Calberlah. Zwei Männern zerren einen 49-Jährigen in Calberlah aus dem Zug, Zeugen retten den Mann. Können Aufnahmen aus Sicherheitskameras die Täter überführen?

Nach dem Bundesligaspiel des VfL Wolfsburg gegen den VfB Stuttgart ist es am Samstag in Calberlah zu einer schweren Gewalttat gekommen. Zwei junge Wolfsburg-Anhänger, etwa 20 Jahre alt, zerrten nach derzeitigen Ermittlungen der Polizei einen 49-jährigen Stuttgart-Fan aus Giesen (Landkreis Hildesheim) erst aus einem Enno-Regionalzug und schlugen ihn dann brutal zusammengeschlagen. Dabei sollen die Täter ihr Opfer mit Tritten ins Gesicht malträtiert haben, als der Stuttgart-Fan schon am Boden lag. Erst als einige mutige Zeugen sich den Tätern näherten und sie anschrien, ließen die von ihrem Opfer ab und ergriffen die Flucht. Die Zeugen alarmierten zudem Rettungsdienst und Polizei.

Warum genau es zu dem Angriff gegen 18.25 Uhr kam, ist derzeit noch offen. In den sozialen Netzwerken meldete sich eine Frau, welche die Freundin des Opfers sein soll. Ihr zufolge ging es um den Stuttgart-Schal des 49-Jährigen, den die Täter als Trophäe erbeuten wollten. Ihrem Freund sei der Oberkiefer, das Jochbein und der Unterkiefer gebrochen worden. Die Polizei bestätigt, dass der Mann mit schweren Verletzungen ins Klinikum Gifhorn gebracht wurde.

Jetzt ermittelt die Polizei Gifhorn gemeinsam mit der Bundespolizei wegen gefährlicher Körperverletzung. Viele Fragen seien noch offen. „Es ist derzeit noch nicht geklärt, ob Täter und Opfer sich im Zug getroffen haben oder ob die Täter in Calberlah in den Zug gestiegen sind“, so Thomas Reuter, Sprecher der Polizeiinspektion Gifhorn. Derzeit sprechen die Ermittler mit drei Zeugen, weitere werden gesucht.

Die Ermittler setzen ihre Hoffnung unter anderem auf Videoaufnahmen der Sicherheitskamera des Enno-Zugs. „Diese Bilder haben wir bereits angefordert“, erklärt Martin Ackert, Sprecher der Bundespolizei in Hannover. Sollten die Aufnahmen eine gute Qualität besitzen, schätzt die Chance auf einen Ermittlungserfolg als durchaus gut ein. „Wer mit so einer massiver Attacke auffällt, der macht das in der Regel nicht zum ersten Mal.“ Den Beamten vor Ort seien solche gewalttätigen Fans meist bekannt.

Daher hat sich jetzt auch die Polizei Wolfsburg in die Ermittlungen eingeschaltet. Mit einem Zeugenaufruf unterstütze man die Arbeit der Bundespolizei, so der Wolfsburger Polizeisprecher Sven-Marco Claus. Die Beamten nehmen Hinweise unter der Telefonnummer (05361) 46460 entgegen.

Beim VfL Wolfsburg wartet man jetzt die Ermittlungen ab. Man stehe in Kontakt mit der Polizei, auch um zu erfahren, ob VfL-Fans involviert waren, so Barbara Ertel-Leicht, Sprecherin des VfL Wolfsburg. „Mit dem VfB Stuttgart sind wir inzwischen ebenfalls in Kontakt getreten.“