Es geht um weit mehr als Symbolik. Amerika hadert seit Jahren mit der Integrität seiner demokratischen Prozesse.

In Amerika ist am Montagabend eine basisdemokratische Tradition zu Grabe getragen worden. Iowa hat mit einem aus Technikversagen, Unvermögen und Ehrpusseligkeit gespeisten Debakel seine Rolle als Fackelträger des Vorwahlmarathons zur demokratischen Präsidentschaftskandidatur wohl auf ewig verwirkt.

Auch viele Stunden nach dem Wahlgang lagen die Ergebnisse nicht vor. Weil Telefonleitungen überlastet waren und eine zentrale Handy-App, die für die Übermittlung der Resultate konzipiert worden war, nicht reibungslos funktionierte. Das wirft ein verheerendes Licht auf die Demokratische Partei und ihre Funktionstüchtigkeit: Wie kann man den Demokraten die Regierung anvertrauen, wenn sie nicht mal eine Abstimmung über die Bühne bringen können? Profiteur des Debakels ist Donald Trump. Der Rohrkrepierer der Demokraten verschafft ihm Auftrieb.

Zudem werden heute die Repu-blikaner im Senat dem Amtsenthebungsverfahren den Todesstoß versetzen – mit einem Freispruch für den Präsidenten, obwohl die Indizien überwältigend sind. Iowa ist für den Amtsinhaber das Sahnehäubchen auf dem Mokka.

Dabei geht es um weit mehr als Symbolik. Amerika hadert seit Jahren mit der Integrität seiner demokratischen Prozesse. Das Wahlsystem ist föderal. Hier wird auf Papierwahlzetteln gewählt, dort an Wahlcomputern. Beide Systeme haben gezeigt, wie anfällig sie sind. Zieht man dann noch die schräge Logik in Betracht, dass nicht der Mehrheitswille der Wähler über den Einzug ins höchste Staatsamt entscheidet, sondern ein Wahlmännergremium, ist das Chaos perfekt. Wenn bei der Präsidentschaftswahl die Wahlbeteiligung einen Tiefstand erreichen und Trump davon profitieren sollte, darf sich niemand beklagen. Die Versager von Iowa haben den Grundstein gelegt.