Salzgitter. Gehaltskürzung aus freien Stücken für den guten Zweck bei VW in Salzgitter: Mit ihrer Spendenidee ist das Team für den Rückenwind-Preis nominiert.

Wenn für das Gros der VW-Belegschaft am Standort Salzgitter alljährlich im Herbst ein Teil des Gehalts auf der Abrechnung fehlt, hat dies einen guten Grund. Der nicht ausgezahlte Lohnanteil, dessen Höhe der einzelne Mitarbeiter selbst festlegt, wird an soziale Einrichtungen in der Stadt weitergegeben.

Über die letzten zehn Jahre hinweg sei so rund eine halbe Million Euro zusammengekommen, davon allein bei der Spendenrunde im vergangenen Jahr 63.000 Euro, wie Betriebsratsvorsitzender Dirk Windmüller begeistert berichtet. „Ziel dieser Belegschaftsspende, die bei uns schon eine jahrzehntelange Tradition hat, ist es, einerseits Einrichtungen bei Projekten und Ausstattungen zu unterstützen, die sonst oft nicht realisierbar wären“, erklärt Windmüller. Beispiele aus der Vergangenheit reichten von der Anschaffung eines Fahrzeugs für die Salzgitter Tafel über den Ausbau der Präventionsarbeit der Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt bis zur Werkstatterweiterung bei der Lebenshilfe.

VW Salzgitter setzt Zeichen der gesellschaftlichen Solidarität

Neben den Genannten werden zudem regelmäßig die CJD-Hallendorfer-Werkstätten, das Elisabethstift in Gitter, das Frauenhaus Salzgitter, das Lebenstedter Hospiz sowie die arCus gGmbH gefördert. „Zum anderen geht es darum, ein deutliches Zeichen gesellschaftlicher Solidarität zu setzen. Damit übernimmt die Belegschaft soziale Verantwortung “, beschreibt Windmüller den Kerngedanken der vom Betriebsrat etablierten Aktion.

Wie tief der Solidar-Gedanke in der Mitarbeiterschaft mittlerweile verankert sei, würde sich gerade in Zeiten der Corona-Krise zeigen, hebt der Betriebsratsvorsitzende hervor: „Die Spendenbereitschaft ist uneingeschränkt groß.“ Personalleiter Lutz Becker verdeutlicht die Bedeutung des intensiven Engagements von Betriebsrat und Mitarbeitern: „Wir pflegen langjährige Beziehungen zu den Einrichtungen hier vor Ort, die wir unterstützen.“ Dazu gehöre es dann selbstverständlich, dass VW-Vertreter die geförderten Institutionen besuchten, um sich umgesetzte und geplante Vorhaben anzuschauen, so Becker. „Man lernt Respekt und Demut vor den außerordentlichen Leistungen, die die Menschen dort erbringen“, so der Personalchef. Und das mit eigenen Augen sehen zu können, sei das Schönste.

Ehrenamtliches Engagement der Mitarbeiter soll gewürdigt werden

Je größer die Transparenz dafür sei, was mit den gespendeten Geldbeträgen geschehe, desto mehr persönliche Identifikation mit den heimischen Einrichtungen entstehe, so Becker und Windmüller. „Und umso gewichtiger wird das ehrenamtliche Engagement der Mitarbeiter“, hebt Becker hervor. Um dies zu unterstreichen, habe man etwa von Unternehmensseite im vergangenen Jahr die Gesamtspendensumme um 5000 Euro auf insgesamt 68.000 Euro aufgestockt. Leider könnten die persönlichen Kontakte, wo sonst in schönster Regelmäßigkeit VW-Mitarbeiter auch in ihrer Freizeit direkt in den Einrichtungen mit anpackten, wegen der Corona-Einschränkungen derzeit nicht stattfinden. „In jedem Fall bleibt es eine gesellschaftspolitische Aufgabe, für Lebensqualität in den sozialen Einrichtungen zu sorgen, da hilft die Belegschaftsspende, aber der Staat darf sich dieser Aufgabe nicht entziehen“, mahnt Windmüller.