Berlin. In Nigeria umstellen bewaffnete Männer eine Schule und entführen 300 Menschen. Vor zehn Jahren gab es einen ähnlichen Fall.

In Nigeria sind am Donnerstag laut übereinstimmenden Medienberichten knapp 300 Schulkinder entführt worden. Schwer bewaffnete Männer umstellten demnach um 8 Uhr morgens eine Grund- und Mittelschule in Kuriga, einer Ortschaft im Bundesstaat Kaduna.

Der Lehrer Sani Abdullahi sagte gegenüber dem lokalen Fernsehsender Kaduna State Media Television, dass zunächst insgesamt 312 Schüler als vermisst gegolten hätten, wovon inzwischen 25 zurückgekehrt seien. Noch ist unklar, ob diese fliehen konnten oder anders freigekommen sind. Zunächst hatten die Täter am Donnerstag etwa 700 Schüler und Lehrer gezwungen, die Schule zu verlassen und sich in ein angrenzendes Waldgebiet zu begeben. Dabei konnten jedoch viele Kinder und Erwachsene fliehen.

Nigeria hat ein großes Problem mit Entführungen

Entführungen sind in Nigeria ein großes Problem: Seit 2014 verschleppen kriminelle Gruppen und die islamistische Terrormiliz Boko Haram im Norden des Landes vor allem Frauen und Kinder. Als Tatmotiv gelten Erpressung von Lösegeld, Zwangsrekrutierung in bewaffnete Gruppen oder sexuelle Gewalt. Vor allem Lösegeldforderungen haben aber wegen der kriselnden Wirtschaft und hohen Arbeitslosigkeit eine besondere Bedeutung.

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Am Donnerstag versuchte eine lokale Bürgerwehr, die Entführer zu verfolgen und aufzuhalten, sagte Lehrer Abdullahi. Das hatte aber keinen Erfolg, ein Mitglied der Bürgerwehr sei dabei getötet worden.

Nigerias Präsident und der nationale Sicherheitsberater sind involviert

Uba Sani, der Senator des Bundesstaats Kudanu, bestätigte den Vorfall, ohne genaue Opferzahlen zu nennen. Auf X (ehemals Twitter) schrieb er, dass er sich mit „blutendem Herzen“ von dem Vorfall berichten habe lassen. Er werde sicherstellen, dass alles unternommen werde, um die Schüler zu befreien und habe auch Präsident Bola Tinubu und den nationalen Sicherheitsberater informiert.

Ein Mitglied des Gemeinderats von Kuriga beklagte unter Tränen die unzureichende Sicherheitssituation in der Gegend. Das Gebiet, indem sich die Schule befindet, gilt als Kriminalitätsschwerpunkt. In den vergangenen Monaten sind im Bundesstaat Kaduna immer wieder kleinere Gruppen von Menschen entführt worden, vor allem Frauen und Kinder.

Vor zehn Jahren gab es ein fast identisches Verbrechen

Vor fast genau zehn Jahren sorgte in Nigeria schon einmal ein ähnliches Verbrechen für Entsetzen. Im April 2014 waren 276 Schülerinnen aus ihrem Internat in der Stadt Chibok von der Boko Haram entführt worden, die junge Mädchen häufig zwangsverheiratet oder als Sexsklavinnen missbraucht. Viele der Mädchen gelten bis heute als vermisst.