Groß Gleidingen. „Profis“ von Abholdiensten tauchen schon vor Beginn auf, um Altmetall oder Elektro abzustauben. Einige Schätzchen gab es zu holen.

Ist das was wert, oder kann das weg? Wahrscheinlich beides! So war es auch wieder an diesem Sonntag beim Dorfflohmarkt in Groß Gleidingen. Und neben denen, die nur Stöbern und Schlendern, oder denen, die gezielt etwas suchen wollten, waren die vermeintlichen Profis oft schon frühmorgens, vor dem offiziellen Beginn, zum Abstauben da. Wir machten mal die Runde im Dorf.

Carina und Martin Ehler kauften vor zwei Jahren ihr Wohnhaus, Baujahr 1935. „Wir sanieren es selbst, haben auf dem Speicher einiges gefunden“, erzählen die beiden. Unter anderem schöne alte Kassettenfenster mit Holzrahmen. Die müssen aufgearbeitet werden, das ist machbar, kostet Zeit, ist eher etwas für Könner, Liebhaber und Enthusiasten.

Martin Ehler verkaufte einige alte Fenster seines Hauses von 1935, ebenso einen alten Rasenmäher.
Martin Ehler verkaufte einige alte Fenster seines Hauses von 1935, ebenso einen alten Rasenmäher. "Alles Sperrige muss weg!" © FMN | Arne Grohmann

Alte Kassettenfenster aus Holz zum Aufarbeiten

Die kommen zum Stand der Ehlers. Fast alle Fenster werden eingeladen und abtransportiert. Ein Paar will sich nach eigenen Angaben daraus etwas für die Terrasse bauen. „Sie selbst zu nutzen, wäre für uns zu aufwändig geworden“, sagt Martin Ehler. Der ist auch froh, dass er einen alten Rasenmäher gut verkaufen konnte. „Alles was sperrig ist, muss weg!“

Lydia und Thomas Gierszewski hatten viel für Kinder, sie selbst haben vier, im Angebot. „Lego und Tonieboxen gehen gut.“
Lydia und Thomas Gierszewski hatten viel für Kinder, sie selbst haben vier, im Angebot. „Lego und Tonieboxen gehen gut.“ © FMN | Arne Grohmann

„Lego und Tonieboxen gehen gut“

Bei Lydia und Thomas Gierszewski ist das Kinderspielzeug-Paradies an diesem Wochenende. Sie haben selbst vier Kinder, die alle schon größer sind. Da ist viel Spielzeug abzugeben. „Lego und Tonieboxen gehen gut“, sagt Lydia Gierszewski. Letztere sind elektronische Boxen, auf die man eine Fantasiefigur stellt, dann erzählt die Box eine Geschichte dazu. „Früher waren das CDs, jetzt stellt man eine Figur rauf“, erläutert die Mutter.

Mit ihrem Mann macht sie bereits zum dritten Mal beim Groß Gleidinger Dorfflohmarkt mit. Auch in diesem Jahr können die eigenen Bestände und Überschüsse durch Verkauf für kleines Geld abgebaut werden.

In der Garage von Ines Geffers und ihren Schwestern gab es einiges im Angebot, unter anderem Musikinstrumente und -ausrüstung von ihrem verstorbenen Schwager, der mit einer Band Musik machte.
In der Garage von Ines Geffers und ihren Schwestern gab es einiges im Angebot, unter anderem Musikinstrumente und -ausrüstung von ihrem verstorbenen Schwager, der mit einer Band Musik machte. © FMN | Arne Grohmann

E-Gitarre von Mucker zu Mucker

Fast professionell sieht es bei Ines Geffers aus. Die hat mit ihren zwei Schwestern eine ganze Doppelgarage voll mit Flohmarktartikeln, sauber sortiert und präsentiert. So gibt es zum Beispiel die Baby- oder die Musikecke. Die Anziehsachen für die ganz kleinen Kinder ließen sich aber besser auf den inzwischen üblichen separaten „Babybasaren“ verkaufen, hat Ines Geffers festgestellt.

Ihr Schwager starb im vergangenen Jahr. Er spielte in einer Band, auch manchmal für das Dorf in der Garage. Ehefrau Angelika Heyner versucht nun, den Bestand an üblicher Mucker-Ausrüstung per Verkauf zu reduzieren. Einige Verstärker oder ein Keyboard sind noch da. „Die E-Gitarre ging heute Morgen schon weg“, erzählt sie. Die habe ein anderer Musiker gekauft, damit könne sie gut leben.

Ines Geffers vor der Doppelgarage, in der sie mit ihren Schwestern das Verkaufsgut professionell präsentierte.
Ines Geffers vor der Doppelgarage, in der sie mit ihren Schwestern das Verkaufsgut professionell präsentierte. © FMN | Arne Grohmann

Aber auch an diesen Ständen waren schon morgens die Einsammler da, die es vorwiegend auf Elektrogeräte (zum Ausschlachten), CDs oder Altmetal abgesehen haben. Die wissen, wo sie hin müssen. In Groß Gleidingen werden die Grundstücke, die beim Dorflohmarkt mitmachen, mit bunten Luftballons markiert, was die Orientierung sehr erleichtert.

Alte Puppen gehen trotz günstiger Preise nicht gut weg

Bei Klara Sytnik und Bernd Struckmeyer tanzen sie zwar nicht, aber diverse ältere Puppen warten darauf, von liebevollen neuen Besitzern und Besitzerinnen gekauft zu werden. Nur 7 Euro sollen die aufwändig gestalteten und eingekleideten Puppen kosten. „Aber das geht nicht so gut“, sagt die Noch-Besitzerin, die die Puppen seit den 70er Jahren sammelte. Auf der alten Singer-Nähmaschine mit Tretantrieb habe sie selbst noch gelernt, Röcke zu kürzen und umzunähen.

Bei ihr hätten die Abholprofis auch nach alten Fahrrädern gefragt. „Aber höflich und freundlich“, betont Bernd Struckmeyer. Gläser, auch die guten und wertvollen aus Zeiten, in denen diese noch als echter Wertgegenstand und Zierde galten, gingen gar nicht gut weg. Auch nicht für 1 Euro pro Stück.

Unentdecktes Fundstück für Oldtimer-Fahrer (Mercedes „Heckflosse“)

Ein wahrscheinlich gutes Stück für Oldtimer-Fahrer hat Bernd Struckmeyer vielleicht zu unauffällig platziert: den Tacho von einem Mercedes W110 „Heckflosse“. Der Wagen ist ein Schmuckstück, ebenso wie der, der in der Szene gerne als „Strich Achter“ bezeichnet wird. Gemeint ist der Mercedes Benz /8 der Baureihen W 114 und W 115 von 1968. Vorgänger war die Reihe 110.

Christel Melzer und Siegfried Michel hatten schom beim vergangenen Dorfflohmarkt viel gutes, altes Werkzeug verkauft.
Christel Melzer und Siegfried Michel hatten schom beim vergangenen Dorfflohmarkt viel gutes, altes Werkzeug verkauft. "Es ist aber immer noch genug da." Einige "Profi"-Händler wollten früh morgens nur alles aus Metall abholen - und nichts dafür bezahlen. Sie gingen leer aus. © FMN | Arne Grohmann

Werkzeug und Maschinen, die seit vielen Jahren funktionieren

Bei Christel Melzer und Siegfried Michel gibt es viel gutes altes Werkzeug. „Das haben wir schon vor zwei Jahren gut verkauft. Es ist aber immer noch genügend da“, erzählen die beiden. Im Angebot sind unter anderem: eine große Bohrmaschine, eine Schleifmaschine, alte Fuchsschwänze und Pappkisten mit guten Schrauben, aber auch ein alter Kassettenrekorder, eine gute Anzugfliege oder Schallplatten von Richy King oder den Oberkrainern.

Auch hier waren die „Profis“ bereits am frühen Morgen da. Sie stellten ruckzuck alte Schalen und Deko-Artikel aus diversen Metallen zusammen, wollten diese mitnehmen, als „Service“, also ohne etwas dafür zu bezahlen. Sie gingen leer aus.

Martina Brunke hatte den schönen Platz an der Kirche.
Martina Brunke hatte den schönen Platz an der Kirche. "Kinderbücher gehen gut!" © FMN | Arne Grohmann

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