Salzgitter. Zwei 19-Jährige werden wegen Mordes angeklagt. War es für ein Kind „zu früh“?

Der Fall hat für Entsetzen gesorgt: Die 18-jährige schwangere Lena J. wurde in ihrer Wohnung in Lebenstedt erstochen. Vor dem Landgericht Braunschweig müssen sich nun zwei 19-Jährige wegen gemeinschaftlichen Mordes verantworten. Gleich zu Prozessbeginn haben sie gestanden, die Tat geplant und im Februar gemeinsam ausgeführt zu haben.

„Es gibt keine richtige Aussage, warum das jetzt so geendet ist.“
Angeklagter Damian R., wohl der Vater des Kindes

Demnach kam die Idee bereits im Dezember 2015 auf, als Damian R. von seiner Vaterschaft erfuhr und es dem besten Freund, Alexander M., erzählte. Anfang Januar stand dann der Plan: Damian R. sollte Lena J. niederschlagen und M. das Mädchen, das er gar nicht kannte, „abstechen“ – weil R. es sich nicht zutraute. Doch es kam anders. Damian R. brachte es nicht fertig, gleich an der Haustür zuzuschlagen, sagt er, und das unter einem Vorwand aufgesuchte Opfer wurde nach dem ersten Schlag auch nicht ohnmächtig. So schlugen beide weiter zu. Als Lena J. um Hilfe rief, hielt ihr R. den Mund zu, und M. stach mit einem 30-Zentimeter-Messer zu. „Das reicht noch nicht“, soll R. dem Mitangeklagten zufolge gerufen haben, und der stach noch zweimal zu. Schließlich soll R. ihm das Messer entrissen und dem Opfer in den Hals gestochen haben – was R. bestreitet. Sein Freund habe das getan, sagt er. Als das Opfer ein gurgelndes Geräusch von sich gab, habe R. gedacht, nun sei es genug. Beide flohen aus dem Fenster, wobei sich M. das Bein brach.

Die beiden dachten auch daran, ihre Spuren zu verwischen: Einweghandschuhe und ein Winterhandschuh – damit von dem Schlag gegen das Mädchen keine Spuren auf der Hand zurückbleiben – wurden samt Wechselwäsche und Plastiktüten für die dann blutverschmierte Kleidung eingepackt, schildert M. Auch ein Alibi wurde ausgeklügelt.

Der verletzte M. hatte noch am Tatort die Schuld auf sich genommen, wie Zeugen bestätigen. Später brachte er aber R. zur Sprache. Vor Gericht nennt er die Freundschaft als Motiv. „R. war verzweifelt, war selbstmordgefährdet, er wusste nicht, was er tun sollte“, so M. „Ich wollte einfach helfen.“

R. schildert, Lena J. habe ihm gesagt, er werde mit dem Kind nichts zu tun haben. Für ein Kind sei es für ihn zu früh, und er wollte auch keines mit ihr, sagt R. vor Gericht. Aber Lena habe keine Abtreibung gewollt. Sie habe auch überlegt, das Kind wegzugeben. „Es hatte wenig mit Finanzen zu tun“, sagt R. zu seinem Motiv. „Es gibt keine richtige Aussage, warum das jetzt so geendet ist.“ Er habe es bereut und auch nicht schlafen können, wegen der Bilder im Kopf. Frage des Gerichts: „Ums Kind tat es Ihnen auch leid?“ „Das auch, ja.“