Berlin. Nach vier Wochen Sondierungen dringtvor allem die FDP auf klare Verhältnisse.

Die Stimmung ist gereizt, die Geduld ist aufgebraucht. Zwar beteuern alle, wie ernst sie es meinen, wie groß die Verantwortung sei. Doch der Eindruck wächst, dass aus Verhandlungspartnern längst Gegner geworden sind. Vor allem bei den drei kleinen Parteien herrscht an diesem Sonntag dicke Luft. Nach vier zähen Sondierungswochen sind die Unterhändler von CDU, CSU, FDP und
Grünen in der baden-württembergischen Landesvertretung zusammengekommen, um zu entscheiden, ob sie miteinander regieren wollen. Doch die Fronten sind verhärtet und die Chancen stehen 50 zu 50, dass an diesem Volkstrauertag auch der Traum von Jamaika beerdigt wird.

Am Ende sind es die erprobten Koalitionäre von Union und FDP, die sich in großen Punkten einig werden – und die Grünen, die bis zuletzt Bedenken haben. Sie seien „bis an die Schmerzgrenze und darüber hinaus gegangen“, beklagt Grünen-Chef Cem Özdemir bereits am Morgen. Er meint die Kompromissangebote seiner Partei beim Klima und in der Flüchtlingspolitik. Auf der anderen Seite, bei Union und Liberalen, gibt es dagegen viele, die den Grünen Unberechenbarkeit und Kompromisslosigkeit vorwerfen.

Vor allem die Liberalen betreiben an diesem Tag die offene Eskalation: Als die Runde gegen Mittag wieder einmal beim Thema Finanzen angekommen ist, platzt Christian Lindner der Kragen: Der FDP-Chef stürmt aus dem Saal. „Keine Vertrauensbasis“, schimpft er. Ursache dieses Ausbruchs ist der Grüne Jürgen Trittin. Er soll Einigungen in der Finanzpolitik vom Mittwoch wieder in Frage gestellt haben. Trittin dagegen sagt, die Differenzen seien zuletzt eben fast noch größer geworden. jule/mün