Braunschweig. Laut Studie ist die gute alte Fibel für die Rechtschreibung immer noch am besten.

Der Deutsche Lehrerverband verlangt ein bundesweites Verbot der Schreiblernmethode „Lesen durch Schreiben“. „Es geht jetzt darum, möglichst schnell weiteren Schaden von unseren Grundschulkindern abzuwenden“, sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger unserer Zeitung.

„Dazu gehört nicht nur, dass diese Methode – insbesondere in ihrer radikalen Form – nicht weiter im Rechtschreibunterricht verwendet werden darf. Auch sollte in diesem Bereich eine umfassende Überprüfung aller Lehrpläne, Lernmittel und der gesamten darauf bezogenen Lehrerfortbildung stattfinden“, forderte Meidinger. Baden-Württemberg und Hamburg hätten mit einem Verbot bereits ein wichtiges Zeichen gesetzt.

Die Länder müssten „tiefgreifende Konsequenzen“ aus den Ergebnissen der Studie der Universität Bonn ziehen, sagte der Verbandspräsident. Nach der am Wochenende veröffentlichten Studie führt die an zahlreichen Grundschulen praktizierte reformpädagogische Schreiblernmethode „Lesen durch Schreiben“ zu eklatant schlechteren Rechtschreibleistungen als der traditionelle Fibel-Unterricht.

Grob gesagt gibt es drei Formen: Mit der guten alten Fibel lernen Grundschulkinder Buchstaben und Wörter schrittweise und nach festen Vorgaben. Bei „Lesen durch Schreiben“ schreiben Kinder ab der ersten Klasse so, wie sie meinen, dass es richtig ist. Korrekturen sind bis zur dritten Klasse nicht vorgesehen, um Frust zu vermeiden. Die dritte Art ist die Silbenmethode. Demnach sollen Kinder Worte durch Silben besser erfassen können.

In Niedersachsen gibt die Landesregierung keine Empfehlung an die Schulen weiter. Es steht den Schulen – manchmal sogar einzelnen Lehrern – frei, welche Methode sie verwenden wollen.

Wie der Deutsche Lehrerverband fordert auch die FDP in Niedersachsen die Fibel. Der Landtagsabgeordnete und bildungspolitische Sprecher seiner Fraktion, Björn Försterling, sagte: „Viele Generationen haben erfolgreich mit der Fibel die Rechtschreibung gelernt.“ Es brauche dringend eine dementsprechende Empfehlung für die Grundschulen in Niedersachsen.

Für Professorin Katja Koch von der TU Braunschweig hingegen wird die Diskussion zu dogmatisch geführt. Es gebe keine ideale Form, um die Rechtschreibung und das Lesen zu lernen, sagte die Schulforscherin. Vielmehr sei eine Mischform die beste Lösung. „Je nach Schülerschaft in der Klasse sollten die drei Methoden gewichtet werden“, sagte sie. Schüler mit ausländischen Wurzeln zum Beispiel würden mit der Fibel die besten Ergebnisse bei der Rechtschreibung erzielen. Leichter Lesen lernen lasse sich hingegen mit der Methode „Lesen durch Schreiben“.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte unserer Zeitung: „Die Ergebnisse der Forschung müssen schnell in der Praxis Anwendung finden.“ Laut Schulforscherin Koch liegt da das Problem: „Es gibt keine Studie für ganz Deutschland.“ Die Forscher der Uni Bonn hatten 3000 Kinder in ihrer Studie einbezogen – alle aus Nordrhein-Westfalen.