Bruchmachtersen. Das Lager ist gefüllt – doch es werden junge Helfer gesucht. Denn viele ältere Ehrenamtliche bleiben wegen der Ansteckungsgefahr zuhause.

Während in einigen anderen Städten die Tafeln bereits wegen der Corona-Pandemie ihren Betrieb eingestellt haben, ist man in Salzgitter fest entschlossen, für bedürftige Menschen da zu sein, solange es geht. „Wir wollen versuchen, unsere Kunden, die es sowieso schon nicht leicht haben, auch jetzt weiter mit günstigen Lebensmitteln zu versorgen“, zeigte sich die stellvertretende Vereinsvorsitzende Ida Naumov am Mittwochabend kämpferisch.

Zwar habe es vom Bundesverband der Tafeln in Deutschland eine Empfehlung gegeben, über Schließungen nachzudenken. Für die Salzgitteraner Ehrenamtlichen komme das derzeit jedoch nicht in Frage, so Naumov. „Wir haben unsere Hygienemaßnahmen, die es bei uns sowieso schon immer gegeben hat, deutlich erhöht“, hob die Vorsitzende Katharina Mittelstaedt hervor. Dies bedeutet zunächst einmal, dass Kunden, die zur Ausgabestelle in den Söhlekamp kommen, am Eingang von einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter in Empfang genommen werden, um die Hände desinfiziert zu bekommen. „Mit einer Sprühflasche wird reichlich Mittel aufgetragen und erklärt, wie es verteilt werden muss“, beschrieb die gelernte Krankenschwester und Vorstandsmitglied Adelheid Baumann das Vorgehen.

Ältere Ehrenamtliche bleiben fern

Eindringliche Hygiene-Hinweise, auch in arabischer Sprache, weisen Kunden der Tafel auf Verhaltensregeln wegen der Corona-Pandemie hin.
Eindringliche Hygiene-Hinweise, auch in arabischer Sprache, weisen Kunden der Tafel auf Verhaltensregeln wegen der Corona-Pandemie hin. © Stefan Lohmann | Stefan Lohmann

Einige Kunden fänden das zunächst befremdlich, aber ohne diesen ersten Schritt der Risiko-Minimierung werde niemand ins Gebäude gelassen. Das gleiche Prozedere gelte selbstverständlich auch für die Mitarbeiter, die sich gefühlt alle paar Minuten Hände waschen und desinfizieren würden, so Mittelstaedt. Zudem trage jeder Handschuhe.

Die Kunden hätten auch nicht mehr wie üblich „freie Bahn“ in der Lebensmittelausgabe. Nur einzeln nacheinander könnten sie noch eintreten, so dass maximal zwei von ihnen bedient würden, erklärte Angelika Riechelmann vom Vorstand.

Draußen werde darauf geachtet, dass sich keine Menschentrauben bildeten, und an allen Stellen im Betrieb der notwendige Abstand eingehalten werde. An den Ausgabe-Tagen würden sämtliche Theken und Arbeitsplätze, auch die im Bürobereich, sorgfältiger als ohnehin schon desinfiziert, machte Baumann deutlich. „Besonders wichtig ist zu wissen, dass keine Kinder mehr hinein dürfen, die sonst unbedachte Kontakte herstellen würden“, sagte Baumann. „Wir tun alles, um jedes Risiko zu vermeiden, für unsere Kunden und auch für die Mitarbeiter“, betonte Naumov.

Dennoch hätte sich seit Montag der Kundenzulauf „wohl wegen Ängsten“ verringert, und ein Großteil der meist älteren ehrenamtlichen Helfer für sich entschieden, nicht mehr in den Laden zu kommen. Für diese Kräfte benötige man nun dringend Ersatz, ruft die Tafel vor allem junge Menschen dazu auf, jetzt einzuspringen. Interessenten melden sich unter Telefon (0 53 41)/ 88 73 49.

„Noch kommen wir klar“, sagte Naumov, aber jede Hilfe sei nun willkommener denn je. Was die Versorgung der Tafel mit Lebensmitteln angehe, gebe es bislang so gut wie keine Schwierigkeiten, so Mittelstaedt. „Das Lager ist gut bestückt, und die Händler, die uns Ware zur Verfügung stellen, sind froh, dass wir sie ihnen abnehmen, weil sie sie sonst entsorgen müssten“, sagte Mittelstaedt. Am Freitag lief der Betrieb „super reibungslos", wie Mittelstaedt auf Nachfrage der Redaktion berichtete. Nach anfänglicher Unsicherheit seien wieder viele Kunden gekommen, und auch bei den Sicherheitsvorkehrungen sei noch einmal, etwa mit Abschirmungen, nachgelegt worden.

Auch das BZV-Medienhaus hat eine Plattform geschaffen, auf der Menschen Tipps, Orientierung und Nachbarschaftshilfe finden können – und auf der sich der lokale Einzelhandel mit seinen Corona-Angeboten präsentieren und vernetzen kann. Zu finden ist „Gemeinsam stark“ unter www.salzgitter-zeitung.de/gemeinsamstark/

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