Peine. Warum redet man bis Dienstag so anders in Peine? Und seit wann gibt es das Peiner Freischießen? Hier liefern wir die Antworten.

Endlich startet wieder die fünfte Jahreszeit in Peine: das Freischießen. Vor zwei Wochen traten 175 Peiner Schützen beim Schießstand auf dem Sundern an, um den neuen Bürgerkönig der Stadt Peine zu ermitteln. Freistehend mussten die Schützen die 50 Meter entfernte Scheibe treffen, um Bürgerkönig zu werden. Doch was ist das Peiner Freischießen eigentlich und warum redet man bis kommenden Dienstag so anders in Peine?

Warum gibt es das Peiner Freischießen?

­­­Das Peiner Freischießen und Schützenfeste generell reichen weit in die Vergangenheit zurück: Die Städte wollten sich gegen Plünderer schützen und fanden sich in „Korporationen“ zusammen. Vor allem in Bayern und Niedersachsen haben Schützenfeste und ihre Bräuche bis heute eine große Bedeutung.

Auf der Internetseite ist die Peiner Freischießen-Tradition wunderbar zusammengefasst. Aufgrund unklarer Besitzverhältnisse der Peiner Burg entstanden vor über 700 Jahren endlose Fehden zwischen den Welfen, den Bischöfen von Hildesheim und anderen Fürstlichkeiten. Die kriegerischen Handlungen brachten der aufblühenden Stadt große Not. Um diesem Unheil entschlossen entgegenzutreten, fanden sich erstmalig etwa um das Jahr 1300 Bürger der Stadt zusammen, um eine Schützenbruderschaft beziehungsweise feste „Korporation“ zu gründen.

Zunächst wurde bei regelmäßigen Wettkämpfen mit Armbrust und Pfeil und Bogen auf Scheiben und nachgebildete Tiere geschossen. Zum Anreiz wurde der beste Mann dann „König“ genannt. Er erhielt als Zeichen seiner Würde eine Halskette und als Geschenk einen Zinnbecher, zuweilen auch Geld. Von 1530 an war es Brauch, dass dieser sich von dem „Servis“, den städtischen Abgaben, freischoss. 1859 wurde dieser Brauch jedoch wieder abgeschafft. Im Jahre 1597 trat die heutige Schützengilde die Nachfolge der ersten Peiner Schützenbruderschaft an.

Der große Peiner Freischießen-Wortschatz

Was genau ist eine „Korporation“, warum sagt man „akkerat“ und wieso trifft man sich in Peine während des Freischießens „auf dem Zelt“? Hier kommt der Peiner Freischießen-Wortschatz:

Freischießen

Einige Schützenfeste berufen sich auf das Freischießen, bei dem sich der beste Schütze der Legende nach für ein Jahr von seinen Steuerabgaben „freischießen“ konnte. Auch wenn das Schützenfest in Peine Freischießen heißt, so ist heute mit der Königswürde keine Steuerbefreiung verbunden.

Korporationen

Korporationen sind historische Vorläufer moderner Organisationen und waren freiwillige Verbindungen Peiner Bürger, um ihre Stadt zu verteidigen.

Es gibt derzeit sieben Freischießen-Korporationen in Peine:

  • Bürger-Jäger-Corps Peine e. V. von 1871
  • MTV Vater Jahn Peine von 1862 Corporation
  • Peiner Walzwerker Verein von 1878 e. V.
  • TSV Bildung Peine von 1863 e. V.
  • Corps der Bürgersöhne von 1814 e. V.
  • Neues Bürger Corps von 1927 e.V.
  • Schützengilde zu Peine von 1597

Kommers

Als Kommers bezeichnet man die Eröffnungsveranstaltung des Schützenfestes. Der Kommers ist eine hochoffizielle Feier, ein aus besonderem Anlass abgehaltener Umtrunk in feierlichem Rahmen, früher vor allem bei Studentenverbindungen abgehalten. Bei den Kommersen der Korporationen gibt es festliche Reden der Bürgerschaffer und weiteren Mitgliedern der Korporationen.

Akkerat

„Akkerat“ kommt aus dem Plattdeutschen. „Akkurat“ kennt man, was so viel wie „ordentlich“ bedeutet.

Auf dem Zelt

Selbst der Bürgerschaffer Thomas Weitling konnte uns die Herkunft dieser Ortsbeschreibung nicht nennen. Auch im Internet findet man keine Erklärung, warum es „auf“ und nicht „in“ dem Zelt heißt. Eine Möglichkeit ist, dass es früher keine Zelte gab, sondern man sich „auf“ dem Platz irgendwo traf. Im Laufe der Jahrhunderte wurden Zeltgarnituren Orte der Feierlichkeiten. Und möglicherweise blieb so das umgangssprachliche „auf dem Zelt“ bestehen.

Bürgerschaffer

Das Wort „Schäffer“ oder „Schaffer“ stammt aus dem süddeutschen Wortschatz und heißt so viel wie Aufseher. Die Schäffer hatten die Aufgabe, das Schützenfest vorzubereiten, ein Zelt zu beschaffen, für die Musik zu sorgen und den Wirt zu bestellen – sie waren also für das Gelingen des Festes verantwortlich. Heutzutage kann das nur mit einem großen Team im Hintergrund funktionieren. Der Schaffer ist also der Festleiter und trägt die Verantwortung für das Schützenfest – in Peine nennen wir ihn den „Bürgerschaffer“. Peine hat sogar zwei davon: Thomas Weitling und Hans-Peter Männer.

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