Jerusalem. Die Terroristen haben für einen möglichen Geisel-Deal eine lange Liste mit Forderungen aufgestellt. Nun reagiert Israels Geheimdienst.

Man habe die Nachricht der Hamas erhalten, „die Details werden jetzt gründlich geprüft“: Diese knappe Meldung des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad erreichte am Dienstagabend die Medien – mehr aber auch nicht. Schon jetzt ist klar, dass die lange Liste an Forderungen, die die Hamas für eine Freilassung der übrigen Geiseln aufgestellt hat, den Rahmen dessen sprengt, was Israel bieten kann.

Die Hamas verlangt eine Waffenruhe, die sich über viereinhalb Monate erstreckt und schließlich in einen unbefristeten Waffenstillstand mündet. Das steht in klarem Widerspruch zum Kriegsziel Israels, die Hamas zu vernichten.

Möglicher Geisel-Deal: Das sind die Forderungen der Hamas

Weitere Forderungen der Hamas:

  • ein Komplettrückzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen
  • ein Beginn des Wiederaufbaus
  • mehr humanitäre Hilfslieferungen
  • die Freilassung von 1500 palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen – wobei ein Drittel dieser Häftlinge zu lebenslanger Haft verurteilt sein muss.

Letztere Bedingung gilt als No-Go in Israel. Man befürchtet, mit der Freilassung hochkarätiger Terroristen das Fundament für künftige Terroranschläge oder gar eines neuen Massakers zu legen.

Israel erklärt zahlreiche in Gazastreifen verschleppte Geiseln für tot

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    All diese Forderungen sind aus Sicht der Hamas aber der Preis, den Israel bezahlen muss, um die am 7. Oktober von der Hamas verschleppten Geiseln zurückzubekommen. In den ersten 45 Tagen würden alle Frauen, Minderjährigen, Alten und Kranken freikommen, in den zweiten 45 Tagen die Männer. En einem dritten Schritt würde man die Leichname der getöteten Geiseln übergeben.

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    Es liegt nun an Israel, auf die Forderungen der Hamas zu reagieren und Gegenpositionen zu formulieren, um dann die Vertreter des Mossad damit in mögliche weitere Verhandlungen zu schicken. Sollte die Hamas auf einem unbefristeten Waffenstillstand bestehen, ist ein Scheitern der Gespräche wahrscheinlich. Noch wird aber verhandelt – und das ist aus Sicht des US-amerikanischen Mediators jetzt einmal das Wichtigste. US-Außenminister Antony Blinken ist derzeit in Israel, um intensive Gespräche zu führen.

    Israelisches Militär erklärt mindestens 31 Hamas-Geiseln für tot

    Israels Armee hatte indes die traurige Aufgabe, die Familien von 31 der rund 130 in Gaza festgehaltenen Geiseln über den Tod ihrer Angehörigen zu informieren. Armeesprecher Daniel Hagari bestätigte am Dienstag in einem Pressegespräch, dass man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehe, dass die 31 Personen nicht mehr am Leben sind. Meldungen, wonach man den Tod weiterer zwanzig Geiseln befürchte, bestätigt Hagari nicht. Todeszahlen werden von der Armee erst offiziell kommuniziert, wenn jeweils die Angehörigen verständigt wurden.

    Was für die Familien der Angehörigen ein Schock ist, gilt der wachsenden politischen Bewegung der Geiselbefreiungs-Plattform als Arbeitsauftrag: Sie üben umso mehr Druck aus, um die noch lebenden Geiseln so bald wie möglich zu befreien. Denn Hunger, Kälte, Seuchen und die anhaltenden Kämpfe machen jeden neuen Tag in Gaza zum Kampf um Leben und Tod – das gilt sowohl für die Zivilisten im Gazastreifen als auch für die von den Terroristen festgehaltenen Geiseln. Sie sollen zudem systematischer Folter und sexueller Gewalt durch die Hamas-Leute ausgesetzt sein, wie aus den Erzählungen der befreiten Geiseln hervorgeht.