Braunschweig. Im Podcast spricht der Braunschweiger Staatsanwalt Hans Christian Wolters mit Henning Noske und Bettina Thoenes über die Ermittlungen im Fall Maddie.

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„Ich muss sagen, dass ich teilweise selbst überrascht bin, was ich gesagt haben soll.“ Seit einem Jahr ist Hans Christian Wolters einer der international wohl meistzitierten und -interviewten Staatsanwälte Deutschlands. Ob russische, amerikanische, australische oder britische Medien, täglich erreichen ihn Anfragen zum aktuellen Ermittlungsstand im Fall der 2007 aus einem Hotelzimmer im portugiesischen Urlaubsort Praia da Luz verschwundenen dreijährigen Maddie McCann.

Im Juni 2020 sind die Braunschweiger Staatsanwaltschaft und das Bundeskriminalamt in der ZDF-Fahndungssendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ mit ihrem Verdacht an die Öffentlichkeit getreten, dass ein heute 44 Jahre alter Deutscher mit letztem Wohnsitz in Braunschweig das britische Kind abends aus seinem Bett entführt und ermordet haben könnte. Seitdem blickt die Welt im Fall Maddie nach Braunschweig. Geht es um offizielle Auskünfte zum Fortgang der Ermittlungen, gibt es für die Medien-Vertreter nur eine Quelle: Hans Christian Wolters, den Sprecher der Braunschweiger Staatsanwaltschaft.

Fall Maddie: Mehr als tausend Hinweise nach Zeugenaufruf

Im aktuellen Crime-Podcast „Tatort Niedersachsen“ unserer Zeitung berichtet Wolters, warum er sich über Medien manchmal auch ärgert, warum der Gang an die Öffentlichkeit für die Ermittler trotzdem wichtig war und was er öffentlich preisgeben kann und was nicht. Und er räumt ein: „Persönlich habe ich unterschätzt, wie lange das Medienecho anhält.“

Seit dem Zeugenaufruf sind laut Wolters mehr als tausend Hinweise eingegangen. „Wir sind in den ersten Tagen buchstäblich überrannt worden mit Hinweisen aus aller Herren Länder.“ Sie seriös abzuarbeiten, dauere an. Weitere Details gibt die Staatsanwaltschaft nach wie vor nicht bekannt. Man müsse aber sagen, so Wolters im Podcast, dass gerade die lange Zeit, in der sich die Behörde ausschweige und keine Entscheidung getroffen habe, dafür spreche, „dass unser Aufruf erfolgreich war“.

Staatsanwalt Hans Christian Wolters: Haben Erkenntnisse und Beweise, dass Maddie tatsächlich tot ist

Im Moment sei aber nicht abzusehen, „dass wir zu einem Abschluss der Ermittlungen kommen, und ich kann auch kein Zeitfenster angeben, in dem man von uns grundlegende Neuigkeiten erwarten kann“.

Für Staatsanwaltschaft und Bundeskriminalamt sei im vergangenen Juni der Zeitpunkt gekommen, an dem sie aufgrund der seit Jahren zusammengetragenen Erkenntnisse ihren Verdacht hätten aussprechen können, dass ein Deutscher Maddie in seine Gewalt gebracht und getötet habe. „Wir haben Erkenntnisse und Beweise vorliegen, die keinen anderen Schluss zulassen, als dass Maddie tatsächlich tot ist,“ wiederholt der Staatsanwalt. Offen gelegt würden diese Beweise bislang nicht. Auch der Verteidiger des Verdächtigen habe noch keine Akteneinsicht.

Mit wem hat der Maddie-Verdächtige telefoniert?

In der Fahndungssendung hatten die Ermittler lediglich von einer Mobilfunknummer gesprochen, die sich dem Verdächtigen zuordnen lasse und die in der Mobilfunkzelle geortet worden sei, zu der auch die Hotelanlage, aus der Maddie verschwand, gehöre. Mit wem hatte der Verdächtige dort telefoniert? Das sei nach wie vor unklar.

Dieses Indiz sei ein Puzzlestück. „Sie müssen sich aber vorstellen, dass wir noch weitere Puzzlestücke haben, die für uns das Bild abrunden,“ so Wolters im Podcast.