Peine. Die Peiner Nachrichten haben Dieter Seidel als den „Menschen des Jahres“ geehrt. Welche Ehrenamtlichen wofür ausgezeichnet wurden, lesen Sie hier.
Einigkeit herrschte im Landkreis Peine: Dietmar Seidel ist der „Mensch des Jahres – Peine“ für 2023. Die offizielle Kür fand am Donnerstagabend im Restaurant Yachthafen Heidanger in Wedtlenstedt statt, umgeben von einer Gruppe geladener Gäste. Musikalisch untermalt durch Pavlo Pakshyn, führte Projektredakteurin Ida Wittenberg eloquent durch das Programm, während das Eventteam rund um Anke Lorenz für einen reibungslosen Ablauf sorgte.
Das Projekt „Menschen des Jahres“ unserer Zeitung hat das Ziel, die oft unbesungenen Helden in unserer Gemeinschaft zu würdigen: Menschen, die sich engagieren, im Ehrenamt beeindrucken und ohne viel Aufhebens im Hintergrund wirken. Sie stellen ihre Zeit und Energie selbstlos in den Dienst der Allgemeinheit. Insgesamt standen fünf Kandidaten zur Wahl, aber der Preis dient als Symbol der Anerkennung für alle ehrenamtlich Engagierten im Landkreis Peine.
Mit fokussierter Aufmerksamkeit und gespannten Mienen lauschte das Publikum Kerstin Loehr, Chefredakteurin der Braunschweiger Zeitung, als sie ihre Laudatio für den „Menschen des Jahres“ begann. Sie führte aus, dass dieser wie kaum ein anderer für Gemeinschaft, Selbstlosigkeit und unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz stehe. Sein Ziel sei es, Menschen aller Altersgruppen miteinander zu verbinden und zu aktivieren. Anstatt sich auf wohlklingende Sonntagsreden zu beschränken, ziehe er es vor, Ideen proaktiv in die Tat umzusetzen. „So verbindet er die Tradition mit dem Blick in die Zukunft“, beschreibt Loehr.
Der „Mensch des Jahres“ in Peine Dietmar Seidel ist seit 16 Jahren ehrenamtlich Vorsitzender des VfL Woltdorf 07
Als Dietmar Seidel immer mehr als wahrscheinlicher Sieger hervortrat, legte seine Frau Carola ihre Hand auf seine. Sein Gesicht zeigte deutlich Überraschung und Rührung, sein Blick ließ keinen Zweifel daran.
Seit 16 Jahren ist Seidel bereits Vorsitzender des VfL Woltorf 07, er trainiert die zweite Herrenmannschaft, ist Übungsleiter der Gesundheitssportgruppe, Abnehmer für das Sportabzeichen und für Rehasport und Innere Medizin besitzt er Trainingslizenzen. Das alles managt und organisiert der 61-Jährige neben seinem Hauptberuf – er ist Polizist.
„Jeder der Nominierten hätte diese Auszeichnung verdient,“ sagte Seidel entschieden. Den Preis nahm er zwar allein entgegen, er holte aber umgehend seine Frau und seine Vereinskollegen mit auf die Bühne. Denn in Woltorf, so betonteer, sei Engagement stets ein Teamspiel. Seine Frau beispielsweise, einst eine Hochleistungssportlerin und Kunstturnerin, ist die verantwortliche Kraft hinter der Abnahme der Sportabzeichen. Auch Günter Vahldiek sei, auch im fortgeschrittenen Alter von fast 83 Jahren, nach wie vor für die Belange des Sportvereins in Woltorf aktiv tätig.
Zweitplatzierter bei den „Menschen des Jahres“ in Peine ist Ehrenamtlicher Karl-Rainer Jeffe
Jens Müller, Regionaldirektor der Sparkasse Hildesheim Goslar Peine, die das Projekt fördert, trat auf das Podium, um den zweiten Platz zu verkünden. Angesichts der mitreißenden Atmosphäre ließ er seine vorbereiteten Notizen beiseite und sprach direkt und aufrichtig: „Dieser Raum ist ein Beweis dafür, dass Ehrenamt keine Frage von Alter oder Herkunft ist. Es ist die pure Entscheidung, einen Unterschied machen zu wollen“, unterstrich er. Er überreichte Karl-Rainer Jeffe an der Seite seiner Frau Gundula die Auszeichnung zum zweiten Platz.
Für den Zweitplatzierten gibt es kein „Ich habe heute keine Zeit, vielleicht nächste Woche“. Wenn die Natur dem 71-Jährigen den Zeitplan vorgibt, dann ist er zur Stelle, hilft mit bei der Amphibiensammlung, beringt Schleiereulen, Turmfalken und Dohlen, und ist zudem auch noch Storchenbeobachter.
Menschen des Jahres 2023 in Peine: Die besten Fotos der Gala
Man könnte meinen, dass mit dem Herannahen der kühleren Jahreszeit sein Arbeitspensum sinken würde – doch weit gefehlt. Über 50 Schleiereulen-Kästen hat der Lengeder gebaut. „Die wollen regelmäßig gereinigt und gepflegt werden“, erklärte er. Und bei diesen Worten spürte man: Für ihn ist das keine Last, sondern eine Herzensaufgabe, die eben getan werden müsse.
Mareike Hornig wird Dritte in Peine bei den „Menschen des Jahres“
Harald Meyer, Teamleiter der Peiner Nachrichten, betrat die Bühne, um den dritten Sieger zu verkünden. Er stellte klar, dass Ehrenamt der Kitt sei, der eine Gesellschaft zusammenhalte. „Manch einer behauptet, er hätte wegen Beruf oder Familie keine Zeit fürs Ehrenamt,“ begann er, „diese Frau jedoch setzt einen beeindruckenden Gegenpunkt und lebt vor, wie es gehen kann.“ Die Rede ist von Mareike Hornig, Ärztin und Mutter dreier Kinder.
Sie ist der Motor hinter der Wendeburger Initiative GEMEINsam Wendeburg, hat diverse Projekte koordiniert und kreative Ideen wie den Wendeburger Sternweg oder das „Weihnachtslieder to go“-Liederheft ins Leben gerufen. Die Nominierung löste in ihrem Umfeld — von Verwandten über Gemeindemitglieder bis hin zu Freunden — eine Welle der Begeisterung aus, und sorgte dafür, dass ihre Initiative weiter ins Rampenlicht rücken konnte. „Mein Wunsch ist, dass diese Initiative nachhaltig wirkt und sich über Generationen hinweg fortsetzt, damit die Gemeinschaft anhaltend davon profitieren kann“, erklärte die Drittplatzierte.
Auch Kateryna Kowalenko war für ihr Ehrenamt als „Mensch des Jahres“ in Peine nominiert
Kateryna Kowalenko, nominiert für ihren Musikunterricht mit ukrainischenKriegskindern, kam als Nominierte pünktlich zur Veranstaltung, selbstverständlich. „Aber ein wenig stressig war es schon, ich bin gleich nach einer Musikstunde mit den Kindern hier rüber geflitzt“, erzählte die Ukrainerin lachend. Mit ihrer Bandura betrat sie die Bühne, spielt, und sang mit inbrünstiger Stimme ein ukrainisches Lied. „Das Stück handelt von Menschen, die ihr Heimatland lieben, es aber verlassen müssen“, beschrieb sie den Inhalt und machte damit deutlich: Die Ukraine darf nicht in Vergessenheit geraten.
Die Ehrenamtliche Katja Rausch wurde für ihr Engagement für das Gemeinschaftszentrum Vechelde ausgezeichnet
Für ihre unermüdliche Arbeit im Verein „Gemeinschaftszentrum Vechelde“ wurde Katja Rausch ausgezeichnet. Sie ist die treibende Kraft hinter der Finanzakquise, plant und realisiert Veranstaltungen, wie zum Beispiel ein Reparaturcafé oder spezielle Digitalisierungskurse für ältere Menschen. Seitdem ein Artikel über sie in der Zeitung erschienen ist, verzeichnet die Vereins-Webseite einen deutlichen Anstieg an Besuchern, berichtet die 53-Jährige. Sie hebt hervor: „Ich finde es großartig, dass das Ehrenamt durch diesen Wettbewerb so viel öffentliche Aufmerksamkeit bekommt.“ Dabei ist sie nicht allein. Ihre gesamte Familie, vom Ehemann bis zu den Kindern, engagiert sich ebenfalls in verschiedenen ehrenamtlichen Projekten.
Der Preisträgerdes vergangenen Jahres – Kevin Schrader – war ebenfalls anwesend. Er brachte kurz nach Ausbruch des Ukraine-Krieges in einer spontanen Aktion zwei ukrainische Mütter mit ihren Kindern nach Deutschland. Seit seinem Sieg letztes Jahr habe sich einiges in seinem Leben geändert. „Ich werde jetzt öfter angesprochen, sogar in Restaurants“, sagt er. „Und natürlich höre ich auch viel Zuspruch von Freunden und Bekannten.“
Nach einem gemütlichen Get-Together zogen die Geehrten zurück in ihre Heimatorte, um dort weiterhin als Vorbilder der Gemeinschaft zu wirken, um Samen zu säen und gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen. „Denn wenn man selbst das Ehrenamt nicht vorlebt, kann man es schließlich auch nicht von anderen verlangen“, erklärte Erstplatzierter Dietmar Seidel.