Berlin. Im Krieg Israels gegen die Hamas zeigt sich einmal mehr, dass Informationen zur Waffe werden können. Medien müssen kritisch bleiben.

„Das erste Opfer eines Krieges ist die Wahrheit“. Der Satz stammt aus dem Jahr 1914 und ist formuliert vom amerikanischen Gouverneur Hiram Johnson. An seiner Richtigkeit hat sich bis heute nichts geändert. In Zeiten von Krieg und Terror müssen Medien ganz genau hinsehen, wenn sie verantwortungsvoll berichten wollen. Das geht am besten mit eigenen Reporterinnen und Reportern, die vor Ort sind, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen. Fernanalysen vom Redaktionsschreibtisch oder aus dem Homeoffice mithilfe von schlechten Zweit- und Drittquellen bergen die große Gefahr einer falschen oder verzerrten Darstellung.

Wer über den Krieg in Israel berichten will, braucht gute Quellen

Dass weltweit angesehene Medien ziemlich lange bei der Explosion an einem Krankenhaus in GazaIsrael als Urheber sahen und die Zahl von 500 Toten aufgrund dubioser Informanten vermeldeten, ist sehr bedenklich und darf eigentlich nicht passieren. Denn Fakt ist: Wer über den Krieg in Nahost berichten will, hat auf palästinensischer Seite schwierige Quellen.

Die Hamas scheidet als seriöse Quelle ganz aus. Sie ist eine Terrororganisation, die den größten Massenmord an Juden seit dem Zweiten Weltkrieg begangen hat. Ihre sogenannten „Sprecher“ können Dinge nur behaupten. Ihre Waffe ist nicht die Kalaschnikow, sondern die Propaganda. Was wirklich stimmt, können nur Recherchen oder andere seriöse Quellen ergeben. Verlautbarungen der Hamas auf eine Ebene zu heben mit denen von staatlichen Stellen Israels wäre eine Reverenz an den Terror.

Quellen gut prüfen – Im Krieg gegen den Terror besonders wichtig

Auch die palästinensische Autonomiebehörde ist von der Hamas dominiert und als Quelle äußerst zweifelhaft. Das sollten Medien und ihre Nutzerinnen und Nutzer wissen. Das heißt nicht, dass man nicht auch israelische Quellen hinterfragen darf. Aber nicht nur die Quellen, sondern auch die Sprache gilt es im Krieg, und ganz besonders in diesem Krieg gegen den Terror, zu prüfen.

Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion.
Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion. © Dirk Bruniecki | Dirk Bruniecki

Kann man von einer „Spirale der Gewalt“ sprechen, wenn sich ein angegriffenes Volk angemessen wehrt? Kann man eine Überschrift formulieren „Israelische Siedler töten Palästinenser“, wenn diese zuvor von den Angreifern beschossen wurden. Ist es richtig, von einer „Welle der Gewalt auf beiden Seiten“ zu sprechen? In der Abbildung dieser Katastrophe ist eine saubere Sprache die Voraussetzung für ein möglichst klares und wahres Bild über die Lage in Israel und im Gaza-Streifen.

In Israel gibt es keinen Konflikt – es gibt Terror

Niemand darf dabei vergessen: Bei der Auseinandersetzung zwischen Israel und der Hamas handelt es sich nicht um einen „Konflikt“ regulärer Kombattanten im Sinne des Völkerrechts. Die Hamas hat in einer terroristischen Aktion versucht, möglichst viele Zivilisten umzubringen und zu verschleppen. Unter den Geiseln ist ein sechs Monate altes Baby.

Der barbarische Überfall war also kein erklärter Krieg gegen den Staat Israel und seine Armee. Ein solches Vorgehen hätte die Situation zwar nicht besser gemacht, aber die Art des Überfalls auf Israels Bevölkerung erfordert eine besondere Einordnung und eine angemessene Rhetorik für alle, die über diese Tragödie berichten oder sprechen.

Die Dinge richtig beim Namen zu nennen und keine falschen Schlagzeilen zu produzieren, war vielleicht noch nie so wichtig wie jetzt. Denn falsche Darstellungen, die sich heute in Sekunden weltweit verbreiten, können eine ohnehin angespannte Lage in ein gefährliches Pulverfass verwandeln. Und das Leben von Juden in Deutschland noch unsicherer machen als jetzt ohnehin schon ist.

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