Wolfsburg. Sanz verlässt den Konzern laut VW auf eigenen Wunsch. Truck & Bus zieht offenbar von Braunschweig nach München um.

Nun steht es fest: Der bisherige VW-Markenchef Herbert Diess wird ab sofort den gesamten VW-Konzern führen. Sein Vorgänger Matthias Müller legt sein Amt nieder. Auch für Personalvorstand Karlheinz Blessing geht es nicht weiter. Er verlässt den Vorstand, soll VW aber als Berater erhalten bleiben. Sein Nachfolger wird der bisherige Generalsekretär des VW-Betriebsrats, Gunnar Kilian. Den VW-Vorstand verlassen wird auch Francisco Javier Garcia Sanz, der für den Einkauf zuständig war. Das teilte der VW-Aufsichtsrat gestern Abend mit.

Während die Personalien Müller/Diess und Blessing/Kilian seit zwei Tagen mehr oder weniger bekannt waren, haben sich die Gerüchte um den Rückzug von Garcia Sanz – nach VW-Angaben auf eigenen Wunsch – erst gestern verdichtet. Ein möglicher Grund dafür sind Meinungsverschiedenheiten mit dem neuen Konzernchef Diess. In seiner Zeit bei BMW war Diess im Vorstand unter anderem für die Beschaffung zuständig. Garcia Sanz war seit 2001 Mitglied des VW-Konzernvorstands und damit der dienstälteste VW-Top-Manager.

Neu in den Vorstand rückt Porsche-Chef Oliver Blume. In der Führungsriege soll es eine Bündelung der Aufgaben geben. So ist Diess zuständig für Konzern-Entwicklung und -Forschung, Audi-Chef Rupert Stadler steuert den Konzern-Vertrieb und Blume die Konzern-Produktion. Die Ressorts Beschaffung und Komponente werden zusammengeführt. Kommissarisch ist dafür der Beschaffungs-Vorstand der Marke VW, Ralf Brandstätter, zuständig.

Wie sich bereits abgezeichnet hatte, wird VW seine Marken neu bündeln. Künftig soll es die Gruppen „Volumen“, „Premium“ und „Super Premium“ geben. Obwohl Details dazu erst heute genannt werden, liegt auf der Hand, dass zur Gruppe „Volumen“ die Marken VW, Seat und Skoda gehören, zu „Premium“ die Marke Audi und zu „Super Premium“ die Marken Porsche, Bentley, Bugatti und Lamborghini. Geplant ist außerdem, den lange diskutierten Börsengang der Nutzfahrzeugsparte Truck & Bus vorzubereiten, zu der MAN und Scania gehören. Daher wird das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umfirmiert. In diesem Zusammenhang ist nach Informationen unserer Zeitung der Umzug der Truck-&-Bus-Zentrale von Braunschweig nach München geplant. Grund: Dort ist MAN heimisch, die Distanz zwischen Braunschweig und München zu groß.

Der Führungswechsel bei VW schlägt auch beim VfL Wolfsburg durch. Denn der Posten von Garcia Sanz als Vorsitzender des Aufsichtsrates des Fußball-Bundesligisten ist mit seiner Rolle im VW-Vorstand verknüpft. Schwer vorstellbar, dass der Spanier, der dem Gremium seit 2009 vorsteht, beim VfL noch eine Zukunft hat, zumindest nicht auf lange Sicht.

Anleger feiern die Personalrochade im VW-Vorstand und die Neuaufstellung des Autobauers. Die VW-Vorzugsaktie legte seit Bekanntwerden des Umbaus am Dienstag bis gestern Abend um 5,5 Prozent auf 176,60 Euro zu.