Braunschweig. Kein anderer Markt wächst so stark. In der Diskussion um die Standortwahl für eine Batterie-Fabrik räumt Ministerin Karliczek Fehler ein.

Weltweit werden zwar immer mehr Elektro-Fahrzeuge zugelassen. Allerdings verliert der Ausbau auf den größten Märkten China und USA an Fahrt. Das geht aus einer Studie des Autoexperten Professor Stefan Bratzel hervor, der das Auto-Institut der Fachhochschule in Bergisch-Gladbach leitet. Erfasst werden die Verkaufszahlen von rein elektrisch angetriebenen Autos und von Plug-in-Hybriden, also Autos, die sowohl mit einem Elektroantrieb als auch mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet sind.

Der nach wie vor wichtigste Markt für Stromer ist China. Dort wurden nach Angaben Bratzels in den ersten neun Monaten 871.000 Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge und rein elektrisch angetriebene Autos neu zugelassen. Das sei gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Zugewinn von 21 Prozent. Dagegen sei der Auto-Gesamtmarkt um mehr als zehn Prozent geschrumpft.

Wie der Autoexperte ausführt, ist dieses Wachstum des E-Fahrzeug-Segments allerdings ein Ergebnis der ersten sechs Monate. Im dritten Quartal sei der Absatz hingegen gegenüber dem Vorjahr um 21 Prozent auf 243.000 E-Fahrzeuge eingebrochen. Als Gründe nennt er ein Abflachen der Konjunktur wegen des Handelskonflikts mit den USA. Zudem seien die staatlichen Kaufanreize für E-Autos gekürzt worden. Bratzel beziffert den Marktanteil von E-Autos im Reich der Mitte auf 4,7 Prozent.

Auf dem zweitgrößten E-Fahrzeug-Markt USA stagniere der Absatz, schreibt Bratzel. In den ersten neun Monaten seien 236.000 Elektro-Autos neu zugelassen worden,
0,5 Prozent mehr als in den ersten drei Quartalen des Vorjahres. Der Marktanteil liege nun bei 1,85 Prozent.

Auffällig sei, dass sich in den USA die Gewichtung innerhalb des Fahrzeug-Segments verschiebe. So seien dort in den ersten neun Monaten
27 Prozent weniger Plug-in-Hybride neu zugelassen worden, gleichzeitig aber 16 Prozent mehr rein elektrisch angetriebene Autos. Chef im Ring sei der US-Autobauer Tesla, der über einen sehr komfortablen Marktanteil von 59 Prozent verfüge.

Der drittwichtigste Markt für Stromer ist nach Angaben Bratzels Deutschland, wo sich die Entwicklung im Gegensatz zu China und den USA spürbar beschleunigt habe. Mit einem Zuwachs von 48 Prozent in den ersten drei Quartalen sei Deutschland einer der weltweit am stärksten wachsenden Märkte für Elektro-Fahrzeuge. Von Januar bis einschließlich September seien hierzulande 74.000 Stromer neu zugelassen worden.

Auch in Deutschland gebe es eine Verlagerung des Kaufverhaltens. Der Absatz von Plug-in-Hybriden stagniere, dagegen hätten sich die Verkäufe von rein elektrisch angetriebenen Autos im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppelt. Der Marktanteil von E-Fahrzeugen betrage aktuell 2,7 Prozent. Die beliebtesten Modelle sind laut Bratzel der Renault Zoe, das Model 3 von Tesla sowie der BMW i3.

Trotz des Ausbaus der E-Mobilität in Deutschland sei der durchschnittliche CO2-Ausstoß der neu zugelassenen Autos in Deutschland nicht gesunken, betont Bratzel. Das sei vor allem auf den wachsenden Marktanteil der SUV zurückzuführen. Der liege aktuell bei 30,4 Prozent, nach 27,1 Prozent im Vorjahreszeitraum. Vor fünf Jahren seien dagegen nur 17,4 Prozent der neu zugelassenen Autos SUV gewesen.

Um den Ausbau der E-Mobilität in Deutschland zu beschleunigen, soll die Batteriezell-Forschung vorangetrieben werden. In der aufgeheizten Diskussion um die Standortvergabe für ein vom Bund gefördertes Batterie-Forschungszentrum, das sich unter anderem mit Batterien für E-Fahrzeuge befassen soll, hat nun die zuständige Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) Fehler eingeräumt. Als Standort beworben hatten sich unter anderem Salzgitter, Ulm und Münster.

Der Zuschlag ging an Münster, was heftige Kritik auslöste. Grund: Münster befindet sich in Nachbarschaft zu Karliczeks Wahlkreis. Der „Süddeutschen Zeitung“ sagte die Ministerin nun, sie stehe zwar zu ihrer Entscheidung, würde aber das Auswahlverfahren heute anders gestalten. Dazu gehöre unter anderem, dass die Gründungskommission keine Vorentscheidung treffe solle.