspende im Moment die richtige Methode.

Ibrahim Medeni hat das schwere Erdbeben 1999 in Gölcük miterlebt. 
Ibrahim Medeni hat das schwere Erdbeben 1999 in Gölcük miterlebt.  © Funke Neidersachsen | Marvin Weber

Sowohl das Katastrophenschutzamt als auch verschiedene Hilfsorganisationen haben laut Abacioglu Spendenkonten eingerichtet. Er sagt: „Das Geld landet schnell in der Türkei und kann dann vor Ort benutzt werden, um beispielsweise Hilfsgüter zu kaufen. Die stehen dann viel schneller zur Verfügung.“ Und sie könnten so auch fair im gesamten Krisengebiet verteilt werden, wie Medeni sagt.

Benefiz-Spiel in Braunschweig

In Salzgitter sammeln am Freitag außerdem alle Moscheen Geldspenden für die Erdbebenopfer. Am Wochenende findet ein Benefiz-Fußballspiel statt, dem Ibrahim Medeni als Vorsitzender des KSV Vahdet sofort zugesagt hat. Am Samstag, 11. Februar, tritt der KSV Vahdet dann gegen den Türkischen SC Vahdet in Braunschweig am Bienroder Weg 50 an. Beginn ist um 14 Uhr und Anpfiff um 15 Uhr. Der gesamte Erlös des Fußballspiels wird an die Erdbebenregion gespendet.