Braunschweig. Er machte es Elke Twesten vor: Oswald Metzger wechselte 2008 von den Grünen zur CDU. Und doch wirft er der Niedersächsin schlechten Stil vor.

Oswald Metzger kann sehr gut nachempfinden, wie Elke Twesten sich derzeit fühlen muss. Wie Twesten wechselte er die Partei: Einst ein geachteter Haushalts- und Finanzpolitiker im Bundestag und später auch prägende Figur der Grünen-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg, trat Metzger 2008 in die CDU ein.

„Die Zeit war extrem schwierig“, sagt Metzger unserer Zeitung. „Ich wurde geschnitten. Die Kinder waren zum Glück schon groß, doch der Modeladen meiner Frau hatte auf einen Schlag weniger Kunden.“ Und doch sieht Metzger große Unterschiede zum Fall Twesten. Er kritisiert die Niedersächsin, wirft ihr schlechten Stil vor. „Ich hätte es anders gemacht“, sagt Metzger.

Wie Twesten hätte auch Metzger das Zünglein an der Waage spielen können: „Hätte ich das Mandat mitgenommen, hätte die CDU eine absolute Mehrheit gehabt. Die Koalition mit der FDP wäre nicht mehr nötig gewesen. Ich wollte die Mehrheitsverhältnisse aber im Gegensatz zu Frau Twesten nicht ändern. Ich habe das Wählervotum geachtet.“

Auch der zeitliche Ablauf sei ein ganz anderer gewesen als bei Twesten, sagt Metzger. Er habe seine Partei früh in seine Pläne eingebunden. Ende November 2007 trat er bei den Grünen aus, weil er die wirtschafts- und sozialpolitischen Vorstellungen der Partei nicht länger mittragen wollte. Metzger verkündete seine Entscheidung zusammen mit dem damaligen Fraktions-Chef Winfried Kretschmann im Landtag in Stuttgart. Im Februar 2008 legte Metzger sein Mandat nieder. „Mein Nachrücker konnte nicht eher“, sagt Metzger. Erst im April wechselte er zur CDU. „Ich wollte mir die Freiheit gönnen, um zu schauen, bei welcher Partei ich weitermache“, sagt Metzger.

Die Legislaturperiode in Baden-Württemberg lief erst ein gutes Jahr, als der Schwabe sein Mandat abgab. „Ich habe auf vieles verzichtet, das war es mir aber wert“, sagt Metzger. Ihm entgingen die Diäten und auch die Pensions-Ansprüche. Er habe im Gegensatz „zur Hinterbänklerin“ Twesten, die erst über die Grünen-Landesliste in den Landtag in Hannover eingezogen ist, ein starkes Wahlergebnis erzielt: 17 Prozent waren es. „Dabei handelt es sich in Biberach um einen ländlichen Wahlkreis. Nur zwei Grünen- Kandidaten haben damals in den Groß- und Unistädten besser abgeschnitten als ich.“

Metzger hatte es in der CDU schwer, wie er sagt. Zwei Mal versuchte Metzger es, für die CDU in den Bundestag einzuziehen, zwei Mal versagte ihm die Partei das Mandat. Auch um den Posten an der Spitze der CDU-Mittelstandsvereinigung kämpfte er vergeblich. Die Partei entschied sich für den Bundestagsabgeordneten Carsten Linnemann. „Ich habe nicht verhandelt mit der Partei, das kann ich guten Gewissens sagen. Ich habe jeweils einfach meinen Hut in den Ring geworfen“, so Metzger.

Schon früh machte man ihm klar, worauf es für ihn in der CDU ankommt. „Man sagte mir: ,Herr Metzger, wenn Sie etwas werden wollen bei uns, müssen Sie Verhandlungsmasse haben.‘“ Doch die Verhandlungsmasse, das Landtags-Mandat, hatte er ja aus freien Stücke abgegeben.

„Politik ist an diesem Punkt brutal“, sagt Metzger. „Es hieß, der kommt ja nur zu uns, um ein Mandat zu erhalten. Diese Erfahrung machen viele Kollegen, die die Partei wechseln.“ Ähnlich werde es auch Twesten ergehen, sagt Metzger voraus: „Sie verrechnet sich, verrennt sich. An dem Spruch, dass man den Verrat mag, aber nicht den Verräter“, da ist etwas dran.“

Metzger hat keine große Polit-Karriere mehr gemacht. Er wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden der Ludwig-Erhard-Stiftung gewählt, arbeitet hauptberuflich als geschäftsführender Sekretär für den Konvent für Deutschland, der unter Leitung von Altbundespräsident Roman Herzog Konzepte für die Neuordnung der föderalen Strukturen in Deutschland entwickelt. Metzger aber sagt: „Ich kann in den Spiegel schauen. Bereut habe ich nichts.“