Braunschweig. Nach einer filmreifen Flucht sitzt der Jurist nun in Untersuchungshaft. Er soll auf raffinierte Weise Versicherungsgelder veruntreut haben.

Es war eine Flucht wie im Krimi: Ein Braunschweiger Anwalt soll unter anderem Fremdgelder von Mandanten veruntreut haben, um sie in seine Firmen zu stecken beziehungsweise für private Zwecke zu verwenden. Als im April 2015 Anklage gegen ihn wegen Untreue und Insolvenzverschleppung erhoben wurde, flüchtete der Familienvater ins Ausland. Zielfahnder der Zentralen Kriminalinspektion Braunschweig haben mit Beteiligung des Bundeskriminalamts und der Staatsanwaltschaft Braunschweig den 46-Jährigen nun in Thailand aufspüren und nach Deutschland überführen können – da hatte er schon eine filmreife Flucht über Indien, Thailand, Sri Lanka und wieder Indien hinter sich.

„Es ist ein großer Erfolg für die Zielfahndung“, sagte Julia Meyer, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Braunschweig. Das Verfahren gegen den 46-Jährigen soll nun zeitnah fortgesetzt werden. Ihm wird vorgeworfen, als alleiniger Geschäftsführer einer GmbH von 2013 bis 2014 in mindestens 13 Fällen Fremdgelder von Mandanten in Gesamthöhe von 286.000 Euro veruntreut zu haben. Darüber hinaus habe er über seine Anwaltskanzlei in Braunschweig in mindestens 100 Fällen Fremdgelder von Mandanten in Gesamthöhe von fast 400.000 Euro für private Zwecke verwendet. „Er hatte ein Geschäftsmodell zur zivilrechtlichen Abwicklung von Unfallschäden für Autohäuser entwickelt“, so Meyer. Diese hätten sich bei Reparaturaufträgen die Ansprüche ihrer Kunden gegenüber den Versicherungen abtreten lassen. Der Anwalt sei beauftragt worden, die Versicherungsgelder einzutreiben. Diese habe er dann veruntreut. Der Schwindel flog auf, mehrere geschädigte Autohäuser erstatteten Anzeige. Obwohl seine Firma völlig überschuldet war und er den Zahlungsverpflichtungen gegenüber seinen Gläubigern und Kunden nicht mehr nachkommen konnte, habe der Anwalt zudem keinen Insolvenzantrag gestellt.