Braunschweig. Wasserwerke und das Umweltbundesamt warnen vor zu viel Dünger in der Landwirtschaft und den Folgen des Klimawandels.

Zu viel Gülle und somit zu viel Nitrat im Grundwasser, leere Talsperren und ein hoher Wasserbedarf in heißen Sommern: Zum Tag des Wassers hat die Branche am Donnerstag vor Problemen gewarnt – und vor steigenden Verbraucherpreisen.

Der Klimawandel und die Nitratbelastung durch die Landwirtschaft erschweren den Wasserversorgern ihre Arbeit. „Wir haben als Branche ein Mengen- und ein Qualitätsproblem beim Wasser, sagte der Technische Geschäftsführer der Harzwasserwerke in Hildesheim, Christoph Donner, unserer Zeitung. Die Harzwasserwerke sind Niedersachsens größter Wasserversorger, auch große Teile unserer Region werden über die Harzwasserwerke versorgt. BS Energy und die Stadtwerke Wolfsburg zum Beispiel sind Kunden.

Donner konnte nicht beziffern, was die Probleme für den Verbraucher bedeuten. Er erwartet aber steigende Preise. Das sieht auch Michael Wittemann, Technischer Leiter des Wasserverbands Peine, so. Auch er erkennt eine klare Tendenz nach oben.

Konkret wurde das Umweltbundesamt mit Blick auf Nitrate im Trinkwasser, jene Stickstoffverbindung also, die sich als Folge der Massentierhaltung und intensiver Bewirtschaftung des Bodens anreichert. Denn: Nitrate stecken in der Gülle und im Dünger.

In gut einem Viertel der Grundwasservorkommen werde derzeit der Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat je Liter Wasser überschritten, schreibt das Umweltbundesamt. Sollte sich die Situation nicht ändern, müssten die Wasserversorger aufwendigere und damit teurere Aufbereitungsmethoden nutzen, um das Wasser zu reinigen. Der Studie zufolge könnten sich darum die Kosten für das Trinkwasser um 55 bis 76 Cent je Kubikmeter erhöhen. Das entspreche einer Preissteigerung von bis zu 45 Prozent. Für eine vierköpfige Familie würde das zusätzliche Kosten von bis zu 134 Euro im Jahr bedeuten.

In unserer von der Industrie geprägten Region fällt das Nitrat nicht so sehr ins Gewicht. Dafür umso mehr der Klimawandel. Dieser führe dazu, dass sich insbesondere die Harzwasserwerke nicht mehr auf stets gut gefüllte Talsperren verlassen könnten, sagte Technikchef Donner. Der Wasserverband Peine ist Kunde bei den Harzwasserwerken. Generell habe die Region mit Blick auf die kommenden 30 Jahre ausreichend Grundwasser, aber der Klimawandel befördere geändertes Nutzungsverhalten, das neue Herausforderungen bringe, erklärt Wittemann vom Wasserverband. „Mit heißen Temperaturen steigt die Abnahme der Verbraucher an. 2017 etwa hatten wir bereits im Mai die erste Spitzenabnahme – so früh wie nie zuvor.“

Die Harzwasserwerke stehen in den nächsten Jahren vor einer weiteren Mammutaufgabe: Das Werk wurde 1938 gegründet, aus diesen Jahren stammen auch die Wasserleitungen. Diese müssen erneuert werden. „Das wird eine Operation am offenen Herzen“, sagt Donner. Auch diese Investitionen werden die Verbraucher zahlen müssen.