Braunschweig. Böen von Sturm Friederike erreichten im Januar mehr als 200 Kilometer pro Stunde. Über die Folgen solcher Stürme diskutieren Experten in Braunschweig.

Braunschweig. Sturmtief Xavier war Anfang Oktober 2017 kaum über Europa hinweggefegt, da folgte schon Herwart. Und Mitte Januar zog mit Friederike gar der schwerste Sturm seit mehr als zehn Jahren durch Deutschland. Bei allen drei Stürmen kamen Menschen ums Leben.

Nehmen solche Extremwetterereignisse wegen des Klimawandels zu, wie es die Modelle prognostizieren? „Ja, aber“, lautet die Antwort von Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Feststellbar sei ein solcher Trend bei Hitzetagen und sogenannten tropischen Nächten, bei denen die Temperatur nicht unter 20 Grad Celsius sinkt. „Bei Stürmen ist eine Zunahme aber noch nicht nachweisbar“, sagt Friedrich. Die Zahl der Stürme schwanke stark in Abhängigkeit von der Großwetterlage. In feuchten Wintern mit vorherrschendem Westwind etwa seien Orkane deutlich häufiger als in trockenen kalten Wintern.

Doch gemäß der Klimamodelle würden Orkane künftig nicht nur etwas häufiger auftreten, sondern auch stärker werden. „20 bis 30 Kilometer pro Stunde mehr können wir bei Spitzenböen durchaus erwarten.“ Bei Friedrike wurden auf dem Brocken bereits Böen mit mehr als 200 Kilometern pro Stunde gemessen.

Friedrich ist einer der Experten, die am Dienstag bei „Logo – Wissenschaft aus Braunschweig“, einer Veranstaltung unserer Zeitung mit NDR Info, über das Thema „Im Auge des Sturms: Orkane und Tornados im Klimawandel“ diskutieren. Auch bei seinem Spezialgebiet, den Tornados, sei kein klarer Trend belegbar. „Es werden zwar mehr Tornados gemeldet, das liegt aber daran, dass die Dunkelziffer unentdeckter Tornados sinkt.“ Viele Menschen hielten Tornados in Deutschland für ein neues Phänomen. Tatsächlich seien sie früher, als es noch keine „Sturmjäger“, Smartphones und weniger Überwachungskameras gab, nur schlichtweg seltener registriert worden.

Anders ist es bei den Starkniederschlägen. Hier beobachtet der DWD seit Einführung einer flächendeckenden Radar-Überwachung vor 15 Jahren einen Trend nach oben. Das hat Einfluss auf die Arbeit von Professor Nils Goseberg vom Leichtweiß-Institut für Wasserbau der TU Braunschweig: „Höhere Sturmtiden an der Küste, höhere Wellen, extreme Wasserstände – der Klimawandel stellt den Wasserbau vor große Herausforderungen.“ Im Binnenland wie in unserer Region müssten künftig häufiger lokale Sturzfluten wegen extremer Niederschläge aufgefangen werden – etwa indem Flüssen wieder mehr Raum gegeben werde. In den Niederlanden etwa würden zurzeit verstärkt solche Überflutungsgebiete eingerichtet.

Und an den Küsten? „Da muss der gesamte, riesige Deichbestand überprüft und womöglich bereits vor der ursprünglichen Planung ertüchtigt werden.“