Hannover. US-Präsident Barack Obama dankt Kanzlerin Merkel auf der Hannover-Messe für die Partnerschaft und appelliert an Europa. Armin Maus, Chefredakteur unserer Zeitung, war vor Ort.

Gespannte Erwartung in Halle 35 der Hannover-Messe. Viele weit überwiegend sehr junge Leute warten auf Barack Obama. Die US-Botschaft hat eingeladen; sympathischerweise offenkundig ohne Rücksicht auf Rangabzeichen.

Die junge Mitarbeiterin eines in Berlin ansässigen Wirtschaftsverbandes sitzt neben dem Physikstudenten aus Hannover. Der sagt: "Meine Beziehung zu Amerika? Das ist im Moment vor allem meine Gegnerschaft zu TTIP." Neues zum Thema erwartet er aber nicht. Obama bringt offenbar gerade seinen Messerundgang zu Ende. Alle haben mehrere Sicherheitskontrollen hinter sich und sind über die Wartezeit im Saal nun eher froh - an den Sicherheitsschleusen gab es bange Fragen, ob man Obama verpassen werde.

Dann ist Obama da. Er klettert unter Beifall aufs Podest. Obama dankt Kanzlerin Merkel für ihr Hiersein und für die Partnerschaft. Das niedersächsische Kabinett mit Stephan Weil ist ebenfalls gekommen.

Deutschland sei einer der wichtigsten Partner. Man teile so viele Werte, die man gemeinsam sichern wolle: "Wir glauben an Gleichheit. Wir glauben an Gerechtigkeit."

Obama würdigt die Fortschritte der vergangenen Jahrzehnte - Wohlstand, Gleichberechtigung, Diskriminierung Homosexueller.

Es gebe Kräfte, die diese Fortschritte rückgängig zu machen. Obama zeigt Verständnis für besorgte Bürger: "Deren Ängste verdienen eine Antwort." Intoleranz nehme zu. "Ein einiges, liberales pluralistisches Europa zweifelt an sich selbst. Was in Europa geschieht, beeinflusst die Welt."

Obama spricht über Europa: "Die Welt braucht ein einiges Europa. Vielleicht braucht Europa einen Außenseiter, um Euch daran zu erinnern, was Ihr erreicht habt."

"Europa hilft auf der ganzen Welt, die Normen und Regeln aufrecht zu halten."

"Amerika war auf jedem Schritt der Reise an Europas Seite." Obama erinnert an John F. Kennedy, der in Berlin für die Freiheit Europas eintrat. Die Vereinigung so vieler Länder mit so vielen Sprachen sei "eine der größten Errungenschaften der Geschichte". Im 20. Jahrhundert hätten Europäer im Krieg und an Hunger gelitten. Heute wollten die Menschen nach Europa, weil es all dies überwunden habe.

Obama fordert Investitionen in Bildung: " Die Welt braucht nicht nur ein starkes, sondern ein wachsendes, prosperierendes Europa." Und die Arbeitnehmer müssten ihren fairen Anteil am Wohlstand erhalten. Frauen und Männer müssten gleich bezahlt werden.

Das Finanzsystem müsse verändert werden, damit sich die Finanzkrise nicht wiederholt. Das könne aber kein Land für sich allein erreichen.

Obama fordert Staaten zu Kampf gegen den IS auf

Obama sagt weiter: "Das Klimaschutzabkommen hätte es nicht gegeben, wenn ich, wenn Amerika nicht ein starkes Europa als Partner gehabt hätte."

Obama fordert weitere Staaten auf, sich am Kampf gegen die Terrormiliz IS zu beteiligen. Das werde Thema mit europäischen Staatschefs beim heutigen Treffen in Hannover.

"Amerika sorgt sich um die Vertraulichkeit persönlicher Daten, auch in Europa. Aber Privacy und Security gehen nicht immer gut zusammen", so Obama weiter.

"Wir wollen gute Beziehungen mit Russland. Wir haben viel investiert. Aber die Sanktionen werden aufrechterhalten, bis Russland versteht, dass wahre Größe nicht erreicht wird, indem man Nachbarn nötigt, sondern mit ihnen zusammenarbeitet."

"Die Demokratie ist nach wie vor die beste und effizienteste Regierungsform", sagt Obama. "Wir müssen wachsam sein und die Säulen der Demokratie verteidigen."

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