Wolfsburg. Laut Frank Witter sind immer noch nicht alle Kosten des Abgas-Betrugs absehbar.

Auch wenn es wirtschaftlich bergauf geht bei Volkswagen: Die Folgen des Abgas-Betrugs sind noch lange nicht abgearbeitet. Das betonte gestern Finanzvorstand Frank Witter in Wolfsburg. „Ich bin beim Thema Diesel null entspannt, wir sind nicht durch“, sagte er.

So sei auch rund zwei Jahre nach Bekanntwerden des Diesel-Betrugs nicht absehbar, ob mit den bisherigen Rückstellungen von rund 25 Milliarden Euro alle Kosten abgedeckt seien. Zwar seien für alle absehbaren Risiken Rückstellungen gebildet worden. Doch gebe es weitere Unwägbarkeiten, etwa aus den noch anhängigen Gerichtsverfahren, und auch Einschätzungsrisiken.

Feststellbar sei, dass es dem Autobauer gelinge, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. „Viele Märkte haben die Talsohle schon gesehen“, sagte Witter. In Deutschland dauere die Erholung aber länger. Nach seinen Angaben war die Marke VW bis zum Herbst 2015 stets eine „Eroberungsmarke“. Soll heißen: Sie habe mehr Kunden gewonnen als verloren. Durch den Abgas-Skandal habe sich dieses Verhältnis umgekehrt. Das sei neu. Unter anderem mit neuen SUV wolle die Marke Kunden zurückgewinnen.

Trotz der SUV-Offensive, die die Marke bis 2020 fahren will, setzt Witter darauf, dass VW die ab 2021 geltenden schärferen CO2-Vorgaben einhält. „Unser Anspruch ist, die Ziele zu erfüllen. Die weiße Fahne werden Sie von uns nicht sehen“, sagte Witter. Gleichwohl sorgten die neuen Grenzwerte für großen Druck beim Autobauer. Dennoch sei es richtig, auf das SUV-Segment zu setzen. Wegen der großen Nachfrage könne mit diesen Autos gutes Geld verdient werden. „Es wäre falsch, wenn wir nicht dazugehören“, sagte Witter. Gerade im SUV-Segment habe VW Nachholbedarf.

Nach Angaben des VW-Finanzchefs wird der Diesel-Anteil weiter zurückgehen. Das erwarte der Autobauer seit Jahren. Allerdings habe sich dieser Trend beschleunigt – auch durch die Diskussion um Fahrverbote in Innenstädten. „Unklar ist, ob die Beschleunigung dauerhaft ist“, sagte er. Witter erwartet, dass sich der Rückgang des Diesel-Anteils wieder normalisiere, wenn es Lösungen in der Debatte um Fahrverbote gibt.

Ohnehin sei der Diesel-Motor künftig der Antrieb für größere Fahrzeuge, etwa SUV. In kleinen Autos habe der Diesel dagegen keine Zukunft. Grund: Die Abgas-Reinigung werde immer aufwendiger und damit teurer. Daher werde diese Technik für Kleinwagen unwirtschaftlich. Trotz der großen Aufwendungen für die E-Mobilität werde der Verbrennungsmotor noch lange eine tragende Rolle spielen, sagte der VW-Finanzchef.