Hannover. Auch von Muslimen und der Opposition kommt teils scharfe Kritik an den Plänen.

Hannover. Die Debatte um einen neuen Feiertag für Niedersachsen nimmt Fahrt auf. Nachdem der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde sich ungewöhnlich scharf gegen den Reformationstag als neuen Feiertag gewendet hatte, kommt nun von den Grünen der Vorschlag, den Frauentag am 8. März zum freien Tag zu machen. Die Landesregierung bleibt aber dabei: Sie will einen Gesetzentwurf einbringen, der den Reformationstag zum dauerhaften Feiertag macht. Das bekräftigte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) gestern im Landtag.

Michael Fürst, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Niedersachsen, hatte auf antisemitische Ausfälle des Kirchenreformators Martin Luther verwiesen. Der „Hannoverschen Allgemeinen“ sagte er wörtlich, sein Verband werde „dafür kämpfen, dass dieser Tag nicht so ein schöner Tag wird, wie sich die Regierung das vorstellt“. Auf Nachfrage unserer Zeitung mildert er nun den Ton dieser Kritik etwas ab. Er sei nicht glücklich über die eigene Formulierung. In der Sache aber hält Fürst an seiner Position fest: „Es gibt 364 Tage im Jahr, die für uns als neuer Feiertag in Frage kommen – aber nicht der Reformationstag.“ Die Landesregierung nehme die Bedenken seines Verbandes, aber auch der Katholiken, die für den Buß- und Bettag geworben hatten, nicht ernst. „Es heißt immer, die Diskussion sei ergebnisoffen. Aber das stimmt nicht“, sagt Fürst.

„Es gibt 364 Tage im Jahr, die für uns in Frage kommen – aber nicht der Reformationstag.“
„Es gibt 364 Tage im Jahr, die für uns in Frage kommen – aber nicht der Reformationstag.“ © Michael Fürst, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Niedersachsen

Auch Recep Bilgen, Vorsitzender des Rates der Muslime in Niedersachsen, glaubt, dass die Entscheidung für den Reformationstag schon feststehe. „Wir begrüßen einen neuen religiösen Feiertag durchaus“, sagt Bilgen. Es solle aber nicht unbedingt ein muslimischer sein, eher ein neutraler, mit dem alle Glaubensgemeinschaften etwas anfangen könnten. „Das würde die Akzeptanz deutlich erhöhen.“

Die Grünen haben gestern im Landtag für den internationalen Frauentag am 8. März als neuen Feiertag geworben. Man unterstütze den entsprechenden Vorstoß von Landtagspräsidentin Gabriele Andretta (SPD), sagte gestern die Grünen-Fraktionschefin Anja Piel.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Jens Nacke warb dagegen weiter für den Reformationstag. Die Reformation sei auch ein Element des Beginns der Aufklärung gewesen, man könne den Tag deshalb auch als weltlichen Feiertag betrachten. Er betonte gestern: „Wir wollen eine offene Debatte über den am besten geeigneten Feiertag führen, sobald der Gesetzentwurf eingebracht ist.“ Dann sollen auch noch Verbände dazu angehört werden. Niedersachsen aber strebt – auch im Rahmen einer gemeinsamen norddeutschen Lösung – den Reformationstag, den 31. Oktober, an.