Celle. Der Zeuge im Prozess gegen den Prediger von Hildesheim und mutmaßlichen IS-Chef in Deutschland hofft auf einen Neuanfang.

Wenn man 15 Jahre alt ist, dann schwärmt man für ein Fußballer oder einen Popstar, für Ronaldo oder Justin Bieber. Der 14-jährige Yusuf T. aber schwärmt für Abu Walaa, einen Mann, der im Internet gegen die „Kuffar“, die Ungläubigen, hetzt. Mit 19 Jahren sitzt Yusuf T. im Saal 94 des Oberlandesgerichts in Celle, nur wenige Meter von seinem einstigen Vorbild entfernt. Er ist mittelgroß, schlank, trägt ein schwarzes Hemd, schwarze Jeans, einen dünnen Oberlippenbart, die Haare am Hinterkopf sind kurz geschoren. Er sieht Abu Walaa nicht in die Augen; die Bewunderung hat er verloren. Er will lieber nach vorne blicken, aufräumen mit seinem Leben, das ihn – wie er sagt – auf einen Irrweg geführt hat.

Es gibt Fotos, die Yusuf T. korpulent, in weiter Jogginghose mit langen Haaren und einem fusseligen Kinnbart zeigen. Fotos, die heute wie aus einer anderen Welt erscheinen, aufgenommen von einer Überwachungskamera am Tag des Anschlags auf den Sikh-Tempel in Essen, dem ersten Sprengstoffanschlag mit Bezug zur Terrormiliz Islamischer Staat in Deutschland. Drei Menschen wurden dabei verletzt. Das war im April 2016, Yusuf T. war einer der Attentäter.