Washington. Der 38-jährige Milliardär Ramaswamy entwickelt sich zum aussichtsreichsten Verfolger von Trump. Wer ist der neue Star der Rechten?

  • Donald Trump will erneut US-Präsident werden und könnte die Vorwahlen der Republikaner für sich entscheiden
  • Doch innerhalb der Partei melden sich immer mehr Konkurrenten zu Wort
  • Einer von ihnen, der Milliardär Vivek Ramaswamy, wird nun immer beliebter

Jung. Schnelldenker- und Sprecher. Indische Wurzeln. Ex-Biotechnologie-Pionier. Mit 38 fast Milliardär. Keine parteipolitischen Leichen im Keller. Rasend selbstbewusst und, aus der Nähe erlebt, ungeheuer empathisch. Typ: Happy Warrior. Dauerfreundlich. Zu den Alleinstellungsmerkmalen, die Vivek Ramaswamy mit in den republikanischen Präsidentschaftswahlkampf in den USA bringt, ist jetzt noch eins dazugekommen. Der Mann kann rappen.

Beim traditionellen Ringelpietz der Kandidaten auf einer Riesen-Kirmes im Bundesstaat Iowa, wo am 15. Januar die Vorwahlen beginnen, schnappte sich Ramaswamy nach einer lockeren Talkrunde unter sengender Sonne das Mikrofon und gab eine ordentliche Free-Style Version von Eminems „Lose Yourself” zum Besten. In dem 20 Jahre alten, Oscar-prämierten Jahrhundertsong des weißen Sprechgesangs-Meisters aus Detroit erkennt sich Ramaswamy wieder. Es geht es um das Ergreifen einer Chance, das Ausnutzen des Augenblicks. Auch wenn die Vorzeichen schwierig sind.

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Wahlen in den USA: Wie Ramaswamy Fans gewinnen will

Ramaswamy will das Mittwochabend in Milwaukee beherzen. Wenn sich mit ihm neun republikanische Bewerber für das höchste Staatsamt zum zweistündigen Speed-Dating mit dem Wähler beim Sender Fox News ins Positur bringen, wird der Geschäftsmann aus Ohio viele Blicke auf sich ziehen.

Nebenbemerkung: Donald Trump, Ex-Präsident und in landesweiten Umfragen scheinbar uneinholbar enteilt, schwänzt die Veranstaltung. „Man kennt mich doch”, sagt er. Und freut sich insgeheim diebisch darüber, dass die Schlagzeilen nach dem Gerangel der anderen trotzdem ihm gehören werden. Denn schon am Donnerstag kriegt Trump im Zuge der gegen ihn laufenden Strafrechts-Anklage wegen versuchter Wahlmanipulation 2020 in Atlanta/Georgia wie jeder gewöhnliche Verbrecher Fingerabdrücke und Gangster-Foto (mug shot) abgenommen. Um bis zum Prozess nicht in Haft zu müssen, wird Trump im „Fulton County Jail” 200.000 Dollar Kaution hinterlegen müssen. Die Behörden befürchten ein Medien-Spektakel.

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Wahlen in den USA: Wie sich Ramaswamy bekannt machte

Ein „Man kennt mich doch” kann sich Vivek Ramaswamy nicht erlauben. Er kam aus dem Nichts. Nach der Kandidatur-Ankündigung im Februar rangierte er zunächst bei 0,0 Prozent. Vivek wer?

Sechs Monate später hat sich der dunkelhaarige Außenseiter durch Fleiß, Präsenz, jugendlichen Sturm-und-Drang und eine nicht depressiv machende Art, die politische Gegenwart zu beschreiben, auf Platz drei vorgearbeitet (12 Prozent plus x). Etablierte wie Trumps Vize-Präsident Mike Pence und die bekannten Ex-Gouverneure Chris Christie und Nikki Haley liegen weit dahinter.

Wie hoch Ramaswamy Chancen bei den Wahlen in den USA stehen

Einige Meinungsforscher sehen den zweifachen Vater, der mit seiner Frau Apoorva, einer Hals-Chirurgin, zwei kleine Söhne hat, perspektivisch bereits an Ron DeSantis vorbeiziehen. Floridas Gouverneur hat seine verheißungsvolle Position vom Frühjahr als Nr. 2 (um die 30 Prozent) durch viele Stockfehler eingebüßt und rangiert landesweit mittlerweile fast 45 (!) Prozentpunkte hinter Trump.

Ramaswamys Erfolg gründet laut Analysten auf seinem unkonventionellen Werben bei Trump- und Wechselwählern. Er verteufelt den Ex-Präsidenten nicht, den er (als Präsident) falls nötig nach den Strafrechtsprozessen begnadigen würde. Trumps ausgeprägte Abneigung gegen Washingtoner Beamte hat er ebenfalls adoptiert. Würde Ramaswamy Präsident, ginge es der Regierungsbürokratie an den Kragen: 75 Prozent Personal-Abbau. Das Bildungsministerium, das FBI und die Steuerbehörde IRS will er ganz abschaffen.

Hat optisch die Vibes eines Stand-up-Comedian: Vivek Ramaswamy.
Hat optisch die Vibes eines Stand-up-Comedian: Vivek Ramaswamy. © Getty Images via AFP | Scott Olson

Warum Vivek Ramaswamy nicht unumstritten ist

Der an den Elite-Universität Yale und Harvard ausgebildete Sohn indischer Einwanderer (Mutter: Ärztin, Vater: Ingenieur und Patentanwalt) aus Cincinnati/Ohio stimmt aber nie in den apokalyptischen Amerika-steht-vor-dem-Untergang-Gesang Trumps ein, wenn er feststellt, dass „Glaube, Patriotismus und Familie” als Stützen der Gesellschaft verschwunden und durch Depression, Angst, Fentanyl und Selbstmord” ersetzt worden seien.

Stattdessen präsentiert der auf eine Jesuiten-Schule gegangene Hindu mit Zahnpasta-Lächeln und einer selten unverbiesterten Art Reform-Ideen im Dutzend. Ohne dabei ideologisch zu verkrampfen.

Die Gegner haben seinen Höhenflug registriert und wollen ihn heute vom Himmel holen. Hauptangriffsfläche: Außenpolitik. Vivek Ramaswamy will Wladimir Putin Teile der Ukraine zuschlagen und Taiwan mittelfristig dem chinesischen Führer Xi Jinping überlassen. Das sei im amerikanischen Interesse, sagt er. Warum, weiß keiner. Ramaswamy verweist auf den Wahlspruch seiner Kampagne: „Wahrheit”.