Peine. Die unfassbare Tat vor rund drei Wochen am Peiner Bahnhof wirft Fragen auf. Nun kommt noch eine Strafanzeige gegen eine Schalter-Mitarbeiterin hinzu.

Ein Mann wird Opfer eines hinterhältigen Angriffs am Peiner Bahnhof, ihm wird völlig unerwartet und hinterrücks der Pfeil eine Armbrust in den Rücken geschossen. Der Schütze, David S., ein 29-Jähriger mit Verbindungen ins rechtsextreme Milieu, folgt dem Verletzten vom Vorplatz in das Bahnhofs-Gebäude. Der syrisch-stämmige Mann sucht verstört am Ticket-Schalter um Hilfe, – doch wird er dort von der Mitarbeiterin abgewiesen. Hat sich das tatsächlich so am 17. Juni in Peine zugetragen?

Das 22-jährige Opfer der sogenannten Armbrust-Attacke hat die Minuten nach der Tat seinem Anwalt so geschildert. „Wir haben deshalb einen Strafantrag wegen unterlassener Hilfeleistung gestellt“, sagt Burkhard Benecken, Strafverteidiger aus Marl. Sein Mandant sei mit dem gut sichtbaren Pfeil im Rücken in den Bahnhof gelaufen, aber die Schalter-Mitarbeiterin habe ihn den Schilderungen zufolge nur angeranzt: „Raus hier - klärt Euren Mist gefälligst draußen!“

Der Beschuldigte hatte die Tat gestanden

Die Staatsanwaltschaft Hildesheim bestätigte auf Anfrage, dass ein Strafantrag des Rechtsbeistandes des Verletzten bei der Polizei vorliegt. Nähere Informationen gebe es derzeit nicht. Die Ermittlungen dazu dauerten an.

Dem Beschuldigten wird laut Staatsanwaltschaft Hildesheim versuchter Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vorgeworfen. Er hatte die Attacke zwar gestanden. Doch noch gibt es viele Fragen. Warum griff er sein Opfer unvermittelt an? Machte er Jagd auf den 22-Jährigen, weil dieser „ausländisch“ aussah? Oder ist er ein Zufallsopfer?

Der Schütze soll psychisch krank sein

David S. soll Verbindungen ins rechtsextremistische Milieu haben, gilt als psychisch auffällig. Bei seinem Angriff im Bahnhof trug er ein T-Shirt mit dem Schriftzug „Deutsche Wut“ der Nazi-Band „Landser“, die der Bundesgerichtshof 2005 als kriminelle Vereinigung einstufte. Welche Rolle seine mögliche psychische Erkrankung spielt, soll ein Gutachten klären.

Geklärt werden muss nun auch, ob das verletzte Opfer des Schützen tatsächlich vergeblich um Hilfe bat. Die Verletzungen waren nicht lebensbedrohlich. Dennoch leidet der 22-Jährige laut Benecken noch stark unter den Folgen der Tat. Der Schock sitze tief.