Braunschweig. 5500 Mitarbeiter der Braunschweiger VW-Finanzsparte arbeiten von zu Hause aus.

Ein Thema der Arbeitswelt, das durch die Corona-Krise eine ganz neue Gewichtung erfährt, ist das Homeoffice, das Arbeiten zu Hause. Nur durch die dezentrale Verteilung der Mitarbeiter können viele Betriebe trotz Abstandsregeln und Kontaktverbot weiter arbeiten und so dem Stillstand trotzen. Ein Unternehmen, dass diese Möglichkeit seit Mitte März nutzt, sind die VW-Finanzdienstleistungen in Braunschweig.

Nach Angaben eines Unternehmenssprechers arbeiten derzeit nur noch etwa 1000 Beschäftigte in der Braunschweiger Unternehmenszentrale. Unter ihnen sind IT-Spezialisten, die Server und Systeme betreuen. Diese Technik ist gerade in Corona-Zeiten unverzichtbar, muss zuverlässig funktionieren. Denn im Homeoffice sind etwa 5500 Mitarbeiter tätig und auf einen reibungslosen Ablauf angewiesen.

Dabei spielt die Kommunikation eine zentrale Rolle. 3000 Skype-Konferenzen mit 13.000 Nutzern sind laut dem Sprecher an einem einzigen Arbeitstag aktuell der Standard. Auch um die Technik vor einer Überlastung zu schützen, verteilen sich die Mitarbeiter im Homeoffice auf zwei Schichten.

Zwar habe es zu Beginn der Umstellung viele Fragen insbesondere zu technischen Aspekten gegeben, grundsätzlich hätten die Mitarbeiter aber pragmatisch auf die Veränderung reagiert, berichtete der Sprecher. IT-Vorstand Mario Daberkow sieht in dem Ausnahmefall Corona-Krise die Chance zum Lernen: „Die aktuelle Situation ist auch ein echter Härtetest für uns als Unternehmen auf den Weg zur Digitalisierung unseres Geschäftsmodells.“

Wie jeder einzelne Mitarbeiter – egal aus welchem Unternehmen – mit der neuen Situation im Homeoffice klarkommt, das wird nach dem Corona-Ernstfall Gegenstand von wissenschaftlichen Studien sein. Wie ist es, wenn die Kinder ständig streiten? Wie ist es, wenn über einen längeren Zeitraum soziale Kontakte fehlen? Wie ist es ohne Trennung von Privatwohnung und Arbeitsplatz? Diese und viele weitere Fragen muss zunächst jeder für sich beantworten. Dabei will das Unternehmen mit Verhaltenstipps Hilfestellung leisten.

Nach Angaben des Sprechers geht es unter anderem darum, zu Hause Arbeitsroutinen zu entwickeln, nicht auf dem Sofa und nicht in der Jogginghose zu arbeiten, feste Zeiten einzuhalten, Pausen nicht für die Bügelwäsche zu nutzen, sondern als echte Pause, sowie Arbeits- und Privatleben weiter zeitlich und am besten auch innerhalb der Wohnung räumlich zu trennen. Christiane Hesse, Vorstand für Personal und Organisation, weiß um die Herausforderungen. „Dabei gilt der gesamten Belegschaft ein großer Dank für ihr Engagement in diesen Zeiten, egal ob im Krisenstab, in der IT oder im Kundenservice, alle sind mit viel Herzblut dabei“, sagte sie.

Wie der Sprecher weiter erläuterte, kommt jetzt zum Tragen, dass die Finanzaufsicht die Branche als Konsequenz der Finanzkrise mit strengeren Auflagen belegt hat. Dazu gehörten jährliche Krisenübungen, vor drei Jahren sei eine Pandemie-Krise durchgespielt worden. „Diese Übung trug wesentlich mit dazu bei, dass unser Unternehmen jetzt geordnet in den Home-Betrieb verlagert werden konnte.“

Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion

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Seit dem 12. März tage mehrfach täglich ein Krisenstab unter der Leitung des Sicherheitswesens. Alle Mitarbeiter würden regelmäßig, der Vorstand laufend über die Erkenntnisse informiert. Zudem verfüge jede einzelne Rechtseinheit – darunter die Bank und das Leasing – über ein eigenes Krisenmanagement, das Vertretungs- und Notfallpläne fortwährend pflege und die Verlagerung fast der gesamten Geschäftstätigkeit des Standortes Braunschweig in den Homeoffice-Betrieb umgesetzt habe.

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Für Mitarbeiter, die weiter in der Zentrale tätig seien, gebe es Verhaltensvorgaben. „Unsere Kantinen sind seit dem 16. März geschlossen, es herrscht ein Dienstreiseverbot sowie für die Außendienste ein Verbot von Kundenbesuchen. Präsenzmitarbeiter sind für den möglichen Infektionsfall in Backup-Teams getrennt“, berichtete der Sprecher.

Wie auch der Mutterkonzern VW stellten die Finanzdienstleistungen Mitarbeiter mit medizinischer Qualifikation für bis zu 15 Arbeitstage frei und zahlten ihr Gehalt, wenn sie freiwillig das öffentliche Gesundheitswesen unterstützten.

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