Berlin.

Nach ihrer Parteitagsentscheidung zur Aufnahme von
Koalitionsverhandlungen fällt die SPD offenbar weiter in der Wählergunst. Laut einer Forsa-Umfrage für RTL/n-tv vom Montag kämen die Sozialdemokraten bei Neuwahlen jetzt nur noch auf 17 Prozent, einen Punkt weniger als in der gleichen Umfrage vor einer Woche. Die SPD läge damit nur noch vier Punkte vor der AfD. Die Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD kamen gestern Abend in der CDU-Zentrale in Berlin zu ersten Gesprächen zusammen, um das gemeinsame weitere Vorgehen zu beraten.

Die SPD braucht aber noch Zeit für interne Beratungen. Sie müsse weiter klären, „auf welcher Grundlage, welcher strukturellen und auch mit welcher personellen Zusammensetzung“ sie in die anstehenden Gespräche mit der Union gehe, sagte SPD-Chef Martin Schulz nach einer Sitzung der Bundestagsfraktion in Berlin.

Bei der Union verliert man so langsam die Geduld: CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer sagte: „Geduld ist jetzt nicht so meine große Stärke, aber mittlerweile muss man neben Barmherzigkeit und Rücksicht auch Geduld mitbringen.“ Die SPD hatte das knappe Ja zu Koalitionsverhandlungen beim Parteitag am Sonntag damit verbunden, noch Forderungen beim Arbeitsmarkt sowie in der Gesundheits- und Flüchtlingspolitik durchzusetzen. Die Union sieht dagegen kaum mehr Verhandlungsspielraum

Unterdessen werden nun auch in der CDU Forderungen nach Nachbesserung der Sondierungsergebnisse laut. Der CDU-Europaabgeordnete Hermann Winkler übt scharfe Kritik am Europateil der Vereinbarung: „Deutschland ist mit der Osterweiterung der EU in die Mitte Europas gerückt, aber im Sondierungsergebnis liegt der Fokus nur und einseitig auf der Kooperation mit Frankreich und Westeuropa“, sagte Winkler unserer Zeitung. „Im Koalitionsvertrag muss es da Nachbesserungen geben.“

Er kritisierte ebenfalls, dass in den Sondierungen von Union und SPD bessere Beziehungen zu Russland keine Rolle gespielt hätten. ck/mün