Salzgitter. Die Sozialdemokraten verlieren in Salzgitter mehr als 15 Prozent gegenüber der Europawahl 2014. AfD und Grüne frohlocken.

Während die SPD und die CDU bei der Europawahl in Salzgitter zu den großen Verlierern zählen, dürfen sich Grüne und AfD als die großen Gewinner fühlen.„Ich will gar nicht drumherum reden“, so Michael Letter.

„Das Ergebnis der SPD ist eine Enttäuschung. Bundesweit ohnehin, aber auch für Salzgitter“, sagte der Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Salzgitter am Wahlabend. Nun müssten die richtigen Konsequenzen gezogen werden. Nicht nur auf Bundes-, sondern gerade auch auf Kommunalebene. „Wir müssen den Leuten noch mehr zuhören, mehr klare Kante zeigen und unser sozialdemokratisches Profil schärfen.“ Das gelte sowohl für die Arbeit im Rat als auch in den Ortsräten. Ein klares Profil und innovative Ideen, etwa beim Klima- und Umweltschutz vor Ort, müssten nicht nur die SPD in Salzgitter, sondern auch die CDU haben. Gefasst nahm Christian Striese den deutlichen Stimmenverlust der CDU auf. „Das ist keine Überraschung und war, analog zu den Bundesprognosen, zu erwarten“, sagte der stellvertretende Vorsitzende des CDU-Kreisverbands. Die von Letter angesprochene Profilierung der großen Parteien sei zwar gut, zugleich sei aber auch eine enge Zusammenarbeit zum Wohle Salzgitters erforderlich. Bei der nächsten Kommunalwahl erwarte er unterdessen kein so starkes Abschneiden der AfD wie jetzt bei der Europawahl, weil die Kommunalwahl vor allem eine Personenwahl sei.

Michael Gröger, Vorsitzender des Kreisverbands der AfD, sieht das Ergebnis seiner Partei in Salzgitter „sehr positiv. Die Leute wachen jetzt auf.“ Die stille Zustimmung für seine Partei sei sehr hoch, das spiegele sich in dem Ergebnis wider, in dem er auch ein Signal für die nächste Kommunalwahl 2021 sieht: „Ich rechne fest mit 20 Prozent plus x. Und das ist kein Wunschdenken“, so Gröger.

Total überrascht vom Salzgitteraner Ergebnis für seine Partei zeigte sich derweil Harald Wintjen, Sprecher des Grünen-Kreisverbandes. „Das ist einfach super. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte gedacht, alles, wo eine eins davor steht, ist schon ein sehr gutes Ergebnis.“ Er hoffe, die andere Parteien würden das Ergebnis zur Kenntnis nehmen und nun auch die Bestrebungen der Grünen unterstützen, mehr für den Klima- und Umweltschutz vor Ort zu tun. Rainer Nagel, Linken-Kreisvorsitzender in Salzgitter, findet das bundesweite Ergebnis seiner Partei ebenso unbefriedigend wie das vor Ort, auch wenn man sich in Salzgitter leicht verbessert habe. Als „beängstigend“ bezeichnete er das AfD-Resultat. FDP-Kreisvorsitzender Ralf Ludwig ist zufrieden mit dem Resultat in Salzgitter. Besonders freue er sich über die vielen Stimmen aus den Kanaldörfern. Das Ergebnis sei auch ein wirkliches Plus für die Zukunft der FDP in Salzgitter. MBS-Vorsitzender Stefan Roßmann, dessen Partei bei der Europawahl den Freien Wählern zuzuordnen ist, fürchtet für die nächsten Kommunalwahlen mit Blick auf die AfD und in Anspielung auf deren Parteifarbe, „dass wir unser blaues Wunder erleben werden“. Aus dem Gesamtergebnis der Europawahl in Salzgitter zieht er den Rückschluss, „dass wir den Bürger stärker in den Mittelpunkt nehmen müssen. Dafür werde ich kämpfen.“

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