Peine. Dr. Olaf Schulze, beim DWD und Betreiber der Wetterstation in Lengede, hatte den ersten harten Schlag genau vorhergesagt.

Nach dem Sturmtief „Ylenia am Donnerstag mit Orkanböen der Stärke 12 in Niedersachsen, sorgt am Freitag „Zeynep“ für den nächsten Wirbel, auch im Landkreis Peine. Wir baten Dr. Olaf Schulze vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Frankfurt, der für unsere Zeitung regelmäßig die Wetterdaten aus der Gemeinde Lengede einordnet, um eine Einschätzung zur Sturmlage am Freitag im Kreis Peine. Er lag fast auf die Minute genau richtig.

Gegen 17.50 Uhr ging es erstmals richtig los mit dem Sturmtief am Freitag im Kreis Peine. Olaf Schulze hatte zuvor den ersten harten Schlag für 18 Uhr angekündigt. Wie ebenfalls von ihm vorhergesagt, dauerte er auch nicht lange, nur ein paar Minuten, dann kehrte die Ruhe – vor dem nächsten angekündigten Teil des Sturmtiefs „Zeynep“ am Freitag für die späten Abendstunden ein.

Feuerwehr meldet zunächst keine größeren Schäden im Kreis Peine

Gegen 18.50 Uhr sagte Kreisbrandmeister Rüdiger Ernst am Freitag auf Nachfrage unserer Zeitung, dass sich die Einsatzlage nach dem ersten heftigen Schlag von „Zeynep“ in Grenzen halte. In Vechelde habe ein umgestürzter Baum beiseite geräumt werden müssen. Mehr gab es zu diesem Zeitpunkt aus Sicht der Feuerwehr nicht.

Wehren koordinieren Einsätze selbst über eigene Leitstellen

Ansonsten seien die örtlichen Einsatzleitstellen der Feuerwehren im Kreis Peine bereit für das, was in der Nacht noch kommt. „Wir bekommen unsere Einsätze weiter von der Leitstelle in Braunschweig“, so Rüdiger Ernst. Aber mit den eigenen Leitstellen könnten die Wehren im Kreis Peine ihre Einsätze vor Ort direkt selbst koordinieren und rausfahren.

Es bleibt stürmisch im Kreis Peine

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte bereits am Freitagvormittag vor „Zeynep“ mit orkanartigen Böen. Ab 15 Uhr hatte der DWD erneut starke Windböen angekündigt, die im Laufe des Nachmittags stärker werden sollten. Die Böen am Freitagabend bis hinein in die Nacht auf Samstag könnten laut DWD wieder hohe Geschwindigkeiten zwischen 95 und 115 km/h erreichen. Das entspricht der Stärke 11. An exponierteren Lagen könnten laut DWD auch in der Nacht zum Samstag Orkanböen mit der Stärke 12 auftreten.

Das war die Kurzversion, die Olaf Schulze im Gespräch mit unserer Zeitung am Freitag gegen 15.30 Uhr bestätigte. „Wir werden schnelle Winde haben“, kündigt er zu diesem Zeitpunkt für den Kreis Peine an. Das sei gefährlich, müsse aber auch nicht dramatisiert werden, denn: „Die Norddeutschen sind Stürme gewohnt.“

Warnungen ernst nehmen!

Einigen, die Unwetterwarnungen immer wieder ignorierten, sei aber nicht zu helfen, so der Meteorologe vom DWD. Aktuell und gerade später, wenn es richtig los geht, gilt: Möglichst nicht im Freien aufhalten, Gegenstände zum Beispiel auf Terrassen fixieren, Fenster und Türen schließen!

Dunkle Sturmwolken und dennoch schönes Licht – am Freitag gegen 18 Uhr in Sonnenberg.
Dunkle Sturmwolken und dennoch schönes Licht – am Freitag gegen 18 Uhr in Sonnenberg. © Arne Grohmann

„Die Böden sind sehr nass, da können auch unbelaubte Bäume umfallen“, betont Olaf Schulze. Das passierte am Donnerstag bei „Ylenia“ schon mehrfach, teilweise mit tödlichen Folgen. Das Gute an „Zeynep“ sei, dass der Höhepunkt in der Nacht zu Samstag zu erwarten sei. „Da sind die meisten drinnen.“

Entscheidend für potenzielle Schäden durch den Sturm mit Orkanböen sei die Windrichtung. Olaf Schulze: „Wenn ein Dach direkt in der Anströmung liegt, kann mehr passieren, als wenn der Wind im rechten Winkel auftrifft.“ Das könne aber regional oder lokal begrenzt sehr unterschiedlich sein.

So sollte „Zeynep“ im Kreis Peine durchziehen

Das Tief werde von den Fachleuten als Schnellläufer bezeichnet, weil es in weniger als 24 Stunden mehr als 1000 Kilometer zurücklegt, erläutert Olaf Schulze weiter. Für den Kreis Peine und die Region Braunschweig und Hildesheim kündigte er am Freitagnachmittag „zwei Maxima“ an: gegen 18 Uhr, eventuell nur für eine halbe Stunde, mit Böen der Stärke 9 bis 10. „Dann wird es weniger, aber ab ungefähr 22 Uhr kommt das zweite Sturm- oder Orkanfeld mit Windstärken bis 10 oder sogar 11.“ Letzteres ist offiziell ein „orkanartiger Sturm“, der Wind wird bis zu 117 km/h schnell.

Mit den schnellsten und stärksten Winden sei wieder auf dem Brocken zu rechnen, so Olaf Schulze. Ansonsten an der niedersächsischen Küste und im südlichen Schleswig-Holstein. Die Messungen des DWD – auch mit Sonden, die alle zwölf Stunden in große Höhen aufsteigen – prognostizierten weiterhin starke Winde auch in Bodennähe.

Besser derzeit nicht auf den Zug setzen

Für Zugreisende heißt es auch im Kreis Peine erstmal: Alle Räder stehen still. „Die Deutsche Bahn wird zum Schutz der Reisenden und der Mitarbeitenden den Regionalverkehr in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg, Bremen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Teilen von NRW im Tagesverlauf nach und nach einstellen. Wer immer kann, dem empfehlen wir Reisen mit der Bahn vom späten Nachmittag auf einen früheren Zeitpunkt vorzuziehen. Die Deutsche Bahn informiert über die Auskunftssysteme, den Streckenagenten von DB Regio und über bahn.de/aktuell über die Auswirkungen“, heißt es auf der Bahn-Internetseite zum aktuellen Sturmgeschehen.

Am Freitag gegen 17.50 Uhr schlug
Am Freitag gegen 17.50 Uhr schlug "Zeynep" erstmals richtig zu im Kreis Peine, hier die Kirche in Sonnenberg. Dort bogen sich die Bäume stark, blieben aber stehen. © Arne Grohmann

Der Verkehr der Regionalzüge Erixx und Enno wird am Freitag seit 12 Uhr schrittweise bis 14 beziehungsweise 15 Uhr wetterbedingt vollständig eingestellt, teilten die Betreiber mit. Nach aktueller Einschätzung werde der Zugverkehr nicht vor Samstag, 15 Uhr, wieder aufgenommen. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen werde für alle Linien eingerichtet.

Seitens der Westfalenbahn, die auch Züge durch den Kreis Peine fahren lässt, hieß es am Freitag gegen 12.30 Uhr auf Nachfrage, dass noch der eigene Zugverkehr nicht komplett eingestellt sei, das kam dann aber auch am Nachmittag. Auf der Internetseite der Westfalenbahn waren zuvor unter „aktuelle Verkehrsmeldungen“ bereits diverse Verspätungen gemeldet worden.

Straßensperrung Sonntag in Vechelde

In Vechelde muss die Köchinger Straße am Sonntag, 20. Februar, von 8 bis etwa 15 Uhr gesperrt bleiben. Das teilte der Landkreis Peine mit. Grund dafür ist ein Baum, der beim Sturm am Donnerstag auf ein Hausdach stürzte. Dieser Baum soll am Sonntag mit einem Kran gehoben werden, der auf der Straße aufgestellt werden muss.

Einen Ticker zum Sturmgeschehen in der gesamten Region finden Sie hier.

So traf Sturmtief „Ylenia“ am Donnerstag den Kreis Peine.