Berlin. Noch immer hat Benjamin Netanjahu keinen Einsatzbefehl für die Rafah-Offensive gegeben. Welches strategische Kalkül dahintersteckt.

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu scheint fest entschlossen, militärisch in der Grenzregion Rafah einzugreifen. Trotz internationaler Sorge um den mangelnden Schutz der dort ausharrenden Zivilisten will er die dort vermutete Bastion der Hamas-Terroristen zerstören.

Seit Tagen kündigt sich eine Offensive an, der Einsatzbefehl blieb bislang allerdings aus. Dahinter könnte sich ein taktisches Kalkül verstecken, wie die „Times of Israel“ berichtet. Dem Medienbericht zufolge wird sie aus US-Sicht sehr wahrscheinlich nicht vor dem muslimischen Fastenmonat Ramadan beginnen, wie ein namentlich nicht genannter ranghoher US-Beamter der Zeitung mitteilte.

Ramadan beginnt am 10. März

Israels Armee sei demnach noch dabei, größere Einsätze in der seit Wochen heftig umkämpften Stadt Chan Junis nördlich von Rafah abzuschließen. Zugleich ist geplant, die rund 1,5 Millionen Palästinenser in Rafah in Sicherheit zu bringen, bevor das Militär dort gegen die verbleibenden Bataillone der Hamas vorgeht. Die Umsetzung eines solchen Plans samt Mechanismen zur Unterstützung der Menschen nach Unterbringung an anderen Orten nehme Wochen in Anspruch, wurde der Beamte zitiert.

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat bislang noch keinen Einsatzbefehl gegeben.
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat bislang noch keinen Einsatzbefehl gegeben. © dpa | Abir Sultan

Die Zeitung berichtete unter Berufung auf einen israelischen Beamten weiter, dass die Armee plane, die Zivilisten in Rafah in einem nördlich gelegenen Gebiet zwischen Chan Junis und dem Flussbett Wadi Gaza, das Nord- und Süd-Gaza voneinander trennt, unterzubringen. Sollte Israel dieses Unterfangen nicht vor dem Ramadan, der um den 10. März beginnt, in Angriff nehmen, könnte die Armee laut dem US-Beamten gezwungen sein, bis nach dem für Muslime heiligen Fastenmonat zu warten, hieß es. Ein Angriff auf Rafah während des Ramadan könnte von Muslimen in der ganzen Region als besonders provokant empfunden werden.

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Netanjahu: Lassen uns durch Druck nicht aufhalten

Der Entschlossenheit Netanjahus tut das keinen Abbruch: „Wir sind nicht bereit, (für die Geiseln) jeden Preis zu bezahlen, und bestimmt nicht den wahnhaften Preis, den uns die Hamas abverlangen möchte“, sagte Netanjahu bei einem Truppenbesuch in der Nähe der Grenze zum Gazastreifen. Der bewaffnete Kampf gegen die Hamas werde weitergehen, bis alle Geiseln freigelassen seien und Gaza für Israel nie mehr eine Bedrohung darstelle. „Kein Druck kann daran etwas ändern“, sagte Netanjahu.