Berlin. Die Grünen wollen die Lage auf dem Wohnungsmarkt verbessern. Doch ihre Idee vom Tausch greift zu kurz. Die Ampel muss mehr liefern.

Es könnte doch alles so einfach sein: Auf der einen Seite Senioren, die allein in mehrstöckigen Häusern ohne Aufzug oder Treppenlift wohnen, ziehen um in eine barrierefreie, kleinere Wohnung. Und die Familie mit mehreren Kindern bekommt dafür ein nettes Häuschen. Doch so logisch dieser Tauschwunsch klingt, so selten passen Topf und Deckel zusammen.

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In der Realität zeigt sich: Wo es solche Tauschprojekte gibt – wie in Berlin, Darmstadt oder Gerlingen – laufen sie entweder schlecht oder sind längst wieder eingestampft worden. Mitarbeiter von Wohnungsbauunternehmen oder Kommunen wissen wieso: Der Ausgleich von Platzangebot und Platznachfrage findet nicht statt, weil er sich häufig finanziell nicht lohnt.

Politik-Korrespondentin Christiane Rebhan.
Politik-Korrespondentin Christiane Rebhan. © FUNKE Foto Services | Maurizio Gambarini

Je älter der Mietvertrag, desto günstiger die Konditionen. Zudem wohnen laut einer Marktanalyse von Allensbach mehr als 55 Prozent der Senioren im Eigentum. Auf der anderen Seite steigen die Mieten, besonders in Ballungsräumen, seit Jahren.

Wer im Eigentum wohnt, ist froh von den hohen Mieten nicht betroffen zu sein

Unter diesen Umständen kann man es den Senioren schwer verübeln, wenn sie in der zu groß gewordenen Familienwohnung oder im Einfamilienhaus bleiben. Vom Steueranreiz, wie ihn die Grünen im Bundestag vorschlagen, würden zu wenige Rentner profitieren.

Aus der Ampel-Koalition, die sich vorgenommen hatte, 400.000 Wohnungen pro Jahr zu bauen, mehr barrierefreien und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, mehr Menschen in Wohneigentum zu bringen und den Mieterschutz auszuweiten, muss mehr kommen als dieser armselige Vorschlag.

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Selbst wenn es SPD, Grüne und FDP schaffen, in den verbliebenen 2,5 Jahren den Wohnungstausch im Gesetz zu verankern – für die Hunderttausenden Wohnungssuchenden in Deutschland wird diese Abhilfe nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein. Um den sozialen Zündstoff aus der Wohnraumdebatte zu nehmen, erwarten die Bürger mehr.