Wolfsburg. Gegen VW läuft ein weiteres Verfahren. In beiden Konzernen wurden Räume durchsucht.

Der Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen weitet sich aus. Nun wird nach VW und Daimler erstmals gegen den Autobauer BMW ermittelt. Das teilte die Staatsanwaltschaft München gestern mit. In 11 400 Autos soll der Hersteller eine illegale Abschalteinrichtung eingebaut haben. BMW spricht von einem „Versehen“. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat derweil das inzwischen fünfte Verfahren gegen Volkswagen eingeleitet. Es geht um den Verdacht der Marktmanipulation. In den jeweiligen Konzernzentralen in Wolfsburg und in München fanden Razzien statt.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft München durchsuchten am Dienstag rund 100 Polizeibeamte aus München und Österreich sowie Staatsanwälte die BMW-Konzernzentrale in München und einen BMW-Standort in Österreich. Dabei seien Dokumente und Dateien beschlagnahmt worden. Bereits am 27. Februar wurde laut Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen den bayrischen Autobauer eingeleitet. Wenige Tage zuvor hatte BMW beim Kraftfahrtbundesamt (KBA) eingeräumt, dass in den Dieselmodellen 750XDrive und M550XDrive mit Sechs-Zylinder-Motor unzulässige Abschalteinrichtungen verbaut worden seien.

„Unsere Ermittlungen haben den Anfangsverdacht erbracht, dass die Mitteilung objektiv falsch gewesen sein könnte.“
„Unsere Ermittlungen haben den Anfangsverdacht erbracht, dass die Mitteilung objektiv falsch gewesen sein könnte.“ © Klaus Ziehe, Staatsanwalt, über die Ermittlungen bei VW

BMW hatte bereits im Februar einen Rückruf dieser 11 400 Fahrzeuge angekündigt. Es handele sich dabei um Modelltypen aus dem Baujahr 2012, die zur Abgasreinigung über einen Stickoxid- Speicherkatalysator verfügten. Bei ihnen sei im Sommer 2014 „versehentlich“ das gleiche Software-Update aufgespielt worden, das auch die sechszylindrigen SUV-Modelle X5 und X6 erhielten. Diese kamen erst später auf den Markt und verfügen über eine erweiterte Stickoxid-Reinigung, den SCR-Katalysator. „Software und Hardware passten bei den Modellen mit Baujahr 2012 nicht zusammen“, sagte ein BMW-Sprecher unserer Zeitung.

Der drittgrößte Autobauer in Deutschland teilte zudem mit: „Die BMW-Group nimmt den Fall sehr ernst und hat ein großes Interesse an der umfassenden Aufklärung des Sachverhalts.“ BMW unterstütze die Behörden zudem „vollumfänglich“ bei ihrer Arbeit. Für die betroffenen Fahrzeuge würde ferner eine korrigierte Software bereitgestellt, sobald die Behörden diese genehmigt hätten.

Am Dienstag wurde bekannt, dass auch bei VW bereits Anfang März eine weitere Razzia stattgefunden hat. Laut Staatsanwaltschaft Braunschweig wurden 13 Räume durchsucht. Zuvor hatte die „Wirtschaftswoche“ darüber berichtet. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt den VW-Konzern, Anleger und Öffentlichkeit über Verbrauchs- und CO2-Werte falsch informiert zu haben.