Wolfsburg. Die Preise für Gebrauchte fallen, jeder fünfte Händler will Diesel nicht in Zahlung nehmen.

Die Diskussion um die Zukunft des Diesel-Antriebs zeigt doppelte Wirkung. Einerseits werden Diesel erst gar nicht mehr bestellt oder als Gebrauchte zum Ladenhüter – und damit zum wirtschaftlichen Risikofaktor für die Händler. Andererseits stieg in der EU nach Analyse der Europäischen Umweltagentur EEA im vergangenen Jahr erstmals seit Jahren der durchschnittliche Kohlendioxid-Ausstoß von Neuwagen. Ein Grund dafür ist der Schwenk der Käufer von Diesel- zu Benzin-Modellen. Benziner stoßen wegen ihres in der Regel höheren Verbrauchs mehr Kohlendioxid aus als Diesel.

Wie aus Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes hervorgeht, ist der Diesel-Anteil unter den in Deutschland neu zugelassenen Autos im März im Vergleich zum Vorjahresmonat um 25,4 Prozent auf knapp 108 929 zurückgegangen. Im Gegensatz dazu stieg der Anteil der Benzin-Modelle im selben Zeitraum um 9,3 Prozent auf 222 332. Die Benziner fahren nun mit einem Marktanteil von 64 Prozent unter den Neuwagen vorne weg, gefolgt von Diesel-Fahrzeugen, die auf einen Marktanteil von 31,4 Prozent kommen.

Auch bei den Gebrauchten hängen Benziner den Diesel ab. Im März standen 432 101 Besitzumschreibungen von Benzin-Modellen 197 527 von Diesel-Autos gegenüber. Während die Diesel-Umschreibungen relativ stabil sind, zogen die von Benzinern im März kräftig an. Soll heißen: Der Diesel musste beim Frühjahrsaufschwung draußen bleiben.

Davon zeugt auch das Diesel-Barometer, das monatlich von der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) veröffentlicht wird. Demnach betrug die durchschnittliche Standzeit gebrauchter Diesel beim Händler 103 Tage – also mehr als drei Monate. Das war seit Anfang 2017 nach dem November (110) der zweithöchste Wert. Im Vergleich dazu standen Benziner im März im Schnitt 85 Tage bei den Händlern – 18 Tage weniger.

Ohnehin können Diesel häufig offenbar nur noch mit Preisnachlässen weiterverkauft werden. So berichtet die DAT, dass 87 Prozent der Händler „höhere“ Abschläge gewähren. 22 Prozent der Händler würden sogar Diesel-Inzahlungnahmen ablehnen.

Eine weitere Erkenntnis des Diesel-Barometers: Nicht nur Privatkunden wenden sich vom Diesel ab, sondern zunehmend Gewerbekunden. Dieser Trend bleibt nicht ohne Folgen für die Preisentwicklung: Während dreijährige Diesel im vergangenen Jahr monatlich an Wert verloren, zuletzt 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, stiegen die Restwerte für gleichalte Benziner.

Für die Braunschweiger VW Financial Services, die das VW-Leasinggeschäft betreiben, sind die Restwertverluste für Diesel nicht „signifikant“. Für Händler bietet das Unternehmen nach Angaben eines Sprechers eine Restwertversicherung an, für die die Nachfrage aber nicht gestiegen sei. Eine Abkehr der Gewerbekunden könne nicht bestätigt werden. Um aber für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, habe das Unternehmen im vergangenen Jahr 50 Millionen Euro abgeschrieben.