Berliner Notizen.

Offiziell ist es noch ein Tabuthema: Die Ministerposten in der Großen Koalition sollen erst ganz zum Schluss verteilt werden, bislang sei noch gar nicht darüber gesprochen worden, versichern Spitzenpolitiker der drei Parteien. Aber: „In den Parteien ist das natürlich Dauerthema, kein Mittagessen ohne diese Frage“, räumt ein führender Unterhändler ein.

Und viel spricht dafür, dass sich die drei Parteichefs über Grundzüge des Kabinetts längst verständigt haben – wenngleich die komplette Ministerliste und auch der genaue Zuschnitt der Ressorts noch nicht abgestimmt sind. Eingeweihte versichern aber, die SPD werde sich wohl mit 6 Ministerien begnügen müssen, die CSU erhielte 3 und die CDU 5 plus Kanzleramt. Nach unseren Informationen zeichnen sich folgende Eckpunkte ab: Kanzlerin Angela Merkel hält an Wolfgang Schäuble als Finanzminister und an Thomas de Maiziere als Verteidigungsminister fest, Arbeitsministerin Ursula von der Leyen muss mit dem ungeliebten Gesundheitsministerium vorlieb nehmen. Vizekanzler wird Sigmar Gabriel, der wahrscheinlich Arbeits- und Sozialminister wird oder ein vergrößertes Wirtschafts- und Energieministerium übernimmt.

Christian Kerl
Christian Kerl

Die SPD besetzt auch das Außenministerium (offenbar doch mit Frank-Walter Steinmeier, der sich sträubte), das Familienministerium (Manuela Schwesig) und das Innen- oder Justizressort (Thomas Oppermann). Die CSU dürfte auf jeden Fall Alexander Dobrindt und Hans-Peter Friedrich beispielsweise ins Verbraucher- oder ins Wirtschaftsressort entsenden.

Das Problem bei der Verteilung: Die Zahl der klassischen, hochrangigen Ressorts, auf die die Parteien besonders schielen, ist mit 5 von 14 Ministerämtern doch begrenzt. Das Auswärtige Amt gehört dazu, die Ministerien der Finanzen, des Inneren, der Verteidigung und der Justiz.

An eine Ausweitung des Kabinetts – etwa durch ein Integrations- oder ein Energieministerium – wird offenbar nicht gedacht. Dafür sei der öffentliche Ärger über die Aufstockung des Bundestagspräsidiums zu groß gewesen, sagt ein führender Verhandler. Noch eine Empörungswelle würde den Koalitionsstart zu sehr belasten.