Salzgitter. In der Belegschaft wächst die Sorge. Ein Konzernsprecher macht deutlich: „Wir tun alles machbare“ – und sendet einen Appell an die Mitarbeiter.

Nachdem am Mittwoch der ersten Corona-Fall im Werk der größten Salzgitter-Tochter Flachstahl bestätigt wurde, tauchen offenbar neue Verdachtsfälle in der Hütte auf. Nach Informationen unserer Zeitung gibt es mindestens im Kraftwerk des Betriebs und der Ausbildung Personen, die infiziert sein könnten. Ein Sprecher der Salzgitter AG bestätigte lediglich indirekt, dass sich die Zahl mutmaßlicher Infektionen erhöht hat.

Die Entwicklungen sorgen offenbar für immense Sorgen in Teilen der Belegschaft. Schilderungen zufolge sollen sich Mitarbeiter in erheblicher Zahl krankmelden – aus Angst. Konzernsprecher Bernhard Kleinermann macht deutlich: Man tue alles, um Angestellte und Arbeiter zu schützen. „In allen Verdachtsfällen haben wir sofort alle behördlich und auch von unserer eigenen Arbeitsmedizin vorgegeben Maßnahmen eingeleitet.“ Gleichzeitig würden alle Verdachtsfälle und mögliche Kontakte separiert, um die Verbreitung klein zu halten.

Man verfüge über eine gut ausgestattete arbeitsmedizinische Einrichtung mit mehreren Ärzten auf dem Gelände der Salzgitter Flachstahl. Über Aushänge, das Konzern-Intranet sowie mündliche Verhaltens- und Hygieneempfehlungen sei die Belegschaft informiert worden. Außerdem stehe ein Merkblatt des Landesgesundheitsamtes zur Verfügung.

Die Kantinen auf dem Werksgelände sind seit Mittwoch geschlossen „und für die anderen Verpflegungseinrichtungen wurden Verhaltensmaßnahmen ausgegeben“, schildert Kleinermann.

Er betont: „Maßnahmen, die zur Gesunderhaltung unserer Mitarbeiter sowie deren Angehörigen dienen, haben für uns höchste Priorität.“ Aber: „Wir haben auch dafür zu sorgen, dass technische und wirtschaftlich Schäden für das Unternehmen nach Möglichkeit minimiert werden.“ Das sei ein Spagat. Eine zeitweise Schließung würde das Unternehmen vor „große Probleme“ stellen. Das müsse jedem klar sein.

Kleinermann zitiert in diesem Zusammenhang den Vorstandsvorsitzenden von BMW, Oliver Zipse: „Es gibt eine Zeit während Corona und eine Zeit nach Corona.’’ Das Fahrwasser für die Stahlindustrie sei zurzeit ohnehin sehr schwierig, wie die am vergangenen Montag veröffentlichten Zahlen der Salzgitter AG zum Geschäftsjahr 2019 deutlich gezeigt hätten. Dort wurde für das Geschäftsjahr 2019 ein Fehlbetrag vor Steuern von 253 Millionen Euro offenbar.

Kleinermann erklärt: „Umso notwendiger ist es, dass wir Ruhe bewahren, die richtigen Maßnahmen einleiten und entsprechend angepasste Verhaltensweisen an den Tag legen. Uns ist bewusst, dass wir uns in einer Zeit großer Verunsicherung befinden – im beruflichen und insbesondere im privaten Bereich. Wir appellieren an alle Kolleginnen und Kollegen, noch näher zusammenrücken und einander zu unterstützen.“

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